Kreuzdame - Köln Krimi
stets aufs Neue davon zu überzeugen, dass sie eine Mörderin war, und zwar nicht irgendeine, sondern dass sie unseren Freund Klaus auf dem Gewissen hatte.
»Eine eitle und dazu noch dumme Person ist das«, sagte Charlotte, als wir am nächsten Morgen auf dem Weg zum Polizeipräsidium waren. »Wenn man sich verschönern lassen will, dann macht man das doch diskret und in kleiner Dosierung, und nicht noch was und noch was. Das ist ja wie eine Sucht, ich meine, da kann immer mal was schiefgehen, das ist doch normal. Und wer zu viel will, verliert nachher alles. Das ist mit Geld so, mit Liebe und, wie man hier sieht, auch mit der Schönheit.«
»Obwohl«, schaltete sich Karin ein, »schön ist sie ja noch, das muss man sagen. Da hat Klaus wirklich gute Arbeit geleistet, und wenn sie nicht mit diesem Intimscheiß zu ihm gegangen wäre, würde er vielleicht noch leben.«
»Wieso vielleicht? Bestimmt würde Klaus dann noch leben!«, rief Charlotte, als wir das Polizeipräsidium in Deutz betraten.
Kommissar Weber holte uns persönlich beim Pförtner im Erdgeschoss ab und führte uns in sein Büro. Wir packten die Bilder aus und meine Notizen, die Charlotte fein säuberlich am Computer in Form gebracht hatte. Doch nur fünf Minuten später hatte uns Herr Weber freundlich lächelnd hinauskomplimentiert, und wir standen am Aufzug, fassungslos und ziemlich enttäuscht. Wir fühlten uns wie drei Schülerinnen, die einen Aufsatz über ihr schönstes Ferienerlebnis geschrieben und ihn für eine Anthologie in einem Lyrikverlag abgegeben hatten. Der Kommissar hatte nur angedeutet, der Sache nachgehen zu wollen und sich danach wieder bei uns zu melden.
Darauf warteten wir während der nächsten drei Tage so sehnsüchtig, dass ich bei jedem Klingeln zum Telefon rannte und mit schweißnassen Händen den Hörer ans Ohr nahm. Die Zeitungen schrieben, die Polizei wäre dem Täter auf der Spur. Allerdings rief dann nicht Herr Weber bei uns an, sondern irgendeiner seiner Mitarbeiter mit der eher drögen Aussage, die Befragung der von uns genannten Dame sei noch nicht abgeschlossen und erlaube bislang noch keine Festnahme.
»Wieso denn das?«, rief ich. »Sie ist es, da sind wir ganz sicher. Sie hatte ein Motiv, und es ist doch wohl eindeutig, dass sie voller Wut und Hass ist.«
»Tut mir leid«, sagte der Mann, »wir haben Frau Magari gebeten, sich zu unserer Verfügung zu halten, aber bislang sind wir keineswegs sicher, hier auf der richtigen Fährte zu sein.«
Damit legte er auf. Mein Herz klopfte beängstigend schnell, ich fühlte mich in einer Weise ungerecht behandelt, die ich kaum verkraften konnte. Charlotte war nicht zu erreichen, aber Karin kam, und zusammen mit ihr wurde die Angelegenheit ein bisschen leichter.
»Sei froh, dass du ihr nicht deinen richtigen Namen genannt hast, sonst säße sie dir jetzt im Nacken mit einer weiteren Schadensersatzklage und vielleicht auch noch wegen Betrugs und Vorspiegelung falscher Tatsachen …«
Bei diesem Gedanken wurde mir ganz heiß, und ich schwor mir, mich niemals mehr in ein solches Abenteuer zu begeben, aber die Sache war noch nicht ausgestanden.
Als Martin an diesem Abend verhältnismäßig früh nach Hause kam, ließ mich die Art, wie er seine Tasche auf den Dielenboden knallte, nichts Gutes ahnen.
»Was ist denn in euch gefahren? Vor allem in dich? Gibst dich als Journalistin aus, machst ein angebliches Interview mit einer bedauernswerten Person, die schon genug am Hals hat, und schwärzt sie dann auch noch als Mörderin bei der Polizei an. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?«
Ich hatte Mühe, mich zu beherrschen. Er behandelte mich wie eine seiner Angestellten, wie eine Krankenschwester, die ein Bett nicht ordentlich gemacht hatte oder die falsche Person zur OP vorbereiten wollte. Ich knallte den Teller mit Aufschnitt, den ich in der Hand hielt, auf den Tisch, sah ihn wütend an und erwiderte: »Solange du vor mir Geheimnisse hast, werde auch ich meiner Wege gehen, ohne dich vorher zu fragen. Und nur zu deiner Info: Ich habe auch ohne richterlichen Beschluss und ohne Weiteres die Unterlagen über Frau Magari und die vermurkste OP von der Klinik bekommen, und außerdem hat sich Frau Magari zweimal mit uns getroffen und mir vieles offenbart, von dem du mir nichts erzählen wolltest.«
»Was willst du damit sagen?«, fragte Martin.
»Dass du vieles weißt, was du nur mit Herrn Weber besprichst, aber nicht mit mir, das will ich damit sagen.«
Martin blieb in der
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