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Kreuzdame - Köln Krimi

Kreuzdame - Köln Krimi

Titel: Kreuzdame - Köln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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den Weiher herumkutschiert hatten, Timo, dessentwegen Klaus Anna geheiratet hatte, Timo war der Sohn meines Mannes! Ich konnte es nicht glauben. War ich die einzige treue Ehefrau in dieser Runde? Karin hatte offenbar eine Affäre mit Klaus gehabt und Anna mit Martin. Und ich? War immer treu geblieben. War ich zu dumm gewesen oder zu anständig oder einfach nicht attraktiv genug?
    Ich fuhr quer durch die Stadt über die Deutzer Brücke, durch Kalk, Merheim und Brück, durch den Frankenforst und die kleine Anhöhe hinauf nach Bensberg, immer weiter die B55 entlang, hinaus ins Bergische Land. Dann bog ich auf einen kleinen Feldweg ab und blieb mitten zwischen Äckern und Feldern stehen. Ich legte meinen Kopf auf das Lenkrad und begann hemmungslos zu weinen. Danach fuhr ich weiter, so lange, bis der Tank leer war und das Auto mit einigen holprigen Sprüngen stehen blieb.
    Eine Weile blieb ich einfach sitzen, sah aus dem Fenster, wie die Autos auf der Gegenfahrbahn an mir vorbeirasten und die hinter mir stehen bleiben und abwarten mussten, bis sie wieder freie Fahrt bekamen. Dann stieg ich aus, stellte das Warndreieck auf und machte mich zu Fuß auf den Weg zu einer Tankstelle. Die Schuhe waren der Eleganz wegen angezogen worden, jetzt bekam ich Blasen und Schmerzen, und erst als ich endlich die Tanksäulen sah, merkte ich, dass ich meine Tasche mit der Geldbörse im Auto vergessen hatte und nur den Autoschlüssel in der Hand hielt. Ich war nicht mal sicher, ob ich wenigstens die Türen verschlossen hatte, was mich dann doch in einer Rückwendung zur Vernunft zu beunruhigen begann.
    Den Jungen, der die Scheiben säuberte, bat ich, mir einen Ersatzkanister zu befüllen und mich freundlicherweise zu meinem Auto zurückzubringen, aber er besaß weder einen Wagen noch einen Führerschein. Der Mann an der linken Zapfsäule jedoch, der zu mir herübersah, schien meine Verzweiflung zu spüren. Er bezahlte den Kraftstoff und brachte mich zu meinem Wagen zurück. Meinen Dank wehrte er ab, ihm sei einmal in jungen Jahren in einer lebensbedrohlichen Notlage geholfen worden, sagte er, und seitdem gebe er diese Hilfe in vielen Kleinigkeiten zurück.
    »Gute Fahrt noch«, rief er, und erst danach fiel mir ein, dass ich nicht mal das Benzin bezahlt hatte. Ich winkte und rannte ein Stück hinter ihm her, aber bevor ich mir seine Nummer merken konnte, war er bereits hinter der nächsten Kurve verschwunden. Mein Wagen war tatsächlich unverschlossen gewesen, dennoch fand ich meine Tasche unversehrt auf dem Beifahrersitz und hatte plötzlich das Gefühl, die Welt sei in ihrer Gesamtheit doch nicht so schlecht, wie sie oftmals geschildert wurde. Ich wendete an der nächsten Einfahrt und fuhr zurück.
    Als ich in unsere stille Straße einbog, fragte ich mich, welche Erklärung mir Martin geben würde. Ich zweifelte nicht daran, dass Klaus die Wahrheit gesagt hatte. Die Herzlichkeit, mit der mein Mann Timo in die Arme genommen hatte, ließ mich vermuten, dass er schon lange davon wusste und doch nie mit mir darüber gesprochen hatte.
    Die Tür war abgeschlossen, Martin war offenbar nicht zu Hause. Sollte ich auch wieder gehen? Nein, ich würde mich nicht davonschleichen. Ich war nicht die Schuldige, Martin war derjenige, der sich erklären musste, wenn er mich halten wollte. Oder war ich ihm egal?
    Ich kochte mir Kaffee, obwohl ich den in Zuständen wie diesem bestimmt nicht vertragen würde, und setzte mich mit der Tasse in den Sessel am Kamin. Dieser Morgen hatte uns alle verändert. Es war eine Kälte zwischen uns entstanden, die mich frösteln ließ, aber vielleicht hatte ich mir die wärmende Nähe, die uns verband, nur eingebildet. Vielleicht waren alle anderen längst mit sich und ganz neuen interessanten Dingen beschäftigt, und nur ich hing dem Alten an und nach, ich, die ich nie etwas anderes angefangen hatte als das, was ich vor mehr als dreißig Jahren begonnen hatte. Wahrscheinlich hatte ich mir nur gewünscht oder eingeredet, wir wären eine Gemeinschaft von Freunden, einer für alle und alle für einen.
    Später kam Karin vorbei, und auch sie sah aus, als hätte sie seit der Testamentseröffnung nur geweint. Verzweifelt sank sie in einen Sessel und sagte: »Ich weiß nicht mehr weiter. Was soll ich denn noch glauben?«
    Ich hatte kein Mitleid mit ihr. Worüber beklagte sie sich? Dass ihr Fehltritt aufgedeckt worden war? Darüber hätte sie damals nachdenken sollen, als sie Karlheinz betrogen hatte.
    »Ich habe nie mit Klaus

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