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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Französisch?«
    »Absolut perfekt, würde ich behaupten. Ich habe sie einmal mit Madame Joubertin plaudern gehört.«
    »Dann ist sie länger in der Stadt, als ich dachte. Interessant. Sehr interessant.«
    »Wieso das?«
    »Ich bin ihr in dieser Jungenverkleidung schon im Januar 1807 begegnet. Da lebte sie noch nicht bei den Waldeggs.«
    »Eine kriminelle Vergangenheit, die sie wieder eingeholt hat?«
    »Denkbar. Du könntest deiner Freundin Elena vermutlich einen großen Dienst erweisen.«
    »Könnte ich.«
    »Aber ich würde vorschlagen, nicht auf dem direkten Weg.«
    »Nein. Es trifft sich, dass ich mich morgen mit einigen Damen zu einem Rezitationsvortrag treffe. Man hört dabei ja weniger dem Vortragenden als den Tuscheleien zu.«
    »Eine Gelegenheit, einige Worte über das betrübliche Absinken der Moral gewisser natürlicher Kinder einfließen zu lassen, die in gesellschaftlich zweifelhafter Umgebung groß geworden sind.«
    Charlotte schmunzelte vor sich hin, bemerkte aber, dass ihr Gatte einen nachdenklichen Ausdruck angenommen hatte.
    »Cornelius Waldegg wird nicht glücklich über diese Entwicklung sein«, meinte er schließlich. »Gar nicht glücklich.«

Nützliche Fähigkeiten
     
    Und haben wir dann ausgeräumt,
Mit Luppert uns versehen,
Dann trinken wir uns Mut und Kraft,
Und mit dem Gollo Brüderschaft,
Der in der Penne thronet.
    Rotwelschlied 9
     
     
    »Cornelius!« François Joubertin keuchte, als er in die Druckerei stürmte. Die junge, silberblonde Dame an seiner Seite drückte sich die Hand an das klopfende Herz.
    Überrascht sah Cornelius von der frisch gedruckten Seite auf, die er gerade aus der Presse genommen hatte.
    »Ist etwas passiert?«
    »Ein Unglück. Antonia.«
    Cornelius ließ die Seite sinken. »Was?«
    »Man hat sie wegen eines Raubüberfalls angeklagt.«
    »Woher weißt du das?«
    »Marianne Geißler. Sie war das Opfer. Sie wird es dir selbst erzählen.«
    »Kommt mit nach oben.« Er hängte die feuchte Seite sorgfältig auf die Leine, zog die schwarzen Stulpen von den Armen, die sein Hemd vor der Druckerschwärze schützen sollten, und folgte seinen Besuchern die Treppe hinauf.
    »Verzeihen Sie, Fräulein Geißler, wenn ich so unhöflich auf Eile dränge, aber bitte berichten Sie so schnell wie möglich.«
    Marianne Geißler setzte sich auf den Stuhl, den er ihr neben seinen Schreibtisch rückte, François setzte sich auf die Fensterbank. Noch einmal wiederholte sie die Geschichte, die sie zuvor Kormanns und dann dem jungen Joubertin erzählt hatte. Sie hatte ihn schnell ausfindig gemacht, denn in dem Hotel, in dem sie abgestiegen waren, kannte man den einflussreichen Notar und seinen aufstrebenden Sohn. Sie suchte ihn am nächsten Tag gegen den Willen ihres Vaters auf, um ihm die seltsamen Grüße auszurichten, die ihr die liebenswürdige Frau in der Schenke aufgetragen hatte. Mit leichtem Amüsement hatte sie den staunenden Ausdruck in dem Gesicht des jungen Juristen wahrgenommen, der sie unverhohlen, aber schweigend betrachtete.
    »Habe ich einen Fleck auf der Nase?«, fragte sie, als das Schweigen andauerte.
    »Sie haben eine vollendete, völlig fleckenlose Nase, Mademoiselle. Nein, mein unhöfliches Starren hat einen anderen Grund, den ich Ihnen beizeiten nennen werde. Aber sehen Sie, Antonia – Ihre Toni – vermissen wir schon seit fast einem Jahr. Es ist äußerst überraschend, so plötzlich von ihr zu hören. Wir wähnten sie in Paris bei ihren Angehörigen.«
    »Sie kennen sie also?«
    »Sicher. Sie ist eine gute Freundin unserer Familie.«
    »Und vermutlich keine Straßenräuberin.«
    »Sie hat gelegentlich einen Hang zu Tollkühnheit, aber – nein, wahrhaftig nicht.«
    »Dann muss ich Ihnen eine unangenehme Eröffnung machen.« Als sie ihren Bericht beendet hatte, sprang François auf und zog im Gehen seinen Überrock an.
    »Ich muss ihren Bruder benachrichtigen. Entschuldigen Sie, Mademoiselle Geißler. Es ist eine Tragödie!«
    »Wenn das so ist, begleite ich Sie. Denn indirekt bin ich schuld an dieser Tragödie.«
    Cornelius hörte ihr genauso aufmerksam und konzentriert zu, wie es François getan hatte, aber sein Gesicht war nicht besorgt, sondern drückte mehr und mehr eine dunkle Wut aus. Darum schloss sie: »Seien Sie ihr nicht böse, Herr Waldegg. Sie hat es gut gemeint. Ich bin mir sicher, sie hat mit der ganzen Angelegenheit nichts zu tun.«
    »Sie ist ein dummes Huhn«, knurrte er. »Wo genau ist dieses Wirtshaus?«
    Sie beschrieb es ihm, und er

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