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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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kurieren.«
    »Aber Sie hätten ihm geholfen.«
    »Wenn mein Brief ihn nicht mehr erreicht hat, wird er glauben, ich hätte ihn fallengelassen.«
    »Das würden Sie aber nie tun, Herr Waldegg.«
    Sie schwieg, aber Waldegg sah es in ihrem Gesicht arbeiten. »Was bewegt dich, meine Liebe?«
    »Ich... ich frage mich... Sind Sie auch mein Vater?«
    »Ich wäre es nur zu gerne, und in meinem Herzen bist du meine Tochter. Aber – nein, dein leiblicher Vater bin ich nicht.«
    »Aber wer ist es?«
    »Ich habe nie den Mut gehabt, Elena zu fragen.«

Charlottes Nachforschungen
     
    Ehret die Frauen! Sie flechten und weben
Himmlische Rosen ins irdische Leben,
Flechten der Liebe beglückendes Band
    Lob der Frauen, Schiller
     
     
    Charlotte war zufrieden mit sich. Es hatte ihr zwar einige Mühe bereitet herauszufinden, welche Zinshäuser Waldegg gehörten, aber Karl Ludwig verfügte über Mittel, es zu ergründen. Die alte Irmtraut verlangte wenig Mühe, nur Geduld. Sie war eine geschwätzige Frau, die mit Kuchen und Wein zu locken war, und die Erwähnung, sie sei eine gute Freundin des Hauses Waldegg, tat ihr Übriges. Daher wusste Charlotte nun eine Menge über Waldeggs Beziehung zu Isabetta, einiges über ihrer beider Sohn David, hörte von dem Skandal, den Cornelius in seinen jungen Jahren angezettelt hatte, als er eine Spottschrift über die Konkubinen der Kleriker herausgegeben hatte. Sie selbst plauderte daraufhin von ihrer bevorstehenden Vermählung und spitzte noch mehr die Ohren, als die Alte von Kormann zu schwärmen begann, der in jenen Tagen oftmals zu Gast in des Domherrn Haus gewesen war. Anscheinend hatte Frédéric sich bei der Haushälterin beliebt gemacht, denn es hatte sie betrübt, als er damals die Stadt verlassen hatte. Wirklich überrascht war Charlotte, als sie erfuhr, dass er dem Jakobinerclub angehört hatte, und nahm sich vor, dazu weitere Erkundigungen einzuziehen. Denn allzu auskunftsfreudig war ihr Verlobter nicht, was seine Vergangenheit anbelangte. Immerhin konnte sie nun den Zeitraum eingrenzen, den er außerhalb von Köln verbracht hatte, nämlich etwa von Mitte 1790 bis Oktober 1794. Das Warum allerdings blieb ihr verborgen. Wenn er jedoch zu den Jakobinern gehörte – war es dann nicht überaus ungewöhnlich, dass er flüchtenden Aristokraten zur Überfahrt nach England verholfen hatte? Eher würde man meinen, er hätte gerade in den Jahren des terreurs mitgeholfen, sie an die Laternen zu knüpfen. Charlotte nahm sich vor, an dieser ergiebigen Stelle später weiterzugraben.
    Der nächste Pfad, den sie verfolgte, betraf Elena. Denn wenngleich sie Kormann gegenüber behauptet hatte, ihre Freundin könne wohl keine Kinder bekommen, so war auch ihr eine gewisse Ähnlichkeit zwischen Antonia und Elena aufgefallen. Antonia, so schätzte sie, war etwa fünfzehn oder sechzehn, musste also 1791 oder 1792 geboren worden sein. Registriert wurde die Geburt im zuständigen Pfarrbezirk, sofern das Kind nicht außerhalb von Köln zur Welt gekommen war. Es würde sich lohnen, die entsprechenden Kirchenbücher dieser Jahre durchzublättern. Frédéric konnte sie ihr sicher besorgen.
    Er tat es, und Charlotte war froh, die letzten Tage vor der Hochzeit im stillen Kämmerlein verbringen zu können, denn ihr delikater Zustand ließ sich nur noch mit Schwierigkeiten verstecken. Ja, die halbblinde Irmtraut hatte sogar zum Abschied gekichert, sie solle darauf sehen, bald ins Brautbett zu kommen, damit bei dem Vater keine Zweifel entstünden.
    Die Aufzeichnungen der Heiraten und Geburten in der Umgebung des Domes brachten ihr wenig Erkenntnisse, ein paar kleine Überraschungen erlebte sie in denen vom Bezirk Sankt Mauritius. Mitte 1792 stolperte sie erstmals über einen bekannten Namen. Jakoba war als Taufpatin eines Knaben registriert. Ob die Leute Verwandte von ihr waren? Charlotte notierte sich die Namen. Verdutzt war sie, als sie Jakoba noch einmal acht Monate früher als Patin eingetragen fand, bei einem Mädchen, das kurz danach verstorben war. Auch diese Namen hielt sie fest. Eine Spur von Antonia aber fand sie nicht. Sie hatte sich bis zum Januar 1791 durchgearbeitet und wollte allmählich aufgeben. Die letzten Monate des davorliegenden Jahres blätterte sie nur flüchtig durch und hätte den Eintrag fast übersehen. Einen Tag vor Weihnachten war eine Antonia Helena getauft worden, ihre Eltern waren Elisabeth und Wilhelm Dahmen, Stadtsoldat. Und die Patin hieß – Jakoba!
    Das konnte kein Zufall sein!

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