Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)
versüßt. Mach ihr ruhig ein wenig Angst und frage sie, ob sie noch Verwandte hat, zu denen sie ziehen kann. Lass dabei die Namen der Herren, die wir entdeckt haben, fallen, aber ohne Hinweis auf deren Funktion.«
»Toni, das kann ich doch nicht machen! Das ist Betrug!
»Eine Schwindelei.«
»Es gehört sich auch nicht zu schwindeln.«
»Willst du deinem Bruder helfen oder nicht?«
»Natürlich, aber nicht auf diese Weise. Außerdem kann ich so etwas nicht. Sie wird mich durchschauen und die Gendarmen rufen!«
»Angst, Leutnant?«
»Unbehagen!«
»Und das war einmal der Mann, der aus einer belagerten Festung durch dunkle Kanäle entkommen ist, die feindlichen Reihen durchquerte und der Gefangennahme durch einen gewitzten Trossbuben entkam, um Verstärkung für seine Kameraden zu holen.«
»Das war etwas anderes.«
»Geschwindelt hast du da auch.«
David musste lachen. »Ja, Toni, da hast du mich. Na gut, ich will es versuchen. Wer ist die Dame?«
»Sie hört auf den schönen Namen ›Fussije Ida‹ und ist von Beruf Trottoirschwalbe im Ruhestand. Ich würde sie ja selbst gerne ausfragen, David, aber als Mann hast du deutlich bessere Karten bei ihr, vermute ich.«
»Ach du großer Gott!«
»Lass dich nicht vernaschen.«
David hatte den Auftrag zu Antonias Zufriedenheit erledigt, aber er war noch immer von dem Erlebnis erschüttert, als sie um die Mittagszeit wieder zu Hause eintrafen. Im Laufe des Nachmittags kamen dann Waldegg und Cornelius zurück, und beide sahen diesmal sehr zufrieden aus.
»Was habt ihr unternommen, Herr Vater? Sie sehen glücklich aus!«
Er zog eine Urkunde aus dem Portefeuille, das er bei sich trug, und legte sie auf den Tisch.
»Der erste Akt ist vollbracht. Cornelius ist nun mein rechtlicher adoptierter Sohn.«
Antonia betrachte die Urkunde. »Ich denke, ich weiß, wie du dich gefühlt hast, als du das unterschrieben hast, Hermann Cornelius Waldegg.«
»Wie neugeboren!«
»Richtig!«
»Meinen Glückwunsch, Bruder!« Sie ging auf ihn zu und umarmte ihn schnell und kameradschaftlich.
»Ich hatte nicht erwartet, dass es dich freut, auf Gedeih und Verderb mit mir in einer Familie gebunden zu sein.« Aber das Lachen in seinen Augen strafte seine Worte Lügen, und er hob sie ein Stückchen zu sich hoch. »Garstiges Schwesterlein!«
»Man könnte glauben, ihr seid Geschwister von Geblüt«, stellte der Domherr fest und lächelte ebenfalls. »Nächste Woche nehmen wir uns deiner an, David. Doktor Joubertin ist dabei, die Formalitäten vorzubereiten.«
Antonia zappelte und befreite sich von Cornelius. »Ah, Joubertin! Sein Sohn müsste gleich hier eintreffen. Meine Herren, wir müssen Kriegsrat halten.«
»Was heckst du aus, Kind?«
»Intrigen, Herr Vater.«
»Dann will ich mich besser zurückziehen, eure dunklen Machenschaften gehen mich nichts an.«
»Weise, Herr Vater, sehr weise. Gehen Sie, und halten Sie Ihr Nickerchen.«
Sie setzten sich in die Bibliothek, und kurz darauf kam auch François dazu. Sie konferierten lange, oft kontrovers, laut und leidenschaftlich. Aber nach drei Stunden lehnten sie sich zufrieden zurück, und Cornelius fasste das Ergebnis kurz mit den Worten zusammen: »Ich glaube, so wird es gehen«, und mit einem wahrlich sardonischen Grinsen ergänzte er: »Ein Erfolg wird mich tief befriedigen.«
»Mich auch«, stimmte François Joubertin zu. »Morgen Mittag also, um zwei Uhr.«
Antonia bedauerte es ungemein, nicht mitgehen zu können, als Cornelius und Thomas am kommenden Tag zu ihrem Termin bei dem Notar aufbrachen. David und sie machten einen langen Spaziergang entlang der Stadtmauer, und als sie zurückkehrten, hatte sich auch Joubertin eingefunden, genauso neugierig, etwas über den Ausgang der Verhandlungen zu hören.
Sie brauchten nicht lange zu warten. Die beiden Männer kamen ins Haus gestürmt, beide in übermütigster Stimmung. Thomas hielt einen riesigen Blumenstrauß in der Hand, den er Antonia mit einem Kratzfuß und funkelnden Augen überreichte, Cornelius hatte zwei Champagnerflaschen dabei, von denen er eine gleich öffnete.
»Gewonnen!«, triumphierte er und lachte laut. »Oh, und was für ein Sieg!«
»Nun erzählt doch, erzählt«, drängten Antonia und François.
»Es war göttlich!« Selbst der zurückhaltende Thomas kicherte noch immer. »Unbeschreiblich!«
»Er war da, genau, wie du es erwartet hast, Toni. Er und Lindenborn. Sie hatten gerade das Geschäft besiegelt. Sein Gesicht war ein Vermögen wert, als
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