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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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dem französischen Kaiser ein entschlossenes, martialisches Bild zu liefern. Anschließend trank die Garde auf ihre eigenen Leistungen.
    Sehr vorsichtig setzte sich Susanne wieder auf das Bett. Roderick konnte jederzeit in einen tiefen Schlummer fallen, aber bei der leisesten Bewegung wachte er wieder auf, ohne je benommen zu sein, so als ob er es gewöhnt sei, mit dem Messer unter dem Kissen zu schlafen. Sie betrachtete ihn mit einem zärtlichen Lächeln. Sein blondes, kurz geschnittenes Haar war zerzaust und fiel ihm in die Stirn. Im Schlaf wurden die harten Linien seines Gesichts weicher, doch die Haut war braun gebrannt und von vielen Fältchen durchzogen. Seine Schultern waren breit, mächtige Muskeln lagen über seinen Armen. Auch hier war die Haut gebräunt, aber viele, ja unzählige Narben hatten hellere Streifen hinterlassen. Narben von Verletzungen, Narben von Kämpfen, Narben von Messern und Peitschen. Sie fragte sich oft, wie tief diese Narben reichten. Er sprach wenig davon, nur von dem gewalttätigen Leben an Bord unter einem brutalen Kapitän hatte er einmal berichtet. Vor ihm war er geflohen, seinetwegen war er vor zehn Jahren auf jener paradiesischen Insel gelandet.
    Ihr Blick glitt weiter nach unten. Auch sein Gesäß und die Beine waren von der Sonne dunkel gebrannt, selbst die letzten Monate an Land hatten die über Jahre erworbene Färbung nicht verblassen lassen. Auf der rechten Pobacke trug er eine blaue Tätowierung, ein insulanisches Ornament, wie er erklärt hatte. Sie fand es aufregend und musste sich zurückhalten, die Linien nicht mit den Fingern nachzuziehen. Aber sie hatte es auf ihren Skizzenblock gebannt, und wenn es nach ihr ging, würde es in dem Buch erscheinen, an dem sie gemeinsam arbeiteten.
    Er war sehr hilfreich bei der Erstellung der Bilder gewesen. Auf Basis der kleinen Zeichnungen in dem Tagebuch, einigen botanischen Werken und seiner lebhaften Beschreibung hatte sie Szenen zusammengestellt, die das Leben auf der Insel nach seiner Meinung sehr genau trafen. Sie seufzte leise vor Lust, und ein Hauch von Trauer legte sich um ihr Herz.
    Sie waren fast fertig mit den Aufzeichnungen. Cornelius und Rieker waren sehr zufrieden mit Antonias und ihrer Arbeit, das Buch sollte bald in Druck gehen. Danach würde Roderick fortgehen. Er hatte zwar noch nicht davon gesprochen, aber sie wusste es ganz einfach. Er war ein Wanderer, ein Abenteurer. Er war arm gewesen und reich, hatte alles verloren und war in den Abgrund geraten. Er hatte sich befreit, war entronnen, krank und elend. Nun würde er wieder einen neuen Anfang machen. Cornelius hatte ihm ein anständiges Honorar gezahlt und ihm Schreiben an seine Freunde ausgestellt. Er war ein Schiffszimmermann, da hatte er richtig vermutet. Er war aber auch ein Mann, der seine Chancen zu nutzen wusste. Auf Owaihi hatte er die wilden Rinder eingefangen, die einlaufenden Schiffe mit deren Fleisch versorgt und damit ein Vermögen gemacht – bis die Einwohner dahinterkamen, dass er das Tabu verletzt hatte. Seine Flucht führte ihn mittellos, nämlich in einem Kanu, im Juni 1804 auf das Schiff Krusensterns.
    Susanne hoffte, die Zukunft würde ihm mehr Glück bescheren. Dass er es nicht an ihrer Seite finden würde, lag in der Natur der Sache. Aber sie wollte jetzt nicht an Trennung und Trauer denken. Noch war er bei ihr.
    Sie gab der Versuchung nach und malte mit dem Zeigefinger die Linien der Tätowierung nach. Er lachte leise auf und drehte sich zu ihr herum. Bald, das wusste auch er, würde er sie verlassen, diese schöne, zärtliche, heitere Frau, seine Himmelsblume. Leilanie nannte er sie manchmal, und flüsterte es jetzt. Die Zukunft mochte bringen, was sie wollte, jetzt wollte er den Augenblick mit ihr genießen.
    Darin war er ein Meister.
     
    Melanie schlüpfte in die glatte Seide ihres Negligés und naschte ein Praliné. Dann rückte sie wieder an die Seite des Mannes, der schlafend in ihren Satindecken lag. Sie hätte sich wohlig befriedigt fühlen müssen, wäre da nicht dieser seltsam bittere Nachgeschmack übrig geblieben. Sie hatte noch nicht herausgefunden, woher er rührte. Vielleicht weil sie nie ganz ergründen konnte, was in ihm vorging. Gut, er war der unwiderstehlichste Liebhaber, mit dem sie sich je den Vergnügungen des Bettes hingegeben hatte. Er war fantasievoll und kenntnisreich und stellte sein eigenes Vergnügen immer hintan. Nun ja, nicht ganz, aber lange genug. Aber nie hatte sie das Gefühl gehabt, er verlange mehr

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