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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Bitte.«
    »Natürlich.«
     
    Es kostete Antonia einige Überredungskunst, Maddy einzustellen. Nicht, dass Elena grundlegend etwas gegen eine Zofe gehabt hätte, aber sie hätte lieber selbst die Auswahl getroffen. Waldegg hingegen hörte sich Antonias Argumente schweigend an und machte sich seine eigenen Gedanken.
    »Zur Probe, Elena. Drei Monate zur Probe, würde ich vorschlagen. Wenn es Unregelmäßigkeiten gibt, werden wir sie bis dahin herausfinden.«
    »Wenn du meinst, Hermann.«
    »Ich meine. Antonia braucht jemanden, der sich um ihre Sachen kümmert, jetzt, da sie eitel wird.«
    »Eitel? Ich?«
    »Du hast vorgestern eine halbe Stunde gebraucht, um ein Kleid für den Besuch bei Schaaffhausens auszuwählen. Das ist ein untrügliches Zeichen für beginnende Eitelkeit.«
    »Mir war eine Rüsche abgerissen, die ich annähen musste.«
    »Sage ich doch. Vor einem Jahr wäre dir eine solche Nebensächlichkeiten völlig gleichgültig gewesen.«
    Antonia schnaufte erheitert. »Ich fürchte, da haben Sie Recht. Da hätte ich auch meine Schuhe nicht abgebürstet und mir die Locken hochgesteckt. Da sehen Sie mal, wie verderblich der Einfluss der guten Erziehung ist.«
    »Äußerst verderblich. Darum wirst du deine Zofe bekommen. Elena, bitte Linda, sie soll sich um das junge Mädchen kümmern und es einweisen.«
    Elenas Kammerfrau nahm sich also Maddys an.
    »Und nun, liebes Kind,«, sagte Elena und streckte beide Hände aus, »will ich dir endlich alles Gute zum neuen Lebensjahr wünschen.«
    Antonia ließ sich die hauchzarte Umarmung ihrer Mutter gefallen und erwiderte sie sogar mit einem leichten Gegendruck. Waldegg umarmte sie herzlicher, und dann musste sie ihre Geschenke entgegennehmen. Manches begehrte Buch fand sie darunter, zierlich bestickte Bänder, einen luxuriösen Kaschmir-Shawl, parfümierte Seifen und einen Flakon ihres Lieblingsduftes sowie ein Necessaire.
    Sie zeigte gebührende Freude über alles, insgeheim aber waren ihr die Bücher das Wichtigste. Sie versenkte ihre Nase den ganzen Nachmittag in einen Weltatlas, bis Elena sie darauf aufmerksam machen musste, dass es Zeit war, sich für die Abendgesellschaft umzukleiden.
    »Was soll ich denn tragen, Frau Mutter?«
    »Oh, du wirst in deinem Zimmer etwas Passendes finden«, antwortete Elena mit einem geheimnisvollen Lächeln. »Deine neue Zofe wird dir dabei zur Hand gehen.«
    Tatsächlich fand Antonia in ihrem Zimmer nicht nur Maddy vor, die in ein adrettes dunkelblaues Kleid gesteckt worden war, sondern auch eine prächtige Robe aus cremeweißer Wolle, bestickt mit gelben und ockerfarbenen Ranken.
    »Es gibt auch feine Seidenwäsche dazu, gnädiges Fräulein. Und Elfenbeinkämmchen für die Haare.«
    »Ich werde wirklich eitel. Wie schrecklich!«
    »Machen Sie sich nichts daraus. Ich habe nämlich Ihre Hosen und Stiefel gerettet. Diese Kammerfrau, die mich in Ihre Schränke eingewiesen hat, fand sie und wollte sie verbrennen. Aber man weiß ja nie, nicht wahr?«
    »Nein, man weiß nie, Maddy.«
    Die beiden tauschten einen wissenden Blick. Niemals würden sie Dame und Zofe sein. Beide hatten eine Zeit hinter sich gelassen, die ihnen Erkenntnisse über das Leben gewährt hatte, die der vornehmen Welt verborgen blieben. So begann mit diesem Blick eine ungewöhnliche Freundschaft.
    Doch nach außen hin verwandelte sich Antonia jetzt in die hinreißend schöne Tochter aus bester Familie, und selbst Elena konnte sich der Beifallsrufe nicht enthalten, als sie mit erhobenem Haupt in den Salon trat.
    »Wohl gelungen ist sie dir, Elena, überaus wohl gelungen«, pflichtete der Domherr seiner Gemahlin bei. »Allerdings muss ich dir den leisen Vorwurf machen, dass du eine nachlässige Mutter bist.«
    »Ich habe alles getan, was ich konnte, Hermann. Warum behauptest du so etwas?«
    »Weil deine arme Tochter sich ganz gewiss Halsschmerzen zuziehen wird, so nackig, wie sie um das Dekolleté wirkt.«
    Antonia fasste sich an den Ausschnitt. Ja, er war sehr tief, viel tiefer, als sie es gewöhnt war. »Ich werde ein Fichu holen.«
    »Nein, Liebes. Ich habe hier... wo hab ich es denn?« Waldegg forschte in seinen Rocktaschen nach. »Ich habe doch ein wärmendes Zubehör erworben. Ah, da ist es schon!« Langsam zog er eine Doppelreihe cremefarbener Perlen aus der Brusttasche und hielt sie in der Hand, so dass sie im Lampenschein schimmerten.
    »Man hat mir versichert, sie schützen ganz besonders gut gegen Halsschmerzen.«
    »Herr Vater... Sie sind so schön. Aber sagen

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