Kreuzdame - Köln Krimi
mich, und ich sagte leise: »Alles wird gut, Anna, alles.«
Da drehte sie sich um und ging schnell weg. Wie Herr Calucci, dachte ich und wünschte, alles wäre wieder, wie es gewesen war.
Warum fühlte sich Anna mitschuldig? Hatte sie das auch Herrn Weber gesagt, wusste er davon? Und was konnte sie getan haben in diesem Knäuel von Undurchsichtigkeiten? Und überhaupt: Klaus lag unter der Erde, niemand würde ihn wieder lebendig machen können, war es so wichtig zu wissen, wer sein Mörder war?
ELF
Am nächsten Tag bat mich Herr Weber ins Präsidium, weil ich, wie er sagte, mich so uneigennützig dafür eingesetzt hätte, den Mörder von Klaus Bender zu finden. Nun wollte er mir den genauen Tathergang schildern.
Ich war müde, wollte nur, dass endlich alles vorbei war, dass ich mich wieder anderen Dingen zuwenden konnte, und entsprechend erschöpft kam ich in Deutz an. Ich fuhr in den vierten Stock zu Herrn Weber, der mich am Aufzug in Empfang nahm.
»Liebe Frau Mallberg«, sagte er, als wir sein Büro erreichten, »darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?«
Ich nickte.
»Mit Milch und Zucker?«
»Nur mit Milch«, antwortete ich leise.
»Wir haben den Fall geklärt«, sagte Herr Weber so freundlich, wie ich es von ihm nicht gewohnt war. »Wir kennen den Tathergang und den Täter. Und wenn Sie wollen, erzähle ich Ihnen alles.«
Ich nickte, trank einen Schluck Kaffee und hörte zu.
»Wir haben Marco Calucci verhört, und er hat alles gestanden. Einen Teil hat er Ihnen ja schon im Café erzählt: Er war mit Katharina Mazceck liiert. Ihr Tod hat ihn völlig aus der Bahn geworfen, er gab sein bis dahin geregeltes Leben auf, rutschte in die Verwahrlosung. Erst als er Jahre später in der Zeitung Herrn Dr. Bender zusammen mit, wie er glaubte, seiner Katharina sah, machte er sich auf den Weg nach Köln, um der Sache nachzugehen. Dort lernte er Frau Magari kennen, die nach einem missglückten Eingriff gegen Dr. Bender prozessierte, und beide, Magari und Calucci, vermischten ihre Wut auf Dr. Bender zu einem gemeinsamen Komplott. Herr Calucci bewarb sich auf den Chauffeurposten bei Dr. Bender, in der Annahme, dabei werde er womöglich seine Exfreundin wiedersehen, was jedoch nie gelang. Die Berliner Zeitungen, die er Frau Magari, die übrigens auch aus Berlin stammte, brachte, benutzte sie für die Drohbriefe, die Herr Bender wochenlang erhielt.
In Bayern, wohin Herr Calucci Herrn Dr. Bender einige Male chauffierte, lernte er Anna kennen, die mittlerweile kaum noch Ähnlichkeit mit Katharina hatte und mit der er sich anfreundete. Sie erzählte ihm von der Krankheit ihres Mannes, von seiner Not, auch wegen des anstehenden Prozesses, und dass er keinen Ausweg mehr wüsste. Da sah Calucci, wie einfach es sein würde, sich zu rächen, und wie unauffällig Klaus Benders Tod wirken würde.
Als Herr Bender nach einem mehrwöchigen Aufenthalt in Bayern nach Köln zurückwollte, erweckte Marco Calucci am Tag davor den Anschein, als müsse er wegen eines Notfalls in der Familie sofort nach Berlin reisen. In Wirklichkeit aber blieb er in Garmisch-Partenkirchen, machte sich in der Nacht an dem Wagen zu schaffen, an den Reifen und an der Bremse. Anna Bender, die wir heute Morgen noch einmal verhört haben, versuchte wohl, ihren Mann davon abzuhalten, allein zu fahren, er sollte den Doppelkopf-Abend absagen oder mit dem Zug fahren. Aber davon wollte er nichts wissen. ›Es geht mir gut‹, sagte er und machte sich auf den Weg.
Herr Calucci, der ihm mit einem Leihwagen folgte, wollte sichergehen, dass sein Plan funktionierte. Er blieb immer einige Meter hinter Klaus Benders Wagen, und als dieser gegen die Leitplanke krachte, hielt Marco Calucci auf dem Standstreifen an, lief zu dem demolierten Auto und sah, dass Herr Bender, der aus dem Wagen herausgeschleudert worden war, noch lebte. Da beugte er sich über ihn und schlug seinen Kopf mehrfach auf den Asphalt, blitzschnell, bevor andere dazukamen. Dann rief er den Notarzt, und der fand nur noch den leblosen Körper an der Leitplanke. Im allgemeinen Herumgerenne stieg Calucci wieder in sein Auto und fuhr weiter nach Köln. Dort hat er sich mit Frau Magari getroffen, ist mit ihr essen gegangen, und beide haben auf den guten Ausgang angestoßen. So weit die Aussage von Marco Calucci, den wir nach Ihrem Gespräch mit ihm ins Präsidium geladen haben und so lange verhörten, bis er die Tat gestanden hat.
Ja, so war das, Frau Mallberg, und ich bin sicher, wenn Sie sich
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