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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Junge ist ein Lindenborn, und damit kurioserweise so etwas wie mein Cousin. Aber unsere Verwandtschaftsbeziehungen gehen viel tiefer, cher Papa. Hier ist meine Rechnung für Unterhalt und Ausbildung bis zu meiner Volljährigkeit.«
    Diese Offenbarung brachte Charlotte völlig um ihre Fassung. Sie röchelte: »Elena?«, und Kormann wirkte vollkommen entgeistert. Elena aber trat vor den Tisch und nickte ihr zu.
    »Ja, liebe Charlotte. Dein Gemahl schreckt vor Einbruch, Diebstahl, Vergewaltigung und, wie ich erfuhr, auch nicht vor Verrat und Mord zurück. Aber du bist keinen Deut besser, insofern bildet ihr ein vollkommenes Paar.« Sie reichte einen weiteren Bogen über den Schreibtisch. »Fügt zu der Rechnung noch diese hinzu, das sind die veruntreuten Gelder aus den Lazarettspenden.«
    David erhob als Nächster seine Stimme: »Die Aristokraten, die Sie 1793 an der Kanalküste verraten haben, um sich bei den französischen Revolutionskommissärs beliebt zu machen, können ihre Rechnung leider nicht mehr präsentieren. Die haben ihr Leben unter der Guillotine gelassen. Aber meine Frau Susanne klagt Sie an, ihren Vater, Daniel Bernsdorf, vom Domdach gestoßen zu haben, um die angeblich in seinem Besitz befindlichen Fassadenpläne des Doms von ihm zu erhalten.«
    »Über den anhaltenden Amtsmissbrauch in Ihrer Zeit als Wohlfahrtskommissär hatten wir ja schon mal eine eingehende Unterhaltung, nicht wahr, cher Frédéric?«, setzte Cornelius hinzu.
    Sie umstanden ihn. Alle Augen ruhten auf ihm, und ihre Blicke waren eisig und anklagend. An Flucht war nicht zu denken. Wohin auch? Er war so oder so ruiniert. Ein Vermächtnis aus der Vergangenheit – darum ging es hier tatsächlich.
    »Was soll ich tun?«, fragte Kay Friedrich Kormann tonlos.
    Cornelius antwortete ihm mit kalter Stimme: »Im Nebenzimmer finden Sie Schreibzeug. Machen Sie Ihr Testament. Sie werden Antonia den Schmuck Ihrer Frau hinterlassen und mir das Haus. Über Ihre Warenbestände und Schulden können Sie verfügen, wie es Sie gelüstet. Anschließend begleiten David und ich Sie nach Hause. Dort werden Sie einen Unfall beim Reinigen einer Pistole haben.«
    Kormann nickte. Es war zu Ende. Irgendwann musste es wohl so sein. Er war sich seiner Taten bewusst. Mochte er auch ansonsten ein feines Gespür für die Wendungen des Glückes haben, hier hatte es versagt. Sein größter Fehler war, sich in Sicherheit zu wiegen und seine Gegner zu unterschätzen.
    Charlotte sah das anders. Ihr hatte die Welt schon als Kind so viel vorenthalten, sie gab nicht kampflos auf, was sie mit ihrer eigenen Gewitztheit, unter Demütigungen geistiger und körperlicher Art erworben hatte. Diesmal war sie es, die aufsprang und zum Ausgang fliehen wollte. Die Herrn ließen sie unbehelligt, aber Elena streckte ihren Fuß vor. Aus voller Geschwindigkeit stolperte Charlotte, prallte mit dem Kinn auf die Ecke einer Truhe und schlug der Länge nach auf den Boden.
    Antonia kniete neben ihr nieder und drehte sie vorsichtig um. Ein Blutfaden rann aus ihrem Mundwinkel.
    »Sie ist bewusstlos, aber sie lebt noch. Sie hätte sich das Genick brechen können. François, habt ihr hier irgendwo eine Chaiselongue oder eine Liege?«
    Der junge Joubertin nickte, und half David, die schwere Frau aus dem Raum zu tragen.
    »Sie ist schwanger«, erklärte Kormann leise, aber niemand antwortete ihm. David kam zurück und meinte: »Nora und Maddy kümmern sich um sie.«
    Es herrschte einen Moment Schweigen im Zimmer des Friedensrichters, dann aber stand Antonia auf und sprach mit ruhiger Stimme: »Ich hatte dir gegenüber neulich behauptet, Cornelius, Blut sei nicht dicker als Wasser. Töchterliche Gefühle hege ich nicht für cher Frédéric. Aber... Da sind die Kinder. Weder sein Bastardsohn noch seine Tochter haben irgendetwas mit seinen und Charlottes Verbrechen zu tun. Und das Ungeborene auch nicht.«
    »Was willst du damit andeuten, Toni?«
    »Ich wäre damit zufrieden, wenn er dir Haus und Schmuck überschreibt und mitsamt Frau und Kindern binnen einer Woche die Stadt verlässt. Sein Leben... Gott, was ist das schon wert?«
    Unmerklich nickte Cornelius, sprach aber kein Wort.
    Endlich hob Kay Friedrich Kormann den Kopf und sah in die Augen seiner Tochter.
    »Verzeih.«
    »Nein.«
    Doktor Joubertin reichte eine Urkunde über den Schreibtisch. »Unterscheiben Sie, Kormann. Die Übertragung Ihres Vermögens an Hermann Cornelius von Waldegg. Ihr Haus wird ab sofort versiegelt, aber ich denke, man wird

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