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Kreuzdame - Köln Krimi

Kreuzdame - Köln Krimi

Titel: Kreuzdame - Köln Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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›Warum? Katharina, warum?‹, aber sie lächelte nur und verschwand, einfach so, verschwand aus meinem Leben, aus unserem Leben. Ich rief sie danach am Handy an, jeden Tag, flehte, bettelte, aber sie antwortete, ich solle sie in Ruhe lassen und außerdem, wenn ich sie liebte, müsste ich doch froh sein, dass sie so glücklich sei.«
    Er trank einen Schluck und blickte nachdenklich vor sich hin, und auch ich hob meine Tasse und wartete gespannt auf das, was kommen würde.
    »Wissen Sie«, fuhr er fort, »wenn ich heute daran denke, komme ich mir vor wie ein Hampelmann, einer, der einer Frau nachrennt, sie zurückhaben will, eigentlich überhaupt nicht mein Thema. Vor Katharina hatte ich mal diese, mal jene, die Mädels liefen mir nach, nicht ich ihnen. Aber mit Katharina, das war etwas anderes, Katharina war die Frau, die ich wollte, und es kam mir vor, als wäre damit die Zukunft beschlossen. Ich wollte nicht wahrhaben, dass ich ihr nichts mehr bedeutete. Und da fing ich an, sie zu beobachten, schlich zu ihrer Wohnung und zum ›Hotel Adlon‹, sah, wie er den Arm um sie legte, wie sie ihn anlächelte, so wie sie mich früher angelächelt hatte, und ich konnte nichts tun, als zuzusehen und mich zu quälen. Das ging eine ganze Weile so, bis zu jenem Tag im September, als ich wieder auf meinem Wachtposten stand, gegenüber vom ›Adlon‹ hinter den Autos, wie ein Spanner. Ich sah, wie dieser Bender vor die Tür trat, wie er nach der einen und nach der anderen Seite blickte, und dann lächelte er, breitete die Arme aus und …«
    Er lehnte sich zurück und sah ins Leere. Ich starrte ihn an und lauschte auf das, was jetzt kam, was er stockend vortrug.
    »Ich sehe es noch genau vor mir. Katharina kommt wie immer mit dem Rad, auf der richtigen Seite, und dieser Mann steht da, lächelt und breitet seine Arme aus, und da guckt sie zu ihm hinüber, lässt das Lenkrad los, winkt und ruft: ›Da bin ich!‹, und rast quer über die Straße auf ihn zu, direkt in den Wagen hinein, der nicht mehr bremsen kann, und … da liegt sie, hat noch das Lachen im Gesicht und die Augen auf und ist tot. Und wissen Sie, was dann geschah? Der Mann dort am Eingang, dieser Dr.   Bender, der drehte sich langsam um und ging ins ›Adlon‹, als wäre nichts passiert.«
    Ich war erschüttert. Aber das passte zu Klaus. Eine tote Geliebte in Berlin, das hatte er sich nicht leisten können. Um sich die Fragen der Polizei nach ihrem Unfall zu ersparen, hatte er schleunigst das Weite gesucht.
    »Der Polizei, die mich als Zeuge befragte, habe ich gesagt, sie hätte mich gesehen und wäre abgelenkt gewesen, und ich habe geweint. Ich habe nichts von diesem Mann erzählt, nur dass sie meine Freundin war, dass wir zusammenwohnten, dass wir heiraten wollten. Von dem schicken Appartement habe ich nichts gesagt, ich nehme an, das hat Bender ganz schnell gekündigt. Ich bin völlig zusammengeklappt, habe den Kontakt zu allen Freunden abgebrochen. Ich habe mir vorgestellt, ich hätte mich geirrt, diese Frau wäre gar nicht Katharina gewesen. Ich bin durch die Straßen Berlins gelaufen und habe sie gesucht, gesucht, gesucht. Doch dann habe ich begriffen: Meine Katharina war tot.«
    Wir schwiegen beide. Er trank seinen Cappuccino aus und sah mich traurig an.
    Ich fragte: »Und dann?«
    Er wirkte erstaunt. »Was soll das heißen?«, fragte er, und ich lehnte mich ein bisschen weiter vor.
    »Immerhin sind Sie doch Jahre später hierher nach Köln gekommen und wurden Dr.   Benders Chauffeur.«
    »Ja«, murmelte er, »das wissen Sie also auch, ja, es stimmt.«
    »Vergessen Sie nicht, ich bin Journalistin«, sagte ich, und es war fast so, als glaubte ich mittlerweile selbst daran.
    »Nach Katharinas Tod schmiss ich das Referendariat, rasierte mich nicht mehr, ließ meine Haare wachsen, und es dauerte nicht lange, dann flog ich aus der Wohnung. Ich zog in ein kleines Zimmer, aber das wissen Sie ja, Sie haben Frau Missang ja kennengelernt. Ich war arbeitslos und lebte zur Untermiete bei einer widerlichen alten Frau, ich, der Schüler mit den guten Noten, der erfolgreiche Student, der gut aussehende junge Mann, den sie alle um alles beneidet hatten.
    Dann sah ich eines Tages ein Foto von ihr in der Zeitung. Von ihr und Bender. Ich dachte, ich träume, ich wollte es nicht glauben und war doch sicher, sie war Katharina, meine Katharina. Sehr elegant, sehr vornehm, es war, als hätte sie sich meilenweit von mir entfernt, von uns und den Plänen, die wir hatten. Am

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