Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
Vom Netzwerk:
klang ungewöhnlich sanft und überaus bekannt.
    »Wach auf, Antonia. Es ist Zeit, nach Hause zu kommen!«
    Ungläubig schlug sie die Augen auf. »Cornelius?«
    »Derselbe.«
    Sie stieß die Decke fort, setzte sich auf und wollte auf ihn zugehen, aber nach dem ersten Schritt fiel sie schlichtweg zu Boden. Cornelius fing sie auf und hob sie auf seine Arme. »Schon gut, Kleine«, hörte sie ihn murmeln und die fette Schlampe mit dem Fuß beiseitestoßen, die krakeelte, er möge sie auch mitnehmen. Dann verließen sie endgültig ihre Sinne.
     
    Als sie erwachte, lag sie in einem Bett, fühlte sich sauber und warm von weichen Decken umhüllt. Ein kleines Nachtlicht brannte ruhig in seinem Halter, und an ihrem Bett saß Cornelius. Er schien zu schlummern, doch als sie sich bewegte, kam seine Hand zu ihr und strich ihr über die Haare.
    »Du bist in Sicherheit, Toni«, beruhigte er sie leise.
    »Zu Hause?«, fragte sie ungläubig.
    »Noch nicht, aber sehr bald.«
    »Gut. Ich will nach Hause.« Sie nahm seine Hand und drückte sie an ihre Wange. »Ich war so dumm, Cornelius.«
    »Nicht dümmer als manch anderer, Kleine.«
    »Du bist mir nicht böse?«
    »Ich bin der Letzte, der dir wegen dieser Verrücktheit böse sein könnte.«
    Sie drehte sich ein Stückchen weiter um, damit sie ihn besser sah. »Ich habe viel nachgedacht, Cornelius. Ich würde meinem Vater jetzt gerne die Tochter sein, die er sich gewünscht hat. Habe ich noch einmal die Chance?«
    »Die hast du, Toni. Obwohl er sicher auch die Dreivierteltochter liebt. Bleib so. Nun schlaf. Wenn du wieder aufwachst, regeln wir alles Weitere.«
    »Danke, Cornelius.«
    »Ich habe nur eine Rechnung beglichen.«
    Sie sah ein Glitzern in seinen Augen, und ihr wurde bewusst, dass ihre Sauberkeit nicht von ungefähr stammte.
    »Wer hat mich gewaschen?«
    »Maddy.«
    »Nie und nimmer. Sie ist zu klein, um mich in eine Wanne zu heben.«
    »Ich habe ihr natürlich geholfen. Sie war zwar entrüstet, aber ich dachte mir, deine Schamhaftigkeit würde es verkraften.«
    Seit langer Zeit endlich lächelte Antonia wieder, kuschelte sich tiefer in die Kissen und ließ es sich gefallen, dass Cornelius sie um sie feststeckte. Dann fielen ihr die Augen zu.
     
    Er blieb die ganze Nacht bei ihr sitzen, und dann und wann streichelte er ihre kurzen Locken. Sie war zurückgekommen, und er gestand sich ein, wie sehr er sie vermisst hatte. Er versuchte, seine Gefühle für sie zu ergründen, und kam zu einem erstaunlichen Ergebnis. Doch das verbarg er tief in seinem Herzen. Sie war so jung, noch keine zwanzig, er war vierzehn Jahre älter. Wenn sie wieder in Köln lebte und Gras über die Angelegenheit gewachsen war, würde sie eine begehrte junge Frau sein. Das Trauerjahr war um, sie konnte wieder in Gesellschaft gehen und sich den Mann suchen, der zu ihr passte. Er hoffte, sie würde sich für einen entscheiden, der ihrer würdig war. Er hingegen würde die schöne, verführerische Melanie zu seiner Geliebten machen. Sie bekundete seit geraumer Zeit Interesse, aber er hatte bisher nur oberflächlich mit ihr geflirtet. Mit einer Frau war er seit seiner kurzen Affäre in Paris nicht mehr zusammen gewesen. Es konnte ganz amüsant mit der wohlgestalteten Witwe werden.
    Doch als er Antonias ruhiges, klares Gesicht, das in das goldene Licht der kleinen Nachtlampe getaucht war, betrachtete, wusste er, dass Melanie seine Sehnsucht nicht stillen würde.
     
    Als Antonia aufwachte, war es heller Tag, und sie fühlte großen Hunger. Neben ihr auf einem Stuhl saß Maddy, die nähte und sich dabei die rot geweinten Augen rieb.
    »Wo bin ich, Maddy?«
    »Oh, gnädiges Fräulein! Sie sind aufgewacht!«
    »Halbwegs.«
    »In einem schönen Hotel, Fräulein, sind wir. Seit gestern Nachmittag. Sie haben die ganze Zeit geschlafen. Es ist jetzt bald Mittag.«
    »Cornelius?«
    »Der Herr ist unten, mit den Leuten aus Köln. Die auch im ›Tanzenden Bären‹ waren. Herr Jonathan Geißler und seine Tochter Marianne.«
    »Die sind hier?«
    »Ja, wegen der Anklage. Sie haben sie fallen lassen.« Dann schniefte Maddy wieder, und die Tränen rannen ihr über ihr abgezehrtes Gesicht. »Können Sie sie nicht bitten, auch für Xavier gut zu sprechen?«
    Antonia seufzte. Ihre Zofe schien immer noch nicht verstanden zu haben, was geschehen war. Oder wollte es nicht. Sie richtete sich in den Kissen auf und meinte: »Ich will mich anziehen und zu ihnen gehen. Hilf mir dabei.«
    Während sie sich mit Maddys Hilfe ankleidete

Weitere Kostenlose Bücher