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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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machte sich Notizen.
    »Sie hat es den Kormanns erzählt, Cornelius«, wagte François noch zu bemerken.
    »Das ist meine geringste Sorge. Ich reite morgen. François, wird dein Vater ihr ein Leumundszeugnis ausstellen?«
    »Selbstverständlich. Sprich auch die Bernsdorfs an. Sie bürgen mit Sicherheit für sie.«
    »Wittgenstein?«
    »Besser nicht, Philipp ist ein Schwätzer.«
    »Ja, je weniger davon wissen, desto besser. Obwohl cher Frédéric dafür sorgen wird, dass es sich verbreitet.«
    »Himmel, er ist nicht Ihr Freund?«
    »Nein, Fräulein Geißler, er ist bedauerlicherweise ein Mann, der mir und meiner Familie zu gerne Hindernisse in den Weg legt. Die Neuigkeit, die Sie ihm berichtet haben, wird er mit Genuss und zu unserem Schaden verbreiten.«
    »Mein Gott, ich habe aber auch alles falsch gemacht.«
    »Nein, das konnten Sie nicht wissen.«
    François erhob sich von seinem Sitz. »Ich komme mit. Wenn sie angeklagt wurde, benötigt sie rechtlichen Beistand.«
    »Ich will zunächst in den ›Bären‹, vielleicht hat man sie noch nicht verhaftet. Wenn doch, erfahre ich dort, wo man sie hingebracht hat.«
    »Nach Neuwied, würde ich meinen. Ich werde mich bei der dortigen Polizeibehörde erkundigen. Nimm auf jeden Fall alle wichtigen Papiere mit, Cornelius.«
    Marianne hatte aufmerksam zwischen den beiden Männern hin und her geschaut. »Wer ist diese Toni? Sie scheint Ihnen viel zu bedeuten?«
    »Antonia Helena Lindenborn-Waldegg ist meine Schwester durch Adoption. Ich mag sie ein dummes Huhn nennen, aber das ist sie ganz und gar nicht. Die Vorstellung, Fräulein Geißler, dass sie in einem Gefängnis sitzt, bereitete mir aus persönlichen Gründen einen wahrhaften Horror.«
    »Wird es etwas bewegen, wenn ich meine Aussage vor der Behörde mache? Mein Vater verbat mir damals, ihn zu begleiten.«
    »Sie können sie entlasten, Mademoiselle, wenn Sie angeben, sie sei bei dem Überfall nicht dabei gewesen«, antwortete François ernst.
    »Dann komme ich ebenfalls mit.«
    »Ihr Vater...«, wollte Cornelius einwenden, aber sie unterbrach ihn kurz: »Wird sich damit abfinden müssen. Er hat mich in Neuwied nicht zu Wort kommen lassen. Diesmal gebe ich ihm keine Chance. Ich bin eine gute Reiterin, Herr Waldegg. Wie komme ich an ein passendes Pferd?«
    »Bleiben Sie dennoch hier, Fräulein Geißler. Ich möchte nicht, dass Ihr Vater mich anschließend der Entführung bezichtigt. Es wäre zudem erheblich hilfreicher, wenn Sie Ihren Herrn Vater dazu bewegen könnten, die Anklage umzuformulieren. Es ist schon richtig, die Räuber anzuzeigen, aber Antonias Rolle sollte er dabei nicht erwähnen.«
    Marianne überlegte kurz und nickte dann. »Sie haben Recht, Herr Waldegg. Jetzt, da ich weiß, um wen es sich handelt, habe ich sogar eine Möglichkeit, ihn umzustimmen. Ihr Vater, Monsieur Joubertin, bürgt für Fräulein Waldegg. Glauben Sie, er wäre auch bereit, mit dem meinen zu sprechen?«
    »Wir suchen ihn heute Abend noch auf.«
    »Anschließend werden wir auch nach Neuwied reisen, Herr Waldegg. Nehmen Sie in dem Hotel Wohnung, in dem wir übernachtet haben. Es ist recht ordentlich. Ich schreibe Ihnen die Adresse auf. Dort treffen wir uns dann oder können zumindest Nachrichten hinterlassen.«
    »Sie sind eine praktisch veranlagte Dame, Fräulein Geißler.«
    »Ich führe seit dem Tod meiner Mutter unseren Haushalt. Ich bin es gewohnt, Entscheidungen zu treffen.«
    »Sehr gut. Ich werde also morgen aufbrechen und mir den Bärenwirt vorknöpfen.«
     
    Bilder von dem elenden Gefängnis, in dem er auf seine Verurteilung gewartet hatte, die Monate in Ketten, der Abschaum, mit dem er sich verdreckte, stinkende Räume geteilt hatte – Erinnerungen, die er dank der Hilfe von Freunden in die Tiefen seiner Seele verdrängt hatte, kamen wieder an die Oberfläche, während Cornelius am nächsten Morgen sein Pferd antrieb. Es war ein Schicksal, das er niemandem gönnte, am allerwenigsten Antonia. Er machte sich Vorwürfe, nicht genug getan zu haben, um ihren Verbleib herauszufinden. Er hatte, als er im Herbst Antonias einzigen Brief an Susanne gelesen hatte, sofort seinen Freunden in Paris geschrieben und sie gebeten, sich bei den Gens d’armes nach ihren Brüdern umzuhören. Beinahe zeitgleich erhielt er ein Schreiben von General von Petershayn, der ihm von Antonias Auftauchen und anschließendem spurlosem Verschwinden aus Darmstadt berichtete, ihm darin aber wenigstens die Adresse der Gebrüder Dahmen mitteilte. Auch ihnen

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