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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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gebracht, die Beete umgegraben, der Zaun ordentlich hergerichtet worden war, und an den säuberlich aufgebundenen Spalierobstzweigen an der Sonnenseite zeigte sich junges Laub. Die Fenster zwischen den grün gestrichenen, aber abblätternden Läden blinkten sauber, und der Weg zur Haustür war mit weißem, frisch geharktem Kies bestreut.
    Antonia glitt aus dem Sattel und band das Pferd am Pfosten fest. Mit bangem Herzen ging sie zur Tür und klopfte.
    Es war Heinrich, der ihr öffnete. »Oh, Fräulein Antonia!«
    »Störe ich, Heinrich?«
    »Aber nein, nein. Nur, der General ist ausgeritten. Aber er wird bald zurückkommen. Möchten Sie auf ihn warten?«
    »Wenn ich darf.«
    »Kommen Sie rein. Es ist ein bisschen unaufgeräumt, denn Frau Liese kommt erst am Nachmittag. Aber einen Tee habe ich für Sie. Es ist noch ziemlich kalt, obwohl die Sonne scheint, nicht wahr?«
    »Ich fand es schön. Nehmen Sie meinen Mantel, Heinrich.«
    Er führte sie in ein hübsches Wohnzimmer, das mit leichten, weiß lackierten Möbeln eingerichtet war, und machte sich an einem Samowar zu schaffen.
    »Was ist denn das für eine Höllenmaschine?«
    »Das einzig Gute, was uns die Russen gebracht haben. Man kann damit starken Tee kochen. Nehmen Sie ihn auf jeden Fall mit Zucker und Milch.«
    »Danke. Wie geht es dem General?«
    »Täglich besser, will ich meinen. Aber Sie werden es gleich selbst sehen. Ich höre sein Pferd auf dem Weg.«
    Sie ging zum Fenster, und als sie ihn den Pfad hochreiten sah, machte ihr Herz einen Sprung. Er sah gut aus, ein hoch gewachsener Mann mit schwarzen Haaren, aufrechter Haltung und anziehenden Zügen. Als er vom Pferd stieg, humpelte er zwar noch immer, aber einen Stock schien er nicht zu benötigen.
    Dann stand er in der Tür und sah sie an.
    »Mademoiselle Antonia, was für eine Überraschung!«
    »Ich habe Sie überfallen, General. Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen.«
    »Kaum, Mademoiselle. Ich führe kein geschäftiges Leben. Als Unterhalter stehen mir derzeit nur Heinrich und der Drache zur Verfügung.«
    »Sie verfügen über einen Drachen?«
    »Ein Haustier, doch nicht handzahm, namens Liese. Nehmen Sie Platz, Mademoiselle Antonia.« Er hinkte zu einem Sessel und schob ihn ihr zum Kamin hin.
    »Wie geht es Ihnen? Sie sehen erholt aus, General.«
    »Es scheint die Natur ihre eigenen Wunder zu wirken, doch seltsamerweise empfinde ich den Verlust dreier kleiner Zehen gelegentlich als störend, denn er wirkt sich bei manchen Bewegungen auf das Gleichgewicht aus. Das Tanzen wird mir wohl nie wieder so recht gelingen. Aber ich will nicht klagen, es ist, gemessen an vielen anderen Dingen, ein kleiner Verlust.«
    Sie machten höflich Konversation, sprachen sich mit General und Mademoiselle an, und Antonia fand keinen Weg, die glatte, gesellschaftliche Politur zu durchbrechen. Dass er sie besaß, erkannte sie erst jetzt, früher hatte sie sich darüber nie Gedanken gemacht. Er hatte weltmännische Manieren und war sicher in jedem vornehmen Salon ein gern gesehener Gast. Natürlich auch bei Hofe, wie sie sich klarmachte, denn die letzten Jahre hatte er zur Kaiserlichen Garde gezählt. Das brachte sie schließlich auf die Idee, sich nach dem Verbleib ihrer beiden Ziehbrüder Jupp und Franz zu erkundigen. Das wurde ihr mit einem kleinen, wehmütigen Flackern in seinen Augen belohnt.
    »Die beiden sind in Paris geblieben, Mademoiselle. Man könnte behaupten, zu seinem eigenen Glück hat sich Franz – glaube ich – kurz vor dem Abmarsch das Bein gebrochen. Sein Bruder weigerte sich standhaft, ihn zu verlassen.«
    »Gott sei Dank!«, flüsterte Antonia.
    »Ja, man kann dankbar dafür sein. Sie sind eine junge Dame, die mit beeindruckenden Brüdern gesegnet ist, Mademoiselle Antonia. Auch David und Cornelius sind erstaunliche Männer. Und sie sind stolz auf ihre Schwester.«
    »Ihre Dreiviertelschwester. Ein Viertel, General, ist von mir immer noch ein Junge, wie Sie sehen.« Sie streckte ihre in Reithosen und Stiefeln steckenden Beine aus.
    »Man würde sie dennoch heute kaum dafür halten, Mademoiselle. Oder – sagen wir, nicht, solange Sie still sitzen und schweigen«, bemerkte er mit einem Lächeln. Sie stand auf und ging zum Fenster. »Habe ich Sie beleidigt?«
    »Nein, General. Nur – nachdenklich gemacht.«
    Auch er stand auf und trat zu ihr. »Worüber?«
    »Über das Viertel. Ich bin seiner überdrüssig, General.«
    »Aber Sie könnten es doch mit Leichtigkeit ablegen. Ein hübsches Kleid, ein wenig

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