Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)
er uns erkannte.«
»Wir gingen es sehr zurückhaltend an und warteten sogar, bis Lindenborn gegangen war. Erst dann fing Cornelius an, Kormann zu überreden.«
»Er war ganz kalt und abweisend, fühlte sich so vollkommen im Recht. Niemals würde er zulassen, dass mir, einem Verbrecher, ein Grundstück verkauft würde.«
»Er wurde nachdenklicher, als wir einflochten, er habe doch bereits eine ganze Reihe Häuser erworben.«
»Ja, aber dann tat er es als ziemlich beiläufig ab. Er sei eben an Investitionen interessiert.«
»Wir mussten ihn tatsächlich daran erinnern, wie eigenartig es uns vorkam, dass der Wohlfahrtskommissär immer die interessantesten Objekte durch den Bauunternehmer Lindenborn ersteigern ließ.«
»Das hat indes nur kurzfristig zu seiner Irritation beigetragen, weshalb Thomas unsere Vermutung laut werden lassen musste, möglicherweise habe jemand aus besagter Kommission vorab, unter Wahrung von Eigeninteressen, über die Auswahl der zu versteigernden Häuser entschieden. Was einen unerfreulichen Fall von Korruption darstellen würde.«
»Worauf er an Kühle verlor und uns gerne mit derben Worten des Raumes verwiesen hätte, wäre Cornelius nicht eine passende Bemerkung über unsere guten Beziehungen zu einem Redakteur der Kölnischen Zeitung entschlüpft.«
»Da hat er tatsächlich das Wort Erpressung in den Mund genommen.«
»Worauf wir von Bürgerpflicht sprachen und vom Interesse der Öffentlichkeit an der Lauterkeit der Staatsdiener. Cornelius tat es mit salbungsvollen Worten und gab auch einen kleinen Hinweis auf den integeren Charakter, den die Mitglieder des Conseil de Commerce vorweisen sollten, damit sie vom Minister benannt werden konnten.«
»Thomas murmelte hierbei Valerian Raabes Namen, was unseren Gesprächspartner zu einem milden Erbleichen brachte.«
»Doch seine Contenance ist bewundernswert, er fing sich wieder und zeigte Verhandlungsbereitschaft. Er bot uns ein anderes Objekt, in einer unglücklichen Lage, in einem widrigen Zustand. Wir verglichen es passenderweise mit dem Haus, in dem die Äbtissin Ottilia und die armen Schwestern von Sankt Mauritius untergebracht waren, nachdem ihnen ihr Heim im Klostergut genommen wurde.«
»Dabei erinnerten wir ihn auch gleich noch daran, dass diese bedauernswerten Damen nicht einmal die Unterstützung durch das Wohlfahrtsbureau erhielten und sie jämmerlich Hunger leiden mussten. Thomas betonte dabei die wohltätige Rolle des Domherrn, der sich um die Bejammernswerten in aufopferungsvoller Weise kümmerte.«
»Er bot uns ein weiteres, nicht diskutables Objekt an.«
»Wir lehnten es ab. Er hingegen lehnte es ab, uns das gewünschte Haus zu verkaufen.«
»Also holte Cornelius zum vernichtenden Schlag aus.«
Thomas konnte nicht an sich halten und prustete vor Lachen los. Cornelius fuhr, mühsam gefasst, mit ernster Miene fort: »Nun, cher Frédéric brauchte eine gewisse Zeit, bis er die wahren Zusammenhänge erkannte. Doch dann wurde ihm die Aussicht allmählich bewusst, die Dame, die auf den schönen Namen ›Fussije Ida‹ hört, könne ihr Recht anmelden, Wohnung bei ihm zu nehmen.«
»Zumal wir ihm Hilfestellung gaben und ihn baten, sich die Identität der werten Matrone von seiner Frau Gemahlin bestätigen zu lassen.«
»Ah ja, Thomas, seine Haltung hätte man geradezu als gebrochen bezeichnen können, als du von seinen Kindespflichten sprachst. Und von der Notwendigkeit, einen reichen Vorrat an Gin anzulegen, damit sich seine Schwiegermama in seinem neuen Heim wohlfühle.«
»Als du dann, lieber Cornelius, auch noch von der Bereitschaft der Fussijen Ida sprachst, ihre noble Verwandtschaft in einschlägigen Kreisen löblich zu erwähnen, war er sogar bereit, Lindenborn dazu zu bewegen, uns das Haus für den Preis zu verkaufen, für den der es ersteigert hat – und der lag deutlich niedriger, als wir dafür geboten hatten.«
»Saubere Arbeit«, lobte Antonia die beiden und grinste. »Ei, da habt ihr dem ondulierten Affen aber eine schöne neue Locke in den Pelz gebrannt!«
»Meine liebe, garstige Schwester, das meiste davon war dein Verdienst. Auf dich!« Cornelius hob sein Glas zu einem Salut, die anderen folgten ihm.
»Auf die Fussije Ida!«, erklärte Antonia trocken und trank. »Ich verdanke sie François.«
Der hatte dem Bericht mit einem immer breiter werdenden Grinsen zugehört und sich schließlich vor Lachen geschüttelt. Jetzt war er aber wieder ernst geworden.
»Kormann muss den Notar bestochen haben,
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