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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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dafür, dass sie Frauen mit ungewollten Kindern beistand.«
    »Eine Engelmacherin?«
    »Nein, das nicht. Aber sie vermittelte Neugeborene an Frauen, die sich vergeblich Kinder wünschten. Und sie ließ es sich bezahlen.«
    »Ei, ei! Da mag es also in den besten Familien das eine oder andere Kuckucksei geben, was?«
    »Ich fürchte, so ist es. Sie hat Buch darüber geführt, und diese Aufzeichnungen habe ich an mich genommen. Aber hineingeschaut habe ich nicht.«
    »Man sollte es ungelesen verbrennen, damit kein Leid daraus erwächst.«
    »Das hilft wohl nicht mehr. Jemand ist bereits dahintergekommen. Und hat sie mit dem Wissen erpresst.«
    Antonia betrachtete ihre Mutter nachdenklich, dann nickte sie. »Soll ich raten, Maman, wer die Natter war, die es herausgefunden hat?«
    »Ich bin solch ein Tropf gewesen, die ganzen Jahre über, Toni. Ich verstehe es selbst nicht mehr, wieso ich Charlotte vertraut habe. Als meine einzige Entschuldigung kann ich anführen, dass ich anfangs dachte, an ihr das gutzumachen, was ich dir schuldete. Sie war mir wie eine Tochter oder eine jüngere Schwester.«
    »Sie ist eine geübte Schmeichlerin. Jetzt aber hat sie Jakoba erpresst, und was hat sie ihr verraten?«
    »Alles, was hier im Haus vorgeht, vermutlich. Ich konnte nicht mehr viel verstehen, was sie mir zuflüstern wollte. Das Einzige, was sie noch klar über die Lippen brachte, war: ›Antonia – Segen!‹, dann fiel sie wieder in die Bewusstlosigkeit und wachte nicht mehr auf. Am nächsten Morgen fand Maddy sie tot in ihrem Bett.«
    Antonia wurde noch einmal von einer Welle von Trauer überschwemmt und schloss die Augen. »Liebe alte Jakoba. Sie hat mir in den ersten Tagen hier im Haus so geholfen. Ohne sie hätte ich mich nie richtig einleben können.«
    »Vor allem, da deine eigene Mutter so blind und dumm war. Ich weiß, Toni. Ich bin froh, dass wir uns jetzt besser verstehen. Ich will mich bemühen, nicht mehr so nervös zu sein.«
    »Du hast die Krise der letzten zwei Wochen ohne deine Vapeurs überstanden. Ich glaube, das ist ein beachtlicher Fortschritt.«
    »Ich musste mich doch um dich und Jakoba kümmern.«
    Antonia streichelte ihr die Hand und lächelte sie an. Elena wandte sich ab, um ihre feuchten Augen zu verbergen.
    Nach einer Weile aber stellte Antonia fest: »Wir müssen aufmerksam sein, was dieses doppelzüngige Natterngezücht anbelangt. Du hast ihr eine sehr kalte Schulter gezeigt, und einige Damen folgen deinem Beispiel. Ich glaube, sie wähnte sich dank cher Frédérics geschäftlichen Erfolgen schon an der Spitze der guten Gesellschaft, und eine solche Demütigung, gerade durch dich, hat sie nicht erwartet.«
    »Meinst du, ich sollte wieder freundlich zu ihr sein? Ich meine, es würde mir, nach allem, was ich inzwischen weiß, ziemlich schwer fallen, aber wenn es hilft...«
    »Besser nicht. Du kannst dich nicht gut verstellen, und ich mich erst recht nicht. Ich denke, wir werden etwas anderes machen.«
    »Toni, du spinnst Intrigen!«
    »Aber Maman, wie kommst du denn nur darauf?«
    »Weil du so ein Glitzern in den Augen hast.«
    »Habe ich das, wenn ich nachdenke?«
    »Ja, und du denkst immer in erstaunlicher Weise. Ich wünschte, ich könnte dir folgen.«
    »Mhm. Ich denke mal laut, dann kannst du mir folgen. Ich möchte jetzt gerne ein süßes Geheimnis von Madame Kormann lüften. Und zwar eines, das uns vermutlich einen gewissen Vorsprung verschafft. Erinnerst du dich an ihren Besuch kurz vor ihrer Hochzeit?«
    »O ja. Ich war empört über deine Unterstellung, sie sei schwanger. Dabei hast du sicher Recht gehabt. Warum hätte sie sonst so eilig aus Köln verschwinden sollen?«
    »Eben. Sie ist lange vor der Eheschließung schwanger geworden, und mich würde sehr stark interessieren, wer der Vater von p’tit Frédéric ist.«
    »Kormann natürlich.«
    »Nicht unbedingt. Ich hätte da noch einen anderen Herrn in Verdacht. Das wiederum bringt mich auf die Idee, wen wir als neue Köchin einstellen sollten.«
    »Toni, du denkst zwar laut, aber folgen kann ich den Galoppsprüngen deiner Gedanken dennoch nicht.«
    »Ich lass mich ja schon in den Trab zurückfallen, Maman.«
    Elena lachte leise und schüttelte den Kopf. »Versuch es im Schritt, meine Liebe.«
    »Unterschätze dich nicht selbst. Pass auf!« Antonia, die sich an Maddys Dienstbotengeschichten erinnerte, schlug deren Freundin Nora vor, die derzeit als Küchenmädchen bei Elisa Lindenborn ihr karges und ungemütliches Leben fristete und sich

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