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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Kopf in meinem Schoß. Aber dann... dann...«
    »Er hat dich vergewaltigt«, stellte Antonia trocken fest.
    Sehr leise und mit gesenktem Kopf antwortete ihre Mutter: »Ja.« Sie schlug die Hände vor das Gesicht und schluchzte leise auf. »Ich habe mich nicht gewehrt! Ich wusste gar nicht, wie mir geschah.«
    Waldegg setzte sich neben sie und legte seinen Arm um ihre Schulter. »Es hätte nichts geändert.«
    Antonia aber dachte anders darüber. Sie hatte miterlebt, wie Elisabeth, ihre wirkliche Mutter, von Soldaten roh missbraucht worden war. Sie hatte sich auch nicht gewehrt – weil sie nicht über Gebühr verletzt werden wollte. Was Elena erlebt hatte, war vermutlich mehr Verführung, wenngleich wider Willen und Wissen. Dennoch, zumindest war es eine Erklärung, wie es zu ihrer Zeugung gekommen war.
    Elena hatte sich wieder gefasst und sprach weiter: »Es waren plötzlich weitere Schritte zu hören. Jemand kam. Sein Verfolger. Der Mann verschwand durch das Fenster, und ich blieb völlig verstört am Boden liegen. Der andere stürzte in die Sakristei und stolperte über mich. Er fluchte schlimm, als er das offene Fenster sah, und beschimpfte mich, ich hätte einem gemeinen Verbrecher zur Flucht verholfen. Dann erkannte er mich. Und ich ihn. Es war Daniel Bernsdorf. Darum, Antonia, bin ich neulich so verlegen gewesen. Ich... Ja, ich war damals wirklich ein bisschen in ihn verliebt. Aber nach diesem Zwischenfall hatte ich jegliche Hoffnung aufgegeben. Er war ritterlich genug, den Vorfall niemandem gegenüber zu erwähnen.« Sie wischte sich müde über das Gesicht. »Auf jeden Fall hat mir auf diese Weise die heilige Ursula ein überdeutliches Zeichen gesandt.«
    Also war Bernsdorf nicht ihr Vater, stellte Antonia mit leichtem Bedauern fest. Die Frage blieb offen, und sie wollte sie jetzt geklärt haben.
    »Wer aber, Frau Mutter, war um Himmels willen der Mann, der geflohen ist? Wer ist mein Vater?«
    »Liebes, ich weiß es nicht. Ich habe ihn vorher nie getroffen, und ich habe ihn danach nie wieder gesehen.«

Des Seemanns Heimkehr
     
    Munter fördert seine Schritte
Fern im wilden Forst der Wandrer
Nach der lieben Heimathütte.
Blökend ziehen heim die Schafe ...
    Die Glocke, Schiller
     
     
    Cornelius betrat Ende März des Jahres 1808 nach einer stürmischen Seereise wieder das europäische Festland. Die Lumière war in Le Havre eingelaufen. Von dort aus reiste Jean-Luc nach Brest weiter, die beiden anderen Forscher wollten sich nach Paris begeben. Der Abschied von Jean-Luc fiel Cornelius schwer, sie waren in dem gemeinsamen Jahr gute Freunde geworden.
    »Ihr habt viel für mich getan«, sagte er und umarmte den gleichaltrigen Franzosen. »Wenn je Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit wahr geworden sind, dann für mich in eurer Gesellschaft. Danke, Jean-Luc.«
    »Du hast unter viel schwierigeren Umständen diese Werte hochgehalten, mein Freund, der Dank liegt auf unserer Seite. Kehr wohlbehalten heim. Wir werden in Verbindung bleiben.« Bewegt hielten sie sich eine Weile fest, dann trennten sie sich.
    Sie hatten sich ausdauernde Pferde besorgt, und mit Hervé und Bartholomé ritt Cornelius zunächst bis zur französischen Hauptstadt. Von dort machte er sich alleine auf den Weg in die Heimat. Es war eine angenehme Reise, denn das warme Frühlingswetter hatte bereits eingesetzt. Es hielt die zwei Wochen an, die er für die Strecke benötigte, dann schlug der April unbarmherzig zu. Er erreichte den Stammsitz seiner Familie, die Burg Adendorf, in einem eisigen Graupelschauer. Genauso eisig wie das Wetter war auch der Empfang, der ihm geboten wurde. Trutzig lag die Burg vor ihm, der breite Graben umgab die ganze Anlage, und triefend hingen die Weidenzweige in das Wasser. Dahinter erhoben sich die Mauern abwehrend, und es kostete ihn Überwindung, über die Brücke zu reiten und an das Tor zu klopfen.
    Man öffnete ihm, aber weiter als bis in den Innenhof gelangte er nicht. Als er vor dem geschwungenen Treppenaufgang stand, trat ihm ein Bediensteter des Freiherren von der Leyen zu Adendorf entgegen und erklärte ihm kühl, für ihn sei niemand zu sprechen.
    Cornelius zuckte mit den Schultern. Er hatte es ja schon geahnt – hier würde es keine Versöhnung geben. Er wollte wieder in den Sattel steigen, als er an einem Fenster eine Bewegung sah. Eine Hand winkte ihm zu, Richtung Remise. Also überquerte er mit seinem Reittier am Zügel den Hof und band es an einem Ring fest. Dann öffnete er das Tor einen Spalt

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