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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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denn die Loge ›Du Secret des trois Rois‹ geneigt wäre, ihn wieder als Mitglied aufzunehmen, und erhielt durch Valerian Raabe diesbezüglich eine höfliche, aber bestimmte Abfuhr. Man nehme derzeit keine neuen Brüder auf, hatte er ihn beschieden. Kurz darauf erfuhr er, Cornelius Waldegg habe selbstverständlich Zutritt zu den Freimaurern erhalten.
    Woher diese ablehnende Stimmung kam, wusste er nicht, und als er Charlotte anwies, ihre Freundin auszuhorchen, behauptete sie, Elena habe wieder ihre Zustände und sei zu nichts zu gebrauchen.
    Aber das schien ihm nicht der Fall zu sein. Im Gegenteil, Frau Waldegg war häufiger denn je in Gesellschaft zu sehen, oft zusammen mit ihrer Tochter, über die er gerne mehr herausgefunden hätte. Aber die Quelle war versiegt, wie Charlotte zugeben musste. Andererseits hatte sie, einfallsreich wie sie war, schon vor einiger Zeit diese Stammels ausfindig gemacht, die gegen eine kleine Zuwendung bereit waren, aus ihren Erinnerungen zu schöpfen.
    Kormann lächelte. Dieser Pitter hatte sich als Zigarrenhändler nicht qualifiziert. Nach seinem Gefängnisaufenthalt war der Laden in die Pleite gegangen, und er hatte hier und da als Aushilfe gearbeitet. Auch Marie musste mit anpacken. Sie arbeitete jetzt als Waschfrau für einige große Häuser und hatte ein kundiges Auge für die schmutzige Wäsche der Bewohner. Charlotte hatte Recht, man sollte sie ein wenig unterstützen. Zwei der neuen Häuser, die er erwerben wollte, lagen nebeneinander. Eines würde er Stammels vermieten, das andere zum Lager und Pitter zum Lageraufseher machen. Man würde dankbar sein.

Brand in Köln
     
    Kochend, wie aus Ofens Rachen,
glühn die Lüfte, Balken krachen,
Pfosten stürzen, Fenster klirren,
Kinder jammern, Mütter irren.
    Die Glocke, Schiller
     
     
    Es war ein frostiger Februarmorgen, und ein Regenschauer hatte die Straßen mit glattem Eis bedeckt. Jakoba war ganz dankbar, dass Antonia ihr angeboten hatte, sie auf den Markt zu begleiten. Auf ihren Arm gestützt, steuerte sie über den Domplatz Richtung Alter Markt. Ihre Einkäufe waren bald erledigt, und Antonia wuchtete sich den Korb mit den Kohlköpfen und den Würsten auf den Arm und überließ ihrer älteren Begleiterin die leichteren Backwaren. Sie wollten sich schleunigst auf den Heimweg machen.
    Doch daraus wurde nichts. In der Budengasse herrschte wilde Aufregung, und aus einem Haus drang lautes Geschrei. Antonia schnüffelte.
    »Hier brennt es irgendwo. Himmel, hier brennt’s doch!«
    »Ich sehe aber nichts. Lassen Sie uns nur rasch nach Hause kommen, Kind!«
    Aber schon stürmten Männer mit Eimern an ihnen vorbei und schrien: »Feuer! Feuer im Haus! Zu Hilfe, zu Hilfe!«
    Der Brunnen war nicht weit, und schleunigst bildete sich eine Kette. Jede Hand wurde gebraucht.
    »Bleiben Sie an die Hauswand gelehnt, Jakoba, und passen Sie auf die Körbe auf!«
    Antonia wartete nicht auf die Antwort, sondern ergriff den vollen Eimer, den ihr ein Mann reichte und gab ihn an eine Frau mit verrutschter Haube und Schürze weiter.
    Das Geschrei wurde lauter, und immer mehr Leute kamen aus ihren Häusern. Alle erdenklichen Behälter wurden nun weitergereicht – Eimer, Kannen, Töpfe, alles, was Wasser fassen konnte, wechselte von Hand zu Hand. Man sah den schwarzen Qualm aufsteigen, hörte das Prasseln der Flammen und Entsetzensschreie. Dort, wo das Wasser auf das Feuer traf, stieg weißer Qualm auf und wälzte sich, einer Nebelwolke gleich, durch die enge Gasse. Zwei Hunde, hysterisch kläffend, rasten davon, eine Katze sprang todesmutig vom Dachfirst, kam auf die Füße, sah Antonia verdattert an und schoss davon. Wasserladung um Wasserladung nahm sie entgegen, bemerkte kaum, dass ihr Kleid völlig durchweicht war. Plötzlich entdeckte sie Marie Stammel, die verzweifelt die Hände rang.
    »Marie!« Antonia löste sich aus der Kette, die sich sogleich durch andere helfende Hände schloss.
    »Mein Kind! Meine Elli, sie ist oben in ihrem Bett!«
    »Gütiger Gott, dann hol sie doch!«
    »Ich kann nicht. Ich kann nicht!«
    Mit wild rollenden Augen, aber unfähig, sich zu rühren, kniete Marie im eisigen Schlamm. Antonia gab ihr eine kräftige Ohrfeige, aber das Geheul wurde dadurch nur lauter. »Verdammt, Marie! Wo ist das Kind?«
    »Oben. Oben in der Wiege!«
    Schluchzend brach die Frau zusammen, und Antonia warf einen kritischen Blick in das Haus. Es qualmte zwar, aber die Flammen schienen mehr Nahrung nach hinten heraus zu finden. Sie riss sich

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