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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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es ist mir nie so klar geworden. Ich dachte immer, es sei ganz anders. Aufregender, irgendwie prickelnder. Aber es ist nur ein Ziehen in mir, irgendwie schmerzlich.«
    »Das könnte an den Umständen liegen, meinst du nicht auch? Wenn er dir in seiner Galauniform auf einem Ball begegnet wäre, gesund, siegreich, stattlich, hättest du dieses Prickeln sicher bemerkt. So aber überdeckt dein Mitgefühl viel von dem, was die Bewunderung für einen anziehenden Mann ausmacht.«
    »Ja, mag sein. Also gut, ich werde warten. Aber gib mir Bescheid, wenn ich ihn sehen darf, ja?«
    »Versprochen.«
    Sie schnaufte leise und sammelte sich wieder. »Ich habe dir die Reiseberichte von diesem skurrilen Russlandforscher mitgebracht. Sie werden jetzt auf reges Interesse stoßen, Cornelius, aber der Mann hat einen Stil!« Sie rollte mit den Augen. »Der muss verbale Gallenkoliken gehabt haben, als er das schrieb. Kaum ein Satz mit Pronomen, keiner länger als vier Wörter, die Aussagen aneinandergeknallt wie Exerziergriffe am Gewehr. ›Feld jesehn! Jrün jewesen. Büscheljras!‹« Sie lachte trocken auf. »Baliner! Vermutlich ein richtiger preußischer Kommisskopp!«
    »Alter Obrist! Vater schon unter Fritz jedient. Präzise!«
    »Wie ein Scharfschütze. Ob er wohl dagegen ist, wenn ich etwas zivile Watte um seine Kasernenhofsätze wickle?«
    »Wenn er will, dass ich sein Werk verlege, wird er sich damit abfinden müssen. Sonst keene Moneten! Sonst keenen Ruhm!«
    »Also gut, dann mache ich mich an die Arbeit. Susanne würde gerne wieder Lithografien für dich machen.«
    »Soll sie. Hat sie inzwischen irgendwas von Philipp in Erfahrung bringen können?«
    »Nein. Er gilt weiter als vermisst. Von seinen Kameraden ist bisher keiner wieder aufgetaucht. Es besteht nicht viel Hoffnung, oder? Die Ungewissheit macht sie nervös, aber wenn sie die bestätigte Nachricht von seinem Tod bekommt, wird sie sicher nicht in Weinkrämpfe ausbrechen.« Sie zuckte mit den Schultern. »Das Kind ist ihr wichtiger. Sarah Leilanie ist aber auch ein Püppchen.«
    »Mit einem ganz unschuldig blanken Popo?«
    »Noch nicht einmal ein Muttermal, geschweige denn eine Tätowierung. Was mich zur Gerüchteküche bringt, Cornelius«, meinte Antonia mit gefährlich blitzenden Augen.
    »Was köchelt in dieser Küche?«
    »Dass du Bettina Sartorius den Hof machst. Bist du verliebt, Cornelius?«
    Eine geballte Faust in den Magen hätte ihn nicht unerwarteter treffen können. »Nein, absolut nicht!«
    »Aber man flüstert die Worte ›Verlobung‹ und ›Antrag‹ in diesem Fall ziemlich vernehmlich.«
    »Ich habe Bettina keinen Antrag gemacht.«
    »Aber seit wann tändelst du mit unverheirateten Jüngferlein aus guter Familie herum? Als charmante Begleitung sind solche leichten Hemden wie Melanie viel ungefährlicher.«
    Es war an Cornelius, herumzudrucksen: »Himmel, woher...«
    »Maddy.«
    »Verdammte kleine Schnüfflerin!«
    »Hat aber zusammen mit Nora rausgefunden, dass cher Frédérics Sohn und Erbe mit ziemlicher Sicherheit Lindenborns Abkömmling ist.«
    »Autsch!«
    »Wenn du unbedingt heiraten willst, Cornelius, dann nimm Susanne.«
    »Auf gar keinen Fall!«
    »Warum nicht, du magst sie doch! Und sie dich auch.«
    »Ich möchte nicht Gefahr laufen, von David in einer dunklen, kalten Nacht im Rhein ersäuft zu werden.«
    »Ach, so ist das! Na, jetzt lasse ich dich alleine und poliere unseren preußischen Knurrhahn auf.«
     
    Die ersten Blattknospen öffneten sich, und Schneeglöckchen sprossen in Büscheln, da, wo vorsorgliche Gärtner ihre Zwiebeln in den Boden gesteckt hatten. Die Wiesen waren grün geworden, und der Huflattich blinzelte hier und da leuchtend gelb durch die Halme, als Antonia in der ersten Märzwoche am Rhein entlangritt. Fünf Wochen hatte sie gewartet, sich in Arbeit versenkt, mit Susannes und Maddys kleinen Töchtern gespielt, Nora die Gerichte beigebracht, die Elena gerne aß, mit einigen jungen Herren die Karnevalsbälle besucht und ein wenig geflirtet, aber kein großes Vergnügen daran gefunden.
    Von Renardet hatte sie nur über Cornelius spärliche Nachrichten bekommen. Aber gestern hatte er ihr verraten, der General sei schon wieder ausgeritten und erfreue sich einer guten Kondition. Sie betrachtete das als Erlaubnis, ihn aufzusuchen.
    Wo das Häuschen lag, wusste sie, im Herbst hatte sie es mit Cornelius und Elena besichtigt und ihr Einverständnis zum Erwerb gegeben. Als es in Sicht kam, bemerkte sie, dass der Garten in Ordnung

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