Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)
aus, was ich denke, ich habe keine Geduld mit Heuchelei und Speichelleckern. Sie haben einige Kostproben von mir erhalten. Mag sein, ich erheiterte Sie, aber es ist kein glücklicher Zug von mir. Ich würde Ihnen auf Ihrem Weg nur schaden.«
»Antonia, Sie sind so schön und so lieb. Mit Ihnen an meiner Seite kann ich alles erreichen. Aber ich weiß, was Sie mir zu verstehen geben wollen. Wenn meine Gefühle ein wenig abgekühlt sind, werde ich es vielleicht sogar zu schätzen wissen, was Sie mir eben erklärten. Aber noch bricht es mir das Herz.«
»Glauben Sie mir, es tut mir genauso weh wie Ihnen. Erwiderte ich auf gleiche Weise Ihre Liebe, könnte es eine Chance geben. Ich empfinde große Zuneigung zu Ihnen, François. Tiefe Freundschaft und bedingungsloses Vertrauen. Ich möchte Ihre Freundin sein, was immer geschieht.«
Langsam hob er ihre Hand an seine Lippen und küsste ihre Fingerspitzen. »Sogar die Bitterkeit der Ablehnung verstehen Sie zu versüßen, meine Liebe. Wir wollen nicht mehr darüber sprechen. Doch sollte sich irgendwann Ihre Meinung ändern, Antonia, geben Sie mir ein kleines Zeichen.«
Sie erhoben sich und wandelten schweigend den von Rosenduft gesäumten Weg zurück. Kurz bevor sie die Gesellschaft erreicht hatten, blieb Antonia noch einmal stehen.
»Ich weiß nicht, warum, aber irgendwie habe ich das Gefühl, sie wird Marianne heißen.«
François lachte. »Hexe!«
Einträchtig schweigend betrachteten sie die ersten Tränen des Laurentius, die kleinen, flinken Meteoriten, die vom Himmel tropften.
David und Cornelius waren mit dem Nachen ein gutes Stück gegen den Strom gerudert. Als im Westen die Sonne über den Türmen der Stadt unterging und sich der Himmel von blassem Blau über Violett zum grünlichen Schimmer der Dämmerung verfärbte, zogen sie die Ruder ein und ließen sich mit der Strömung treiben.
»Noch drei Wochen«, bedauerte David leise. »Dann muss ich zurück. Es wird lange dauern, ehe wir uns wiedersehen, Cornelius. Ich kann nicht jeden Sommer eine solche Reise machen.«
»Ich weiß. Auch ich werde hart zu arbeiten haben. Aber wir haben diese Monate für unsere Erinnerung, mein Bruder. Und wir werden Briefe schreiben.«
»O ja, das werden wir. Mein Gott, ist das schön hier! Ich wusste nicht, wie sehr ich diese hässliche Stadt vermisst habe. Und meine Familie.«
»Du sprichst mir aus dem Herzen. Aber du hast es jetzt gut getroffen, nicht wahr?«
»Ich habe großes Glück, dass mich Meister Leopold aufgenommen hat.« David lächelte. »Er ersetzt mir fast eine Familie. Er würde es gerne sehen, wenn ich als Schwiegersohn dazugehörte.«
»Das Mädchen gefällt dir nicht?«
»Ach, Emma ist schon in Ordnung. Aber mir steht der Sinn nicht nach einer Bindung.«
»Du bist verwöhnt, Junge. Mit deinem Aussehen verdrehst du jedem weiblichen Wesen den Kopf. Ich sehe doch die schmachtenden Blicke, die dir auf Schritt und Tritt folgen.«
»Ich mag sie nicht, Cornelius. Diese schmachtenden Blicke. Es steckt zu viel Berechnung dahinter.«
»Wann bist du so ein Zyniker geworden?«
»Seit ich ein Geheimnis der Frauen nach dem anderen enthüllt bekam. Als Knabe faszinierten sie mich, als Junge zogen sie mich magisch an, als Jüngling lernte ich, dass der Schein oft trog, und als Mann erkannte ich die Forderung, die hinter jedem schmachtenden Blick steht. Hinter jeder gehauchten Liebeserklärung lauert pure Eigenliebe, hinter jedem kapriziösen Flirt wartet habgierige Selbstsucht und unter jedem Kuss ein kaltes Kalkül.«
»Pfui über dich, David. Das ist nicht fein. Nicht alle Frauen kannst du so über einen Kamm scheren. Ich habe dir von Bice erzählt. Was du sagst, kann ich nicht bestätigen.«
»Gut, ich will es einschränken – es sind die so genannten anständigen Frauen, die mich Vorsicht gelehrt haben.«
»Elena ist eine anständige Frau.«
»Elena hat jahrelang verheimlicht, dass sie eine Tochter hat. Sogar jetzt verbirgt sie etwas vor uns und unserem Vater.«
»Das ist ihre Sache, David. Und, ja, solche wie die Fussije Ida verstecken ihre Interessen natürlich nicht hinter geheuchelter Sittsamkeit, da magst du Recht haben. Die unanständigen Mädchen sind leichtherziger und amüsanter im Umgang. Aber wenn du nicht ein einsamer Hagestolz werden willst, dann wirst du dich irgendwann nach einer Partnerin umsehen müssen. Ich habe den Verdacht, unser Vater würde sich über eine reiche Enkelschar höllisch freuen.«
»Sicher. Du bist der Ältere, beginn
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