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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Formular zu lesen über den Tisch. Kay Friedrich warf einen Blick darauf und wurde blass.
    »Was für ein Schwachsinn? Was erdreistet sich dieser Waldegg da? Ich schulde ihm nicht mal einen Hosenknopf.«
    »Er sieht es anders, Herr Kormann.«
    »Unsinn. Charlotte, komm, wir gehen. Ich verschwende meine Zeit nicht mit solch haltlosen Sperenzchen.« Er wollte aufstehen, aber Cornelius drückte ihm von hinten die Hand auf die Schulter.
    »Sie bleiben hier.«
    »Was soll das?«
    »Setzen Sie sich, dann erklären wir es Ihnen.« Mit gleichmütiger Miene nahm Cornelius neben Kormann Platz und sagte: »Um es kurz zu machen, cher Frédéric, auf Falschspielen stehen noch immer zehn Jahre Kettenstrafe. Ich habe hier eine Anzeige gegen Sie aufgesetzt, in der ich Sie beschuldige, am zehnten März im Haus des Herrn Wisskirchen bei einem Spiel mit präparierten Karten meinem Bruder Christian oben genannte Summe abgewonnen zu haben. Da ich die Schulden meines Bruders übernommen habe, schulden Sie folglich mir den Betrag. Herr Wisskirchen, den Sie sicher unter dem poetischen Namen Erlkönig kennen, hat nicht nur Ihr Vorgehen schriftlich bezeugt, sondern hat mich auch in den Besitz des von Ihnen verwendeten Kartendecks gesetzt. Ebenso hat Lydia, die Sie so gerne im Anschluss an das Hasardspiel zu perversen Boudoir-Spielchen aufsuchten, Ihr Spiel mit Christian bestätigt. Von René, dem Kupferstecher habe ich ebenfalls ein umfassendes Geständnis vor Zeugen erhalten, was Ihren Auftrag, markierte Karten herzustellen, anbelangt.«
    Es war Charlotte, die aufschrie und ihren Gatten mit den bösesten Worten schmähte. Als sie mit den zu Krallen gebogenen Händen über ihn herfallen wollte, wurde sie von François Joubertin festgehalten.
    »Setzen Sie sich, Madame, beruhigen Sie sich.«
    »Wie kann ich...«
    »Wenn Sie sich nicht still verhalten, sehe ich mich gezwungen, Sie in einem geeigneten Raum einzusperren.«
    Kormann hatte sich wieder gefangen und protestierte heftig gegen die Vorwürfe. Man hörte ihm eine Weile geduldig zu, dann aber konstatierte Doktor Joubertin nüchtern: »Wir können Anzeige erstatten, und Sie bringen Ihre Rechtfertigung vor dem Strafrichter vor, oder wir einigen uns ohne gerichtliches Verfahren. Was ist Ihnen lieber?«
    Die Aussichtslosigkeit der Angelegenheit war Kay Friedrich durchaus bewusst. Er hatte ein Mal zu hoch gespielt. Ausgerechnet Waldegg hatte ihn dabei erwischt. Von ihm war keine Gnade zu erwarten. Nicht, nachdem er ihn vor fünfzehn Jahren wegen des gleichen Vergehens ins Bagno geschickt hatte.
    »Was wollen Sie?«
    »Dass Sie die Forderung begleichen.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Nein?«
    »Verstehen Sie nicht, der Krieg hat mich ruiniert.«
    »Nicht völlig, cher Frédéric, nicht völlig! Wir haben uns natürlich kundig gemacht. Auf Ihrem Haus lastet keine Hypothek, und Madame verfügt über eine hübsche Kollektion sehr wertvollen Schmucks.«
    Charlotte wollte wieder aufkreischen, aber diesmal fuhr ihr Gatte ihr barsch über den Mund. Dann knurrte er: »Ich werde mich nicht bis aufs Hemd entblößen, Waldegg. Sie können bekommen, was ich an freien Mitteln habe, mehr nicht.«
    »Sie haben keine freie Mittel.«
    Nein, er hatte keine. Seine Gegner hatten sich gründlich informiert. Er blieb sitzen, es sackten ihm die Schultern nach vorne, und sein Gesicht zeigte einen vollkommen resignierten Ausdruck.
    Man schwieg.
    Plötzlich sprang er auf und stürzte zum Ausgang.
    Wo er gegen einen Felsen prallte.
    David drehte ihm mit gekonntem Griff die Arme nach hinten und schob ihn wieder an seinen Platz.
    »Offenbar überzeugen den Herren unsere schlichten Argumente noch nicht«, erklärte er dabei. »Antonia, wie sieht es mit deiner Rechnung aus?«
    Antonia, die im Nebenzimmer mit David, Elena, Nora und Maddy gewartet hatte, trat ein. Irritiert sah Kormann sie an.
    »Vor vierundzwanzig Jahren, cher Frédéric, haben Sie versucht, in den Besitz gewisser Architekturpläne aus dem Domarchiv zu gelangen. Vermutlich in verbrecherischer Absicht. Es misslang, und sie mussten fliehen. Auf dieser Flucht, cher Frédéric, wurden Sie verletzt, und eine junge Nonne half Ihnen, die Wunde zu verbinden. Zum Dank vergewaltigten Sie sie und zeugten dabei ein Kind.«
    »Was?«
    »Der Vorgang ist Ihnen doch nicht unbekannt, oder? Soweit ich weiß, haben Sie zumindest noch eine eheliche Tochter gezeugt.«
    »Was?«
    »Nun ja, bei Ihrem Sohn und Erben bestehen ja berechtigte Zweifel, nicht wahr, liebe Charlotte? Der

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