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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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von ihr als alle paar Wochen eine sündige Liebesnacht. Die zwei anderen Männer, die um sie warben, bisher aber nie den Weg in ihr lauschiges Schlafzimmer gefunden hatten, hatten ihr beide mehrmals die Heirat angeboten. Nicht, dass sie mit Cornelius verheiratet sein wollte, die beiden, ob Tuchhändler oder Bankier, konnten ihr bei Weitem mehr Luxus bieten, und darauf musste eine Witwe achten, die einen gewissen Lebensstandard gewöhnt war. Aber wenigstens die Genugtuung, ihn so weit zu kriegen, die hätte sie gerne gehabt.
    Dem entzog er sich, und manchmal fragte sie sich, ob seine Neigung einer anderen, nicht erreichbaren Frau galt. Die Vorstellung kränkte ihre Eitelkeit aufs Äußerste. Entschlossen schob sie diesen Gedanken beiseite und tröstete sich mit einem zweiten Praliné. Jetzt, hier und heute, lag er bei ihr, und die Nacht war noch lange nicht zu Ende. Sie betrachtete ihn im Schein der rosabeschirmten Lampe. Dieses seltsam zweigeteilte Gesicht erschien im Schlaf ausgeglichener als im Wachen, als sei er mehr mit sich im Reinen. Seine dunklen Haare, leicht gewellt, trug er länger als andere, wahrscheinlich aus Nachlässigkeit. Er achtete wenig auf seine Kleidung, behauptete, er habe zu viel zu arbeiten, um sich mit modischen Firlefanzereien abzugeben. Dennoch machte er immer eine gute Figur. Es mochte an seiner Größe und den langen, schlanken Gliedern liegen. Es war kein Fett an ihm, auch keine schwellenden Muskeln, aber er war zäh und stark. Sein Gesicht und die Unterarme waren gebräunt von den Ausritten, die er den ganzen Sommer über unternommen hatte, doch der Rest seines Körpers war hell. Schwarz hob sich das Gelock auf seiner Brust von der Blässe ab und zog sich in einem schmalen Streifen nach unten, wo es unter der Decke verschwand. Sie fand den Anblick sehr anregend. Überhaupt war er sehr ansehnlich, nur diese geschmacklose Zeichnung einer vollbusigen Frau mit Fischschwanz statt Beinen, die sich auf der Schulter befand, die er ihr zugewandt hatte, stieß sie ab. Er stammte sicher aus halbwegs gutem Hause, war aber mehr Handwerker als Herr und leider eben nicht vermögend. Immerhin betonten die Gerüchte aber, er habe in der letzten Zeit gute Geschäfte gemacht und sei auf dem Weg, ein einflussreicher Verleger zu werden. Er pflegte mit einigen Honoratioren der Stadt gute Bekanntschaft, die ihn respektierten und ihm zuhörten, wie sie bei gelegentlichen Gesellschaften, zu denen er sie begleitete, feststellen konnte.
    Vielleicht sollte sie nochmals ihre Bemühungen verstärken?
    Sie beugte sich über ihn, wodurch der Satin ihres Negligés seine Brust streifte, und begann, sich mit kleinen, neckenden Bissen mit seinem Hals zu beschäftigen. Einem Mann alle Gedanken an andere Frauen zu vertreiben, darin war sie nun wirklich Meisterin.
    Dachte sie. Aber da irrte sie leider.
    Antonia zog den wollenen Morgenmantel fester um ihre Schultern. Kalt war die Nacht zwar nicht, aber sie fühlte sich einsam in ihrem Bett, in dem sie sich nun seit Stunden schlaflos gewälzt hatte. Dieser Zustand war ihr gewöhnlich fremd, und darum bedrückte er sie mehr als andere Menschen, die öfter mal die Nacht durchwachten.
    Seit sie Roderick Carlson kennengelernt hatte, beschäftigte sie immer häufiger die Frage, warum sie sich eigentlich nicht verlieben konnte. Allen jungen Mädchen und Frauen schien das mit Leichtigkeit zu gelingen. Ob es daran lag, dass sie so lange selbst wie ein Junge gelebt und gefühlt hatte? Susanne, so viel weiblicher als sie, verliebte sich andauernd. Gerade jetzt war sie im Stadium des vollendeten Irrsinns angekommen. Sie neidete ihr das nicht, im Gegenteil, sie gönnte es ihr. Traurig stimmte sie nur, dass Roderick vermutlich bald verschwinden würde, wohin auch immer. Seine unruhige Wandererseele war in den vergangenen Tagen immer deutlicher hervorgetreten. Es würde Susanne wehtun. Dennoch half es ihr, mit dieser verkorksten Ehe besser zurechtzukommen. Philipp, ständig eifersüchtig, hatte bisher noch nichts bemerkt, und niemand würde es ihm hinterbringen. Ganz bestimmt nicht Cornelius.
    Über ihn dachte sie manchmal nach, vor allem, weil er sich ihr gegenüber in der letzten Zeit so zurückhaltend verhielt. Irgendwie war ihr herzliches Verhältnis kühler geworden. Vielleicht, weil sie sich eines Abends mit Melanie angelegt hatte? Die aufgetakelte Fregatte hatte versucht, sie über ihn auszuhorchen, und sie hatte ihr mit ein paar gezielten Insultationen den Wind aus den ach so

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