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Kreuzdame - Köln Krimi

Kreuzdame - Köln Krimi

Titel: Kreuzdame - Köln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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da unten im Keller neben dem Partyraum. und … ach Britta, ich wollte nicht, dass du davon erfährst, ich liebte dich und wollte dich behalten. Ich beschwor Anna, niemand ein Sterbenswörtchen davon zu erzählen, und das hat sie wohl auch viele Jahre nicht getan. Einmal hat sie mir gegenüber Andeutungen gemacht, Timo sei mein Sohn, aber ich habe ihr nicht geglaubt.
    Irgendwann muss sie es Klaus erzählt haben, und der hat mich dann in diesem Brief darum gebeten, entweder einer DNA -Analyse zuzustimmen oder gleich zuzugeben, dass ich der Vater wäre. Ich habe die Analyse gemacht. Und es stimmt: Ich bin Timos Vater.«
    Was konnte ich dazu sagen? War nun alles meine Schuld, weil mir schlecht geworden war? Oder war Anna schuld, die ihn verführt hatte? Oder ihm irgendwas ins Glas gegossen, dass ihn willig machte?
    »Ich schlafe heute im Gästezimmer«, sagte ich nach einer Weile, »ich möchte allein sein.«
    Am nächsten Morgen wartete ich, bis Martin das Haus verlassen hatte, dann stand ich auf, duschte und zog mich an. Ich hatte in der Nacht kaum geschlafen und trank erst einmal einen starken Kaffee. Dann holte ich das Telefonbuch. Ich brauchte dringend jemanden zum Reden. Rasch fand ich »Melcher, Rino, Prof.   Dr.   phil.«, und als bei seiner Privatnummer niemand abhob, tippte ich die Nummer der Universität in mein Telefon. Ich hatte Herzklopfen und feuchte Finger.
    »Herr Professor Melcher hat heute Morgen Sprechstunde«, erklärte mir eine resolute Frauenstimme. »Wollen Sie sich für das aktuelle Seminar anmelden, oder geht es um eine Dissertation?«
    »Weder noch«, antwortete ich, »ich brauche eine Beratung.« Und das entsprach im weitesten Sinne ja der Wahrheit.
    »Dann kommen Sie am besten um zwölf Uhr fünfzehn, da hat jemand abgesagt. Wie ist Ihr Name?«
    »Brigitte Mallberg«, antwortete ich schnell. Ich nahm ein paar Tropfen Baldrian auf Zucker und machte mich anschließend sorgfältig zurecht. Um elf verließ ich das Haus. Ich wollte langsam fahren, in Ruhe einen Parkplatz finden und mich sammeln, bevor ich Rino gegenübertreten würde.
    Im Sog der Studenten wurde ich in das Universitätsgebäude hineingespült und fand mich zwischen zwei Treppen wieder, eine führte nach oben und eine nach unten. Ich ging zurück zu der Tafel am Eingang, auf der die Namen der Dozenten und ihre Zimmernummern standen. »Professor Melcher: zweiter Stock, Zimmer 212«. Ich sah auf die Uhr – ich hatte noch einige Minuten. Eine Weile wartete ich im Erdgeschoss, schlenderte am Schwarzen Brett vorbei und stieg erst dann langsam die Stufen empor.
    Vor Raum 212 saß eine Schwarzhaarige mit Overknee-Stiefeln und einem knappen Röckchen, das mein Mann als breiten Gürtel bezeichnet hätte. Ich lief weiter den Gang entlang, las die Namensschilder an den Türen und wartete, bis das Mädchen hineingerufen worden war. Dann setzte ich mich auf den Stuhl. Punkt viertel nach zwölf ging die Tür auf, das Mädchen mit dem kurzen Röckchen stolzierte heraus, doch der Mann, der jetzt »bitte sehr« sagte, war weit entfernt von dem Rino meiner Träume. Sein ehemals schmales Gesicht war feist und rot, die Brille verdeckte seine Augen, die Haare liefen nur noch als Kranz über seinen Hinterkopf. Als ich mich setzte, nahm er seine Brille ab und musterte mich fragend.
    »Wenn Sie eine Beratung zum Seniorenstudium wünschen, sind Sie bei mir falsch.« Er lachte. »Oder wollen Sie ernsthaft Philosophie studieren?«
    Ich schluckte und sagte mit einem gezwungenen Lächeln: »Ich bin Britta Mallberg. Mein Mädchenname ist Schmitz.«
    »Britta Schmitz?«, fragte er. »Ach ja, ich erinnere mich, waren Sie nicht eine Freundin meiner ersten Frau? Frau Mallberg, ich nehme an, die Kinder sind aus dem Haus und Sie möchten Ihrem Leben noch einmal eine neue Richtung geben. Wie alt sind Sie?«
    Bevor ich die Frage beantworten konnte, stürmte eine junge blonde Frau ins Zimmer, an der Hand ein kleines Mädchen, das fröhlich »Papi« rief, zu Rino rannte und auf seinen Schoß kletterte. Die junge Frau bat mich lachend um Verzeihung, sie hätte geglaubt, die Sprechstunde wäre um zwölf beendet wie früher, als sie selbst noch Studentin gewesen war.
    »Wir sind auch fertig, nicht wahr, Frau Mallberg«, sagte Rino Melcher. »Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, überlegen Sie sich genau, was Sie wollen, und wählen Sie die Fakultät mit Bedacht.« Und dann zu dem Mädchen gewandt: »Na, Prinzessin, gehen wir Pizza essen?«
    »Und Fanta trinken«, rief das

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