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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Kinn. Die Haut über seinem Rücken war glatt und tief gebräunt, die festen Muskelstränge traten deutlich hervor. Dann, von der Taille abwärts, war die Haut blass, doch auch das Gesäß und die Schenkel waren muskulös und fest. Wie anders, als die verweichlichten Salonhelden, die gelegentlich ihr Bett besuchen durften.
    Dieser Mann hatte gearbeitet. Er hatte auch gekämpft, und nun war er, nach über vier Jahren, wieder zu ihr zurückgekehrt. Es freute sie, dass er sie nicht vergessen hatte, dieser David von Hoven. Damals, als man ihn der Feigheit bezichtigte und seine Ehre mit Füßen trat, hatte sie versucht, ihm zu helfen. Doch da er zu denen gehörte, die es aus eigener Kraft schafften – sie hätte es ahnen können, dass er ihre Unterstützung ablehnen würde. Nun war er Architekt und Baumeister und hatte einen schlecht bezahlten Posten an der Bauakademie angenommen. Sie hatte ihm geholfen, eine kleine, aber gut gelegene Wohnung zu finden, ein schwieriges Unterfangen in Berlin, das noch immer unter Einquartierungen französischer Soldaten litt. Sie konnte ihn auch mit dem notwendigen Klatsch und Tratsch versorgen. Unter anderem, dass sich seine Mutter in Berlin vollends unmöglich gemacht hatte und nun nach Weimar gezogen war. Der junge Mann, der sie begleitet hatte, war ohne sie zurückgekehrt und sang nicht gerade ihr Loblied. Sie hatte ihn ein halbes Vermögen gekostet. Ungeschicktes Weib, diese Isabetta.
    Lavinia rückte vorsichtig ein Stück nach links, um an das Champagnerglas zu kommen und nahm einen kleinen Schluck daraus. David schien ungerührt von diesen Nachrichten, und das war sicher gut so. Weniger gelassen hatte er auf die Neuigkeit reagiert, Adam Burk sei inzwischen zum Offizier befördert worden. Er knurrte ebenfalls, als er hörte, seine Frau Dorothea habe ihm bereits das dritte Kind geschenkt. Aber dann hatte er nur bitter aufgelacht und erklärt, die Entwicklungen des preußischen Militärs gingen ihm ziemlich am Hintern vorbei. Obwohl sich inzwischen einige Leute von Verstand um die Reformen gekümmert hätten. Der einzige Offizier, über dessen Schicksal er sich immer auf dem Laufenden hielt, war sein Freund Nikolaus Dettering, der zur Zeit in Spanien auf Seiten Wellingtons in der Kings German Legion kämpfte. Sein anderer Freund war Paul Lettow. Ein angenehmer junger Mann, den er zu ihrem Jour fixe mitgebracht hatte, und mit dem untrüglichen Sinn einer erfahrenen Salonière hatte sie erkannt, dass diesem ehrgeizigen Juristen eine glänzende Karriere bevorstand. Sie liebte es, derartige Männer zu fördern, und hatte sich schon einen Plan zurechtgelegt, mit wem sie ihn zukünftig zusammenbringen wollte.
    David wollte sich allerdings nicht in der Gesellschaft profilieren, sondern hegte lediglich den nicht unvernünftigen Wunsch, das Liebeslager mit ihr zu teilen. Sein Aufenthalt in Berlin war sowieso begrenzt, ihn zog es heim nach Köln. Dort lebte, wie sie mit ihren geschulten Sinnen erspürte, eine Frau, nach der er sich sehnte.
    David atmete einmal tief durch und schlug die Augen auf.
    »Mhm?«, brummte er und steckte die Hand nach ihr aus. Sacht zog er die hauchdünne Seide über ihrem Busen zur Seite und koste mit wissenden Fingern das weiche Fleisch.
    Lavinia beschloss, er sollte die Sehnsucht nach dieser Unbekannten für eine Weile vergessen.
    In dieser Kunst war sie wahrlich eine Meisterin.
     
    Susanne griff nach dem zarten Negligé, das sie vor einiger Zeit hatte achtlos fallenlassen, und zog es sich über. Die Oktobersonne fiel durch einen Spalt der zugezogenen Portieren, und es kam ihr noch immer sehr schamlos vor, ihren vollkommen nackten Körper dem Tageslicht auszusetzen. Obwohl der Mann in den weißen Leinenkissen ihr mit Worten und Werken mehr als deutlich zu verstehen gegeben hatte, wie unendlich bezaubernd dieser sei.
    Bezaubert war sie auch, unendlich, das war gewiss. Seit dem ersten Tag hatte er einen magischen Bann über sie geworfen. Zwei Monate war es nun her, seit sie sich in Waldeggs Bibliothek getroffen hatten, und eine Woche später, sie konnte es selbst nicht glauben, hatte er das erste Mal ihre Lippen berührt. Es kam wie ein Blitzschlag über sie, und bereits den nächsten Nachmittag lernte sie, was es bedeutete, von einem Mann wirklich und ausgiebig begehrt zu werden.
    Philipp stellte kein Problem dar. Roderick schien einen besonderen Instinkt dafür zu haben, wann er abwesend war. Das kam in der letzten Zeit sehr häufig vor. Die Garde exerzierte, um

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