Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kreuzdame - Köln Krimi

Kreuzdame - Köln Krimi

Titel: Kreuzdame - Köln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
Vom Netzwerk:
Frage eingegangen, hätte von meinen vier Kindern erzählt, dass ich mich nach jeder Geburt mit Beckenbodengymnastik herumgeschlagen hatte und auch dass man manche Dinge eben akzeptieren muss im Leben, aber ich schluckte all das hinunter und machte mir eifrig Notizen.
    Sie schwieg eine Weile, nahm dann mit zitternder Hand die Kaffeetasse, stand auf, räusperte sich und sagte mit rauer Stimme: »Es tut höllisch weh. Ich kann keine fünf Minuten am Stück sitzen bleiben. Ich nehme hochdosierte Schmerzmittel, und an körperliche Liebe ist wahrscheinlich nie mehr zu denken, so hat er mich versaut.«
    Ich sah sie an, versuchte, mich zu entspannen und mir einzureden, dass sie den Bogen überspannt hatte, dass sie keine Ruhe gegeben hatte, bis sie so aussah wie die Schwester ihrer Kinder und da, ja, da hatte der liebe Gott vielleicht einen Riegel vorgeschoben.
    »Hat das denn … Ich meine, diese letzte Operation, hat das unbedingt sein müssen? Oder anders gesagt, wären Sie vielleicht mit solch einem Vorhaben, ich meine wegen dieser Verengung, nicht besser zu einem Gynäkologen gegangen?«
    Sie stand jetzt am Fenster, drehte mir den Rücken zu und sah hinaus.
    »Er hatte mein ganzes Vertrauen«, sagte sie. »Ich glaubte ihm, als er mir versicherte, auch das wäre machbar. Aber das ist jetzt sowieso egal. Mein Mann ist längst auf und davon, wieder zurück nach Italien. Er hat dort schon seit Langem eine Freundin, die Tochter seines besten Freundes. Die Scheidung hat er inzwischen auch eingereicht. Eine Barbiepuppe hat er mich genannt, eine auf jung getrimmte alte Schachtel. Und was das Schlimmste ist, auch meine Töchter finden mich lächerlich, sie schämen sich vor ihren Freundinnen und Freunden, die nicht glauben wollen, dass ich ihre Mutter bin.«
    Plötzlich spürte ich so etwas wie Mitleid mit ihr. Ich wäre gern aufgestanden, zu ihr gegangen und hätte sie in den Arm genommen, sie getröstet. Ich stellte mir das ganze Ausmaß von Leid, Schmerz und Unglück vor, dem sie jetzt gegenüberstand, und ich fragte mich, ob sie in der Lage gewesen wäre, den Mann, den sie dafür verantwortlich machte, umzubringen. Wäre das nicht sogar verständlich?
    Da drehte sich Jennifer Magari zu mir um und rief mit sich überschlagender Stimme: »Ich bin froh, dass er tot ist! Und ich hoffe, Sie schreiben in Ihrem Bericht, dass er ein Teufel war. Er war von der Macht geblendet und trotz seiner offensichtlich nachlassenden Fähigkeiten führte er Operationen durch, denen er nicht mehr gewachsen war. Und das Allerschlimmste ist: Er stand nicht mal zu seinen Fehlern! Er hat versucht, es anderen in die Schuhe zu schieben. Ich lag noch im Aufwachraum, als er an mein Bett kam. Er dachte wohl, ich schliefe noch, und da nahm er das OP -Blatt, das am unteren Ende des Bettes hing, und ging damit raus. Später stand dort nicht mehr sein Name als Verantwortlicher Operateur, sondern der eines seiner Oberärzte, Dr.   Neubel, obwohl der nur assistiert hatte. Ein Betrüger war er also auch noch und zu feige, um zuzugeben, dass seine Hände ihm nicht mehr gehorchten! Glauben Sie mir, ich habe ihn gehasst, aus tiefstem Herzen. Er hat mein Leben kaputtgemacht, und ich bin froh, dass er tot ist.«
    »Wenn man Sie so reden hört, könnte man glatt glauben, was neulich im ›Express‹ stand, dass Klaus Benders Unfall kein wirklicher Unfall war, sondern dass Sie …« Ich sah sie an und war gespannt, wie sie darauf reagieren würde.
    Sie zögerte, vielleicht ein bisschen zu lange, als wolle sie nichts Falsches sagen, doch dann sprach sie mit klarer, lauter Stimme. »Dazu kann ich nichts sagen, damit will ich auch nichts zu tun haben, so sehr ich ihn auch gehasst habe.«
    Ich stand auf, bedankte mich für Kaffee und Gebäck und fragte, ob ich sie, wenn ich noch Fragen hätte, noch einmal anrufen dürfte. Sie nickte, begleitete mich hinaus, und wie sie da unter ihrer Eingangstür stand, sah sie aus wie ein unreifes junges Ding, das gerade den ersten Liebeskummer erlebt hat. Was treibt einen Menschen dazu, sich solchen Strapazen auszusetzen, nur um forever young zu bleiben?
    »Übrigens«, rief sie mir nach, »die Polizei hat schon mal angerufen, aber ich habe nicht zurückgerufen.«
    Hatte sie Klaus umgebracht oder jemanden damit beauftragt?
    Abends saßen wir Frauen wieder in Charlottes Atelier. Karin und Charlotte hörten zu, ohne mich, wie sonst immer, andauernd zu unterbrechen. Ich war ganz plötzlich zum Mittelpunkt geworden und hatte Mühe, mich an

Weitere Kostenlose Bücher