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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Besatzung kennen, einige Matrosen, die sich aber zurückhaltend verhielten. Am Abend bat Jean-Luc ihn, das Essen mit ihnen zusammen einzunehmen. Cornelius brachte den unterschriebenen Vertrag mit in die Messe.
    Auch die restlichen Tage der gut zwei Wochen dauernden Reise verbrachte er in der Gesellschaft der drei Wissenschaftler und des Kapitäns. Sie unterhielten sich, bezogen Cornelius in ihre Gespräche mit ein, stellten ihm aber nie Fragen zu seiner Person. Er hatte zunächst zwar nur zugehört, aber er merkte, wie die Themen anfingen, ihn in ihren Bann zu ziehen. Als er seine ersten Fragen stellte, wurden sie bereitwillig beantwortet, und als sie den Hafen von Lanzarote anliefen, hatte er sich mit Hilfe von Hervé schon einen Grundwortschatz Spanisch angeeignet. Sein Misstrauen war zwar noch nicht ganz verflogen, zu lange hatte er sich von der Gesellschaft ausgestoßen gefühlt, und das eigenartige Verhalten seiner Reisegenossen wusste er nicht einzuschätzen. Doch als sie die Insel erreichten, bekam er, wie die anderen auch, ein Zimmer in einer Herberge, und ganz selbstverständlich gingen die drei Forscher davon aus, dass er sie auf ihren Wanderungen begleitete. Nachdem sie festgestellt hatten, dass er ganz annehmbar mit dem Zeichenstift umgehen konnte, war es seine Aufgabe, die Objekte zu skizzieren, die man nicht mitnehmen konnte.
    Noch lebte Cornelius nur von einem Tag auf den nächsten, aber ganz allmählich wuchs sein Zutrauen in die leicht exzentrische Gruppe von Forschern. Es entwickelte sich zwischen ihnen eine unproblematische Arbeitskameradschaft. Sie kamen gut miteinander aus, respektierten gutmütig die kleinen Marotten, die ein jeder so hatte, und pflegten einen lebhaften Austausch wissenschaftlicher Theorien. Da Cornelius über einen gesunden Menschenverstand verfügte und von seiner Intelligenz, wenn auch nicht von seiner naturwissenschaftlichen Bildung her, mit den anderen mithalten konnte, bezogen sie ihn immer mit ein. Dazu kam das milde, sonnige Klima, das so ganz anders als die dunklen, kalten Winter der Vergangenheit seinem Körper wohltat. Auch das gesunde Essen, die saftigen Früchte, frische Fische, manches ungewohnte, aber schmackhafte Gemüse bewirkten, dass er das Leben wieder zu genießen begann.
    Im Februar verließen sie die Vulkaninsel Lanzarote und besuchten die kleineren, waldigeren Inseln.
    Nicht alle Tage indes verliefen problemlos. Das Leben, das sie führten, war nicht frei von Gefahren. Einmal war Bartholomé bei einer Klettertour auf einen Vulkan abgestürzt und blieb benommen auf einem schmalen Felssims liegen. Ohne große Worte ließ Cornelius sich von den beiden anderen abseilen, um den Vulkanologen aus seiner bedrohlichen Lage zu retten. Ein anderes Mal hatte es in einer Kneipe eine Schlägerei gegeben, die zu einer Messerstecherei ausartete. Die drei Forscher waren anstandslos Cornelius’ Anweisungen gefolgt und hatten sich so aus dem Getümmel, ohne mehr als nur ein paar blaue Flecken zu erhalten, entfernen können. Cornelius aber hatte zwei der wütenden Trunkenbolde niedergeschlagen und dabei eine üble Stichwunde im Arm erhalten. Sie verarzteten ihn an Bord und segelten am nächsten Tag nach Gran Canaria weiter. Hier war es Hervé, der bei einem nachmittäglichen Schwimmausflug eine Woche später Cornelius kameradschaftlich den Arm um die Schulter legte. Noch immer zuckte er bei derartigen Berührungen zurück, aber diesmal ließ der Ältere ihn nicht los.
    »Bewunderst du nicht auch diese hinreißende Tätowierung, die sich Jean-Luc auf den Hintern hat sticken lassen?«
    Anker, Herz und Kreuz prangten blau auf milchweißer Haut.
    »Ich frage mich, wen er damit beeindrucken will. Vertrauen die Mädchen auf Glaube, Liebe und Hoffnung mehr, wenn sie auf einer männlichen Kehrseite zur Schau getragen werden?«
    Jean-Luc war der Liebling der Insulanerinnen und ließ selten eine Gelegenheit ungenutzt, sich ein Schäferstündchen zu verschaffen.
    »Sie scheinen es pikant zu finden.«
    Hervé ließ Cornelius los und schlug ihm leicht auf die Schulter. »Es kostet eine halbe Stunde Schmerz. Das dürfte weit leichter zu ertragen sein als die andere Operation. Und der Künstler, der diese Tätowierungen durchführt, hat auch wunderschöne Meerjungfrauen im Angebot.«
    Es schmerzte zwar etwas länger, aber das verräterische F war unter einer wollüstig sich windenden fischschwänzigen Maid verschwunden.
    Der Sommer ging in den Herbst über, und auf der Fahrt nach

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