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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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trübseligen Tagen ihrer Trauer und hatte ihr geholfen, sich wieder dem Leben zu stellen. Wenn sie den Plan fand, würde sie zurückkehren.
    Wenn sie nur eine Spur fand – vielleicht würde sie ihn um Hilfe bitten.
    Wenn sie nichts fand – nun, dann musste sie eben weitersuchen.
    Antonia ließ den Blick über die bergige Landschaft schweifen. Der April war noch kühl, aber es war seit Tagen trocken, so dass die Wege nicht zu beschwerlich zu befahren waren. Erste kleine Blüten, gelber Huflattich und weiße Buschwindröschen, zeigte sich an den Rainen, die junge Saat war aufgegangen, und an geschützten Stellen trugen die Büsche schwellende Knospen oder gar schon kleine Blättchen. Der Wagen rumpelte durch die ausgefahrenen Rillen der Landstraße. Nicht überall gab es gepflasterte Chausseen, und abends waren sie rechtschaffen durchgeschüttelt. Aber dennoch beklagte sich Maddy, für die diese Form des Reisens noch ungewohnt war, nicht.
    Antonia war ihr dankbar. In der kleinen Zofe hatte sie die notwendige Unterstützung gefunden, ihr Vorhaben durchzuführen. An einem Februarabend, als sich Elena besonders hektisch benommen hatte, hatte sie sie in ihr Zimmer gebeten und die Tür verschlossen.
    »Es ist unerträglich, Maddy. Ich muss weg von hier.«
    »Ich verstehe, gnädiges Fräulein. Aber wo wollen Sie hingehen?«
    »Ich habe zwei Brüder – andere Brüder, die Söhne meiner Mutter Elisabeth, die in Darmstadt stationiert sind. Zu ihnen werde ich gehen. Das ist deshalb sinnvoll, weil ich dort eine Spur zu verfolgen habe.«
    »Wann wollen Sie aufbrechen?«
    »Sobald Cornelius abgereist ist.«
    Ihre Zofe sah unglücklich auf ihre Hände. »Bekomme ich ein Empfehlungsschreiben von Ihnen, gnädiges Fräulein?«
    »Wenn du es wünschst. Aber es gibt noch eine andere Möglichkeit, Maddy!«
    Erwartungsvoll leuchteten Maddys Augen auf. »Sie meinen, ich soll mitkommen?«
    »Würdest du das?«
    »Auf jeden Fall lieber, als in diesem trübseligen Haus zu bleiben oder wieder zu solchen wie den Stammels zurückzugehen. Ich wollte schon immer reisen.«
    Antonia hatte gehofft, das Mädchen würde sich dazu bereit erklären. Sie war lebensklug und gewitzt genug, sich ungewöhnlichen Situationen anzupassen. Da Antonia vorhatte, bei offiziellen Stellen vorzusprechen, waren die Dienste einer geübten Zofe von Nutzen, wenn es darum ging, sie von einem jungen Burschen in eine vornehme junge Dame zu verwandeln.
    Auch bei Susanne stieß sie auf Verständnis. Ihre Freundin hatte ihr während der ganzen Zeit mit stiller Freundlichkeit zur Seite gestanden und sie nicht bedrängt. Sie wusste zu gut selbst, wie schmerzhaft der Verlust für Antonia war. Sie bemerkte die wachsende Spannung zwischen Mutter und Tochter und schlug vor, sie solle für eine Weile zu Bernsdorfs ziehen.
    »Danke, Susanne. Du hast völlig Recht, ich muss aus dem Haus. Aber ich habe anderes vor.«
    Ein paar Bedenken äußerte Susanne natürlich, aber vor vier Jahren hatte sie genauso eine Flucht angetreten, sicher nicht ganz so abenteuerlich, aber genauso konsequent. Sie steuerte die Idee mit dem Handelsgut bei.
    Mit Hilfe des Schlüssels, den Susanne ohne zu fragen an sich genommen hatte, besuchten sie nach Geschäftsschluss den Laden der Bernsdorfs und erstanden ein passendes Sortiment an Kurzwaren, damit Antonia in den kleinen Dörfern oder bei einsamen Gehöften als Bandkrämer auftreten konnte. Damit ließ sich, wie sie wusste, gutes Geld verdienen. Knöpfe, Garne, Nadeln, bunte Bänder, Borten und Tressen brauchte man immer. Mit dem Handel aber wollte sie erst beginnen, wenn sie einige Strecke zurückgelegt hatten. Gewissenhaft rechnete Antonia auf, was sie entnahm, und legte die entsprechende Summe in die Kasse. An Susanne blieb damit die Erklärung der Entnahme hängen, aber damit würde sie fertig werden, behauptete sie.
    Nach einem Monat war alles gerichtet, und nun waren sie bereits drei Tage unterwegs. Ihrer Mutter hatte Antonia einen Brief hinterlassen, in dem sie ihr nüchtern mitteilte, sie begebe sich in die Obhut ihrer Brüder Jupp und Franz in Darmstadt. Sie solle sich keine Sorgen um sie machen.
     
    Fünf Tage, rechneten sie, würden sie bis Arnsberg benötigen. Das war zwar langsam, aber sie wollten das Pferdchen nicht überanstrengen, das ihre gesamte Habe zog. Wie geplant rollten sie nach ereignisloser Fahrt in das Städtchen ein, das sich seit Antonias Besuch vor sechs Jahren nicht besonders verändert hatte. Der Fischteich schimmerte noch an

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