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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Hintergründe, warum sie gerade auf ihn gestoßen war. Er war ein faszinierter Zuhörer und ermunterte sie, mehr und mehr Einzelheiten zu berichten. Es wurde Nachmittag darüber, bis sie endlich ihre eigentliche Frage stellen konnte.
    »Ja, ich übernahm diese Stelle und damit auch die von dem alten Lambert im Winter 1803. Zuvor hatte ich eine als Hilfspfarrer in Olpe. Es war nicht die beste Position, aber als junger Mann ohne Beziehungen ist es schwierig, Karriere zu machen. Vor allem in den heutigen Zeiten. Als man mir diese Pfarre anbot, griff ich zu. Nicht ohne Bedauern, denn das Landleben ist – wie soll ich es beschreiben – recht beschaulich.«
    »Es ist ein hübsches Dörfchen, die Probleme der Menschen dürften einfacher sein als die in der Stadt, und Sie haben eine ausgezeichnete Haushälterin, nicht wahr?«
    »Das stimmt zwar, Fräulein Waldegg. Aber ein wenig Kultur, anspruchsvolle Gespräche, Nachrichten aus der Welt, ah, das vermisse ich hier. Umso mehr genieße ich jeden Besuch, meine Liebe. Aber nun will ich Ihnen erzählen, was ich über diese Handschriften und den Plan weiß.«
    Antonia rückte auf dem Sessel ein Stück nach vorne, begierig auf jedes Wort, das er zu berichten hatte.
    »In der Hinterlassenschaft des alten Pfarrers befanden sich tatsächlich zwei ungebundene mittelalterliche Handschriften und die von Ihnen beschriebene Lederrolle. Ich war damals erstaunt darüber, aber der Küster verriet mir, Lambert habe sie von zwei Dorfbuben erhalten. Das verblüffte mich weit mehr, aber die Buben ließen sich ausfindig machen und erzählten, der Pfarrer habe sie beauftragt, in der alten Köhlerhütte danach Ausschau zu halten, und habe ihnen einen Finderlohn versprochen. Das erhellte die Angelegenheit, noch mehr Licht brachte aber die Durchsicht seiner Korrespondenz, in der sich das Schreiben Ihres Paters Emanuel befand. Bevor Lambert sich jedoch weiter darum kümmern konnte, erkrankte er, und sein Bruder holte ihn nach Olpe.«
    »Was, Herr Krauskopf, haben Sie mit den Büchern und dem Plan gemacht?«
    »Da in dem Schreiben von dem Kölner Domschatz die Rede war, betrachtete ich sie mit einigem Unbehagen, Fräulein Waldegg. Ich war neu in meiner Stelle und wollte alles richtig machen. Der leiseste Vorwurf, ich hätte mir derart kostbare Unterlagen angeeignet, konnte mich meine Reputation kosten. Aber der Zufall bescherte uns kurz nach meiner Amtseinführung den Besuch des Landgrafen, jetzt Großherzog von Hessen-Darmstadt. Er schenkte unserem Kirchlein die Orgel aus dem aufgelösten Zisterzienserinnenkloster Drolshagen. Wir sollten sie uns nachher einmal zusammen ansehen, es ist ein wahres Schmuckstück, gebaut 1663 und eine Bereicherung jeden Gottesdienstes.« Da der Pfarrer ins Schwärmen geriet, musste Antonia ihn wieder auf ihr eigentliches Thema zurückführen.
    »Ah ja, die Bücher. Ich hatte damals den Kommissär des Großherzogs zu Gast. Ein gebildeter Mann, und so belesen. Ich zeigte ihm die Handschriften und bat um Rat. Er hatte bereits ähnliche Stücke gesehen und bestätigte mir den Wert der Pergamente. Es schien mir sinnvoll, sie in seine Obhut zu geben. Er wollte sie mit nach Darmstadt nehmen, wo sie in das landesherrschaftliche Archiv aufgenommen würden, bis über die Aufteilung der Kirchenschätze beraten würde.«
    »Er nahm auch den Plan mit?«
    »Er nahm auch den Plan mit, obwohl wir beide, er wie ich, dem wenig Bedeutung beimaßen.«
    »Erinnern Sie sich an den Namen des Kommissärs?«
    »Dupuis hieß er, und er war Archivar, soweit ich ihn verstanden habe. Hilft Ihnen das weiter, Fräulein Waldegg?«
    »Sehr. Dupuis müsste in Darmstadt ausfindig zu machen sein. Ich hoffe nur, die Unterlagen haben die Stadt unversehrt erreicht.«
    Krauskopf lächelte sie nachsichtig an und meinte: »Die Herren des Großherzogs reisten mit bewaffnetem Gefolge, ich glaube nicht, dass unsere berüchtigten Räuberbanden sich an ihnen vergriffen haben.«
    »Von denen ich zu Zeiten auch einiges gehört habe. Treiben sich hier noch derartige Gesellen herum?«
    »Wir haben seit zwei Jahren von keinem Überfall in der Gegend mehr gehört.«
    »Gut, dennoch würde ich gerne vor Einbruch der Dämmerung in unserem Gasthof sein, und deshalb sollte ich jetzt aufbrechen«, bemerkte Antonia, als die Standuhr in der Ecke vier hallende Schläge von sich gab. Sie stand auf und wollte sich verabschieden.
    »Ich könnte Ihnen eine andere Möglichkeit anbieten, Fräulein Waldegg. Bleiben Sie zum Abendessen und

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