Kreuzdame - Köln Krimi
wissen, was ich meine!«
»Herr Calucci?«, fragte Frau Missang, die mir kurz darauf im zweiten Stock aufmachte. »Der ist doch nach Köln gegangen. Hat dort einen neuen Job angefangen, letzten Sommer schon. Ist Chauffeur in einer Klinik dort, oder vielleicht inzwischen auch nicht mehr. Sein Chef, das war nämlich dieser Promi-Arzt, wissen Sie? Der, der im Herbst diesen Unfall hatte, das stand sogar hier in der Zeitung. Na, vielleicht kommt der Herr Calucci ja bald wieder zurück, denn einen Toten braucht er ja nicht mehr herumzufahren. Sein Zimmer bei mir sollte ich ihm freihalten, hat er gesagt.
»Und?«, fragte ich. »Haben Sie?«
»Wie meinen?«
»Ob Sie sein Zimmer freigehalten haben, also, warten Sie noch auf ihn?«
»Ja, aber wenn er nicht bald kommt, ich meine, ich brauch ja das Geld, das Leben wird ja immer teurer.«
Mein Herz begann zu rasen. Der Exfreund von Katharina hatte bei Klaus als Chauffeur gearbeitet? Und warum war Klaus dann selbst gefahren?
Ich fragte Frau Missang nach Marco Caluccis Nummer, doch sie hatte sie nicht. Also gab ich ihr einen Zettel mit meiner Handynummer und bat sie, Herrn Calucci, wenn er bei ihr auftauchte, auszurichten, er möge mich anrufen, es sei wichtig, sehr wichtig.
Jetzt konnte ich nur warten. Den Rest des Tages schlenderte ich in Berlin-Mitte herum, als wäre ich eine dieser Luxusfrauen, die sich mit Kosmetik, Hairstyling und Shopping die Zeit vertrieben, ähnlich wie Anna es früher gemacht hatte.
Danach fuhren wir wieder heim, zurück nach Köln. Das Wetter war schlecht, unsere rheinische Tiefebene eben. Würde sich Marco Calucci bei mir melden? Und was hatte es zu bedeuten, dass er bei Klaus gearbeitet hatte? Als Chauffeur hätte er leicht den Wagen manipulieren können, doch Klaus war auf seiner letzten Fahrt allein gewesen, ohne Fahrer. Ich steckte in einer Sackgasse, und alles, was sich in meinem Kopf zusammenbraute, wäre reine Spekulation geblieben, wenn sich nicht zwei Wochen später tatsächlich Marco Calucci auf meinem Handy gemeldet hätte. Er klang atemlos.
»Hallo«, sagte ich, um Lockerheit ringend, »schön, dass Sie sich melden. Ja, ich würde Sie gern einmal treffen. Ich bin Journalistin und habe gehört, dass Sie bei Herrn Bender gearbeitet haben, und vielleicht könnten Sie mir etwas über Ihren ehemaligen Chef erzählen.«
»Ja«, antwortete er langsam, »da könnte ich Ihnen einiges erzählen. Also, wie wäre es, nächste Woche Donnerstag, vier Uhr im ›Café Eigel‹ vielleicht?«
»›Ludwig im Museum‹, das wäre mir lieber«, sagte ich schnell, weil es mir, etwas ruhiger und abgeschiedener wie es war, besser geeignet schien für ein Gespräch mit Herrn Calucci.
Als der Donnerstag heranrückte, sprach ich, obwohl ich beim letzten Mal so schlechte Erfahrungen damit gemacht hatte, mit Martin. Ich erzählte ihm von Berlin, von Katharinas Freundin und Marco Calucci.
Martin war erst wenig begeistert, dass ich mich auf eigene Faust als Detektivin versucht hatte, doch dann meinte er nachdenklich: »Natürlich hast du recht, wenn Calucci Klaus’ Chauffeur war, dann wäre es für ihn ein Leichtes gewesen, den Wagen zu manipulieren.«
Martin riet mir, mich mit Herrn Weber in Verbindung zu setzen. Nach langem Zögern rief ich bei der Polizei an. Ich wollte dort nicht schon wieder mit einer Geschichte aufkreuzen, die sich dann vielleicht als falsch herausstellte. Doch die Reaktion von Herrn Weber war verblüffend.
»Wir werden da sein«, sagte er. »Wir werden Sie verkabeln und mithören, wenn Sie sich mit Marco Calucci treffen. Fragen Sie ihn nach seiner Verbindung zu Katharina Mazceck und wieso er sich als Chauffeur bei Herrn Bender beworben hat.« Er bat mich, vor dem geplanten Treffen mit Marco Calucci ins Präsidium zu kommen, um mir genauere Anweisungen zu geben.
Am Donnerstagvormittag fuhr ich zur Polizei. Dort erklärte mir Herr Weber noch einmal, was ich fragen sollte, und gab mir ein kleines Mikro, damit unser Gespräch mitgehört werden konnte. Ich war nervös und wusste nicht, ob ich mich so weit vorwagen sollte. Ich nahm zwei Beruhigungspillen. Trotzdem befürchtete ich, vor Aufregung meine Beherrschung zu verlieren und womöglich mit dem Mikro am Körper vor Herrn Calucci in Ohnmacht zu fallen.
Ich trug schwarze Jeans, einen gelben Kaschmirpullover und flache Stiefel, dazu einen Wollmantel mit Fellbesatz und hoffte, mit dieser Aufmachung bei Herrn Calucci Punkte zu sammeln.
Als ich um vier Uhr das »Ludwig im Museum«
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