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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Kettenpartner.« Cornelius vergrub das Gesicht in seinen Hände, und Jean-Luc fuhr fort: »Ja, Cornelius. Wenn es denn eine höhere Ordnung gibt und wir eine unsterbliche Seele haben, dann wird die des Prinzen sich darüber freuen, dass Beatrice Erfolg mit ihrem Eingreifen hatte. Ihn hat sie nicht mehr retten können, obwohl sie dafür gesorgt hat, dass er aus der Hölle von Vannes nach Brest verlegt wurde. Sie hat seine Rehabilitierung vorangetrieben, aber wenige Tage bevor er freikam, das weißt du ja, starb er in deinen Armen. Sie wusste, was du für ihn getan hast.«
    Heiser flüsterte Cornelius: »Er war der gütigste Mann unter der Sonne. Ohne ihn hätte ich die ersten Jahre nicht überlebt.«
    »Nicht immer gütig, Cornelius, aber sicher in seinen letzten Jahren. Sie haben einander sehr geliebt, Beatrice und der Prinz. Wegen ihr ist er aus England zurückgekommen. Hätte er nur zwei, drei Jahre gewartet!«
    »Das Schicksal ist unberechenbar.«
    »Im Guten wie im Schlechten. Fahr du auf direktem Wege nach Hause, Cornelius. Lass diejenigen nicht länger auf dich warten, denen du etwas bedeutest. Ich werde Bice getreulich alles berichten, was wir gemeinsam erlebt haben.«
    Cornelius stand auf, reckte sich in der Sonne und trank noch einen langen Schluck aus dem Weinschlauch. Es war gut, die Kraft in seinen Muskeln zu spüren, den Wind in den Haaren, die Sonne auf der Haut, den süßen Wein auf der Zunge. Es war gut, eine Vergangenheit und eine Zukunft zu haben.
    Er war dankbar. Er würde Beatrice Antoinette de Keroual zumindest einen langen Brief schreiben.

Geburtstagsfeier
     
    Ach, sie vergaß der Nonnenpflicht,
Des Himmels, und der Hölle.
Die, von den Engeln angeschaut,
Sich ihrem Jesu weyhte,
Die reine, schöne Gottesbraut,
Ward eines Frevlers Beute.
    Die Nonne, Hölty
     
     
    »Gnädiges Fräulein, so werden Sie nie eine vornehme junge Dame«, ermahnte Jakoba Antonia, als sie am achtzehnten Dezember morgens in die Küche kam, bereit für den üblichen Marktgang.
    »Warum nicht?«
    »Weil vornehme junge Damen an ihrem Geburtstag bis mittags im Bett bleiben, ihre Schokolade schlürfen und sich mit Geschenken überhäufen lassen.«
    »Blödsinn, auch an Geburtstagen geht das Leben weiter! Allerdings behagt mir die Vorstellung, eine heiße Schokolade vor meinem Aufbruch zu trinken.« Antonia nahm die Tasse entgegen, nippte daran und seufzte: »Unübertroffen, Jakoba. Irgendwas tun Sie da hinein, was sie besonders würzig macht.«
    »Kardamom, ganz frisch gerieben. Sowie eine winzige Prise weißen Pfeffer. Vielleicht, Fräulein Antonia, möchten Sie dieses Rezept ja mal nachlesen.« Die Köchin reichte ihr ein hübsch verpacktes Geschenk. »Meinen herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!«
    »Oh, Jakoba, wie lieb von Ihnen.« Neugierig wickelte Antonia die Gabe aus und strahlte, als sie das in Leinen eingebundene Büchlein in der Hand hielt. Darinnen waren in Jakobas ordentlicher Schrift all ihre besonderen Rezepte verzeichnet. Überwältigt sprang Antonia auf und umarmte die Köchin.
    »Das tut eine vornehme junge Dame auch nicht, Mamsell«, mahnte diese, erwiderte die Umarmung aber dennoch.
    Als die Schokolade ausgetrunken war, ließ sich Antonia die Einkaufsliste geben, die diesmal allerlei Zutaten für das Weihnachtsgebäck enthielt. Das stellte eine Herausforderung dar, und wohlgemut machte sie sich auf den Weg zum Spezereienhändler.
    Sie hatte die wichtigsten Waren bereits in ihren Körben verstaut, als sich ihr ein kleines Geschöpf mit einem riesigen, karierten Bündel über dem Rücken in den Weg stellte.
    »Fräulein Antonia, bitte. Ich muss mit Ihnen sprechen.«
    »Maddy?«
    Misstrauisch betrachtete Antonia das klein gewachsen Mädchen. Die Dienstmagd der Stammels war ihr vor einem Jahr als zierlich erschienen, inzwischen schien sie selbst jedoch noch gewachsen zu sein, sie überragte sie um eine Haupteslänge. Maddy maß höchstens vier Fuß von den abgestoßenen Spitzen ihrer Schuhe bis zu dem fadenscheinigen Tuch, das ihre braunen Haare versteckte – eine Zwergin fast.
    »Ja, ich bin’s. Maddy. Sie erinnern sich an mich, gnädiges Fräulein?«
    »Ja, natürlich.«
    »Sie haben der Marie neulich die Meinung gesagt. Es tut mir leid, dass ich Schuld an dieser Szene hatte. Ich habe für sie spioniert. Ich wusste nicht, dass sie Sie erpressen wollte. Es war in Ordnung, dass Sie ihr eine gescheuert haben.«
    »Mhm.«
    »Bitte, Fräulein Antonia, ich bin in Not. Sie hat mich rausgeworfen. Ohne

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