Kreuzdame - Köln Krimi
Leitplanke oder den Asphalt her, sondern, das war eindeutig erwiesen, von mehreren gezielten Schlägen. Und damit stand fest: Klaus war ermordet worden.
Obwohl die Mordkommission weiterhin auf Hochtouren mit der Suche nach dem Mörder oder der Mörderin beschäftigt war, wurde die Leiche nun freigegeben. Endlich kamen Klaus’ sterbliche Reste aus dem Kühlfach heraus und konnten ordentlich bestattet werden.
Um die Beisetzung am kommenden Montag sollten wir uns kümmern. Timo hatte uns darum gebeten. Allerdings wusste niemand von uns, wie Klaus sich sein Begräbnis vorgestellt hatte. Eine kirchliche Trauerfeier, eine Einäscherung oder vielleicht eine Seebestattung? Timo war keine große Hilfe. Ihm wäre das egal, sagte er, und so entschieden wir uns für die traditionelle Gruft auf dem Südfriedhof, dort, wo er entsprechend seinem Wohnort im Stadtteil Marienburg auch hingehörte.
Das Wochenende wäre in Traurigkeit ertrunken, wenn nicht am Samstag um die Mittagszeit Carolin und Lukas Sturm geklingelt hätten und uns zunächst mit ihren Wünschen nach einer leckeren Mahlzeit auf Trab hielten und kurze Zeit später mit einer Gästeliste für die Hochzeit, die sie auf dem Tisch ausbreiteten.
Martin war rechtzeitig in sein Arbeitszimmer geflüchtet, und so musste ich mich allein mit den Plänen des Brautpaars auseinandersetzen.
»Wir haben noch nicht alles entschieden«, sagte Carolin fröhlich, »also die Geschenkliste ist noch nicht vollständig, und beim Menü fehlt noch was.«
Ich setzte mich gerade hin, hustete meine Stimme frei und begann sehr behutsam: »Jetzt mal langsam. Zuerst mal, wann soll das Ganze denn stattfinden?«
»Im Mai«, sagte Lukas. »Wir gehen übernächste Woche zum Rathaus, und danach melden wir uns bei der Kirche zum Traugespräch.«
Ich nahm die Gästeliste zur Hand. Sie umfasste hundertvierzig Personen und dabei keinen unserer Freunde, die für Carolin wie Onkel und Tanten waren und die, wie ich sehr vorsichtig anmerkte, auch zu ihrem Leben gehörten. Danach fragte ich: »Und wo wollt ihr feiern?«
»Hier«, rief Carolin. »Das Haus ist groß genug, und im Garten könnten wir ein Zelt aufstellen.«
Ich hatte Mühe, Haltung zu bewahren, schließlich saß Lukas neben ihr, und ich wollte nicht schon vor der Vermählung meine Position als Schwiegermutter beschädigen. Glücklicherweise klingelte in diesem Moment das Telefon, und ich sprang auf, als ginge es um mein Leben. Es war Charlotte. Sie klang bedrückt und fragte, ob ich Zeit hätte. Sie brauche jemanden zum Reden, sie wüsste nicht mehr weiter.
Als ich in die Küche zurückkam, saßen Carolin und Lukas händchenhaltend am Tisch. Sie sahen so glücklich aus, dass ich einen Kloß in den Hals bekam und trotz der vorher anderslautenden Vorgabe mit der Mitteilung herausplatzte, Klaus wäre tot, und deshalb wären wir ein bisschen neben der Spur.
Carolin war ernsthaft erschrocken, und das gab mir den Mut, mich zu verabschieden, weil ich anderswo gebraucht würde.
»Im Kühlschrank steht ein Nudelauflauf«, rief ich beim Hinausgehen, »den braucht ihr nur in den Ofen zu schieben, zwanzig Minuten reichen. Bis später!«
Charlotte kauerte inmitten von Farbtöpfen, Pinseln und Leinwänden auf einem Klappstuhl. Sie trug den buntgefleckten Overall, der so etwas wie ihre Arbeitskleidung war und ihrem sonst so gepflegten Erscheinungsbild normalerweise einen wunderbar fröhlichen und kreativen Touch verpasste. Jetzt allerdings sah sie aus wie eine Obdachlose, die sich in die Wärme dieses Ateliers geflüchtet hatte. Sie starrte auf den Boden und stand nicht einmal auf, als ich zur Tür hineinkam.
»Charlotte«, rief ich, »da bin ich! Was ist los, ist was mit Johannes passiert oder mit Rainer?«
Ich ging zu ihr, stolperte über die ausufernden Füße einer Staffelei, fing mich aber gerade noch. Bevor ich den danebenstehenden Farbtopf umstürzen konnte, landete ich vor Charlottes Füßen. Ich griff nach ihren Händen, schüttelte sie sanft und sagte: »Charlotte! Sag was.«
Sehr langsam hob sie den Kopf, blickte mich an, als wüsste sie nicht mehr, wer ich war oder warum sie mich gerufen hatte, und ich sah, dass ihr die Wimperntusche quer übers Gesicht gelaufen war.
»Klaus kommt nie mehr«, murmelte sie, »nie mehr, sie hat ihn umgebracht, ich spüre es. Und nun bin ich mutterseelenallein. Ich habe keinen mehr, der mich liebt, niemanden. Klaus ist mausetot.«
Um ihre leise Stimme verstehen zu können, hatte ich mich über sie
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