Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)
sowie sie reisefähig sind. Eine Haushälterin sorgt für Sie, und Heinrich wird Sie begleiten.«
»Danke. Das hört sich sehr passend an. Ich zahle Ihnen selbstverständlich eine angemessene Miete.«
»Sicher.«
»Die Arztrechnungen...«
»Natürlich.« Mit einem Blinzeln in den Augen ergänzte Cornelius: »Selbstverständlich berechnen wir Ihnen auch jede Tasse Tee, die Sie getrunken haben, Monsieur.«
»Das erwarte ich. Den Damen werde ich mich jedoch auf andere Weise erkenntlich zeigen.«
»Gut, dann werde ich jetzt Ihre Schriftstücke übermitteln, Botschaft an die Haushälterin senden, damit sie die Räume vorbereitet, und eine Transportmöglichkeit für Sie besorgen. Ach ja, und ich glaube, Kleidung werden Sie auch benötigen. Wollen Sie Uniform tragen oder Zivil?«
»Ich habe um Beurlaubung aus gesundheitlichen Gründen gebeten, nicht um Entlassung. Also werde ich wohl Uniform tragen. Eine einfache Kavalleriemontur, nicht die der Kaisergarde. Kann man hier so etwas auftreiben?«
»Köln, General, ist Frankreich. Noch.«
»Das Wörtchen ›noch‹ verwendete auch Ihr Bruder, als er mich noch als seinen Verbündeten bezeichnete.«
»Das französisch-preußische Bündnis ist aufgelöst.«
»Einige Gazetten, Herr Waldegg, wären mir ebenfalls sehr willkommen.«
»Ich vermute, die Lektüre wird Ihrer Gesundheit nicht bekömmlich sein.«
Renardet lächelte Cornelius schief an. »Vielleicht doch?«
Liebesfrühling
Du meine Seele, du mein Herz,
Du meine Wonn’, o du mein Schmerz,
Du meine Welt, in der ich lebe,
Mein Himmel du, darin ich schwebe.
Liebesfrühling, Rückert
Drei Tage später, am Lichtmesstag, begleitete Cornelius den General nach Sürth, dem kleinen Fischerdorf an einem weiten Rheinarm. Er war sehr schwach und musste sich auf Heinrich und einen starken Stock stützen, aber als er das strohgedeckte Haus inmitten eines winterbraunen Gartens betrat, wirkte er zufrieden.
»Genau das, was ich gesucht habe. Danke, Cornelius.«
Auch sie hatten sich angefreundet, und Cornelius versprach Renardet, ihn alle paar Tage zu besuchen. Es war ein schöner Ausritt von der Stadt bis zu der Rheinschleife südlich der Stadtmauern.
Mit Antonia hingegen hatte Cornelius eine kleine Meinungsverschiedenheit auszufechten.
»Wie kannst du ihn alleine dort hausen lassen, Cornelius?«
»Er benötigt eure Pflege nicht mehr.«
»Harte Männer, was?«
»Es gibt ein Maß, das man nicht überschreiten soll, Toni. Jemand, der lange so schwach war, muss auch seine Selbstachtung wieder aufbauen. Im Übrigen werde ich ihn in drei Tagen wieder besuchen und nach dem Rechten schauen.«
»Ich begleite dich.«
»Nein.«
Sie führten ihre Auseinandersetzung in Cornelius’ kleinem, vollgestopftem Arbeitszimmer über der Druckerei, und wütend knallte Antonia den Stapel Papier auf den Schreibtisch, den sie ihm hatte abliefern wollen.
»Warum soll ich nicht zu ihm? Er fand meine Anwesenheit nicht lästig.«
»Nein, sicher nicht, solange er noch schwach und hilfsbedürftig war. Aber hast du nicht bemerkt, dass du ihn in den letzten Tagen manchmal verlegen gemacht hast?«
Sie hatte es bemerkt, oder besser, sie hatte eine gewisse Distanziertheit wahrgenommen, und sich aus dem Krankenzimmer zurückgezogen, um ihn nicht zu stören. Sie fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, die sie seit dem Brand in der Budengasse wieder in kurzen Locken trug, und fragte mit seltsam unsicherer Stimme: »Ich bin ihm doch lästig gewesen, nicht wahr? Er will mich nicht sehen, oder?«
»Setz dich, Toni. Ich will versuchen, es dir zu erklären.«
Sie zog einen Schemel heran und sah zu ihrem Bruder auf. Cornelius, der sich in den vergangenen Tagen viel mit Renardet unterhalten hatte, drängte seine eigenen Gefühle entschlossen zur Seite.
»Du magst ihn sehr, nicht wahr?«
»Ja. Aber er mich nicht, ist es so? Du hast so lange mit ihm geredet. Hat er dir das gesagt?«
»Nein, Toni. Ich denke, er empfindet mehr für dich, als er zeigen mag. Gib ihm Zeit, wieder kräftig und gesund zu werden. Warte mit deinem Besuch, bis er dir wieder als der Mann entgegentreten kann, der er früher war.«
Antonia senkte den Kopf. Sie hätte selbst darauf kommen können, das Argument war einsichtig. Aber das erste Mal in ihrem Leben befand sie sich in einem Gefühlsaufruhr, der ihr es schwer machte, verständig zu denken.
»Du bist verliebt, Toni?«
»Ich fürchte, ja. Wahrscheinlich schon sehr lange. Ich war es damals bereits halb. Aber
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