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Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Kreuzblume: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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außerordentliche Wirkung. Über Nacht verschwand das überspannte Verhalten und machte einer nüchternen Planung Platz. Elena entwarf verschiedene Modelle, die auf ihrer Erfahrung im Ordensleben fußten, machte etliche Besuche und kam nach einer Woche mit einem wohlgefüllten Beutel ernstzunehmender Vorschläge zurück. Nicht bei allen Bekannten war sie mit ihren wohltätigen Ideen auf Gegenliebe gestoßen. Einige waren der Überzeugung, die armen Weiber hätten ihr Schicksal selbst heraufbeschworen und verdienten keine Unterstützung. Aber die Mehrzahl wurde von ihren Schilderungen berührt und bemerkte ebenfalls das Elend, wenn sie durch die Straßen ging.
    »Madame Joubertin berichtete mir, es gäbe in Paris schon einige Frauenvereine, die sich solchen Fällen widmen. Wir könnten so etwas Ähnliches auf die Beine stellen.«
    Herman Waldegg hatte erstaunt zugehört. Er entdeckte plötzlich eine ganz neue Seite an seiner Frau. Sie erfreute ihn, und er ermunterte sie, ihre Vorstellungen darzulegen.
    »Natürlich müssten wir ein Haus haben, Betten, Decken, eine Küche, Personal. Obwohl das nicht schwierig sein dürfte. Diese armen Frauen suchen ja Arbeit. Viele der ehemaligen Nonnen auch. Manche sind sogar kundige Pflegerinnen. Eine Hebamme und einen Arzt brauchen wir natürlich ebenso. Nicht ständig, aber zumindest regelmäßig. Wir müssen uns vor allem um das nötige Geld kümmern. Ich denke, man könnte Spenden sammeln oder die Munizipalverwaltung um Zuschüsse bitten. Das Bürgerhospital unterstützen sie ja schließlich auch.«
    »Nun, meine Liebe, die Sache mit dem Haus glaube ich regeln zu können. Ich habe erfahren, dass die Hospizienkommission etliche verkaufen will. Und ich werde deine Idee beim nächsten Logentreffen meinen Brüdern vortragen.«
    Er hatte es getan, und deshalb saßen sie an diesem Dezembernachmittag eifrig beratschlagend in ihrem Salon.
    »Du solltest dich hinsetzen, und alles das, was du mir unterbreitet hast, zu einer Rede zusammenstellen«, schlug Waldegg seiner Gattin vor. »Am nächsten Freitag werden sich meine Freimaurerbrüder nämlich mit ihren weiblichen Begleitungen versammeln, um dir höchst aufmerksam zu lauschen. Ich wage zu vermuten, dass du, schneller als du denkst, deinen Frauenverein gegründet hast.«
    Elena hob mit mildem Entsetzen im Blick eine Hand an die Lippen. »Eine Rede? Ich soll eine Rede halten?«
    »Sicher. Und zwar bestimmt nicht nur eine. Die Zeit ist reif für deine Idee. Also musst du sie nun vortragen.«
    »Ja, aber öffentlich reden...?«
    »Mut, meine Liebe! Mut! Vergiss nicht, gegenüber den üblichen langweiligen Rednern in ihren dunklen Röcken und mit ihren grauen Bärten wirst du auch für das Auge der Zuhörer ein bemerkenswerter Anblick sein.«
     
    Elena hatte den Mut gefunden. Sie setzte ihre Rede auf, wählte ein schlichtes, aber elegantes Kleid aus feinem, violettem Wollstoff, frisierte sich sorgfältig und legte einen Hauch Rouge auf die vor Aufregung blassen Wangen. Zweimal verhaspelte sie sich zu Beginn der Ansprache und zerknüllte ein Batisttüchlein in den feuchten Händen, aber dann spürte sie plötzlich die Aufmerksamkeit des Publikums, und der Funke sprang über. Sie ließ zu guter Letzt sogar Manuskript Manuskript sein und sprach frei und lebhaft über ihre Vorstellungen.
    »Du hast einen gewaltigen Eindruck gemacht, Elena. Ich bin unsagbar stolz auf dich.« Hermann Waldegg geleitete sie später zu der Kutsche, die sie durch die kalte Winternacht nach Hause bringen würde.
    »Ja, es war gar nicht so schlimm. Ich denke, wir werden, wenn das neue Jahr anbricht, die Société de la charité maternelle ins Leben gerufen haben.«
    »Davon bin ich überzeugt.«
    Elena lehnte sich mit geschlossenen Augen in den Polstern zurück und schwieg, in ihre Gedanken versunken, bis sie vor ihrem Haus angekommen waren.
    »Ein Schlückchen Champagner, meine Liebe, wäre wohl nicht unangebracht«, schlug Waldegg vor, als er sie in seinem Arm in den Salon geleitete.
    »Verzeih, aber ich bin erschöpft. Wir werden es morgen nachholen. Ich möchte lieber zu Bett gehen.«
    Doch sie schlief, trotz ihrer Müdigkeit, noch nicht, als ihr Gatte um Mitternacht, als die Glocken des Domes gerade verhallt waren, das eheliche Bett aufsuchte.
    »Tief in Gedanken, Liebes?«
    Sie seufzte leise.
    »Ein aufregender Tag. Du hättest zumindest das Glas Rotwein annehmen sollen. Es hilft in solchen Fällen zumeist.«
    Sie drehte sich zu ihm um und betrachtete sein

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