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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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beschafft. Hier ist die Pferdepacht.«
    »Wo wart ihr?« Sie nahm den Beutel an sich.
    »In Dierdorf. Hab da ein Mädchen wohnen, und der Nick seine alte Muhm.«
    »Ich werde das Gefühl nicht los, dass ihr keine lieben Besuche gemacht habt.«
    »Toni, du kochst sehr leckere Sachen. Ich würde nie auf die Idee kommen, dir in die Suppe zu spucken. Umgekehrt sollte das Gleiche gelten, klar?«
    Sie ließ es auf sich beruhen, aber sie befragte Maddy.
    »Ich weiß nicht, wo sie waren und was sie gemacht haben. Ich will es auch nicht wissen.«
    »Du bist blind, Maddy. Du verschließt die Augen vor dem Unrecht.«
    »Was weißt denn du von Unrecht? Warum willst du Xavier etwas anhängen? Kannst du ihm denn irgendwas beweisen?«
    »Nein, vermutlich nicht.«
    Antonia resignierte. Letztlich lebte auch sie von dem Geld, das diese seltsame Bande im »Bären« ausgab. Aber sie war sich sicher, dass deren Ausflug mit unguten Taten zu tun hatte. Der Verdacht erhärtete sich, als sie zwei Tage später beim Richten der Betten in Maddys Kissen einen goldenen Ring entdeckte, die Fassung wie eine Blüte geformt, darin eine rosig schimmernde Perle. Sie wagte ihn anscheinend nicht am Finger zu tragen, denn er war an einem Seidenband befestigt, damit sie ihn im Ausschnitt verbergen konnte. Der Knoten des Bandes musste sich über Nacht gelöst haben, und der Ring war ihr entglitten. Antonia nahm ihn an sich, in der Hoffnung, Maddy würde sie danach fragen und sie könnte mehr darüber herausbekommen, woher er stammte.
    Maddy aber fragte nicht, und die vier Männer waren wieder einmal verschwunden, ihre Zimmer geräumt.
    Ihre Antwort erhielt Antonia am nächsten Tag.
    Sie sollte katastrophale Folgen haben.

Räuberopfer
     
    Die Dirnen waren frisch und jung
Und hatten schlanke Leiber,
Gar flink im Drehen, leicht im Sprung;
Die Burschen waren Räuber.
    Die Heideschenke, Lenau
     
     
    »Papa, ich habe dir schon in Neuwied gesagt, dass du dich täuschst. Das Mädchen gehörte nicht zu den Räubern, die uns überfallen haben.«
    »Es war ihr Pferd, sie hatte deinen Ring.« Der distinguierte Herr im nüchtern grauen Rock schüttelte missbilligend den Kopf und erklärte seiner schönen Gastgeberin: »Meine Tochter hat manchmal närrische romantische Ideen im Kopf. Obwohl sie der brutale Überfall auf unsere Kutsche eines Besseren belehrt haben müsste.«
    »Mein Gott, wie entsetzlich. Ich würde zugrunde gehen, wenn mir das passierte. Reisen ist ja so gefährlich. Ich stehe jedes Mal Todesängste aus, wenn Frédéric sich wieder auf den Weg macht.«
    »Meine Liebe, ich pflege bewaffnet zu reisen, und der Kutscher trägt auch eine Pistole.«
    »Unser Kutscher trug ebenfalls eine, doch der Tropf war nicht fähig, sie zu benutzen. Oder er steckte mit den Vaganten unter einer Decke. Es war demütigend, erbärmlich und eine Schande. Ich musste mich mit dem Gesicht nach unten in den Straßendreck legen, während man mir die Börse aus der Tasche zog, und meine Tochter wurde auf das Entwürdigendste begrapscht.«
    »Sie durchwühlten unser Koffer und warfen alles in den Schlamm. Aber ich reise nicht mit Wertgegenständen, also war die Beute mager«, ergänzte die hellblonde junge Frau. »Am meisten traf mich der Verlust meines Rings, ein Erbstück meiner Mutter.«
    »Können wir etwas tun, lieber Herr Geißler, um sie für diese erschreckende Tat zu entschädigen?« Kay Friedrich Kormann war bemüht, dem zukünftigen Geschäftspartner gefällig zu sein, der über eine moderne Tuchfabrikation in Aachen verfügte. Doch der Mann schüttelte den Kopf.
    »Nein, nein, kein Anlass dazu. Wir sind glimpflich davon gekommen. In Dierdorf wurde uns Hilfe zuteil, und in Neuwied haben wir Anzeige bei den Behörden erstattet. Man wird dieses Räubernest ausräuchern. Denn wir haben herausgefunden, wo die Banditen ihren Unterschlupf hatten.«
    »Ich denke immer noch, dieses Mädchen hat nur zufällig den Ring in die Hand bekommen.«
    »Nein, meine Liebe, nein.«
    Charlotte bot der jungen Dame ein Petit four an und ermunterte sie zu erzählen, was denn geschehen sei.
    »Oh, wir machten – oder besser, wir mussten Rast machen in einem schlichten Wirtshaus auf dem Weg nach Neuwied, weil unsere Kutsche bedenklich in den Achsen knirschte, und der Kutscher befürchtete, sie könnten brechen. Die Straßenverhältnisse waren nicht eben gut. Nun, jedenfalls bot der Wirt Wagnerdienste an, und tatsächlich hatte die Vorderachse gelitten. Wir übernachteten in dem sehr

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