Kreuzfeuer
nach dem Zahltag auch nur noch eine Nanosekunde länger als nötig im Wolfscluster aufzuhalten, machten sich darüber jedoch keine Gedanken.
Ein aus Vosberhs und Ffillips’ Leuten zusammengesetzter Zug hatte ein halbes Hundert dieser Geröllstückchen nach dem von Egans Jungs ausgearbeiteten Orbitalmuster in der Nähe eines der Hauptpatrouillensatelliten der Jann ausgesetzt. Dann hatten sie sich so still und leise, wie sie gekommen waren, mit dem Schiff der Bhor zurückgezogen.
Es dauerte fast eine Woche, bis die erste Mine detonierte.
Für Stens Zwecke war es ein außerordentlich glücklicher Umstand, dass sie ausgerechnet ein vollbeladenes Treibstoff schiff erwischte, das sich gerade im Anflug auf den Satelliten befand. Die kleine Nuklearladung vernichtete nicht nur das Tankschiff, sondern die beiden Begleitschiffe und die Navigationseinheit des Satelliten gleich mit.
Umsichtig ausgesetzte Minen sind extrem kosteneffektive Waffen.
›Es liegt weniger daran, dass die Gefährten zu allen passenden und unpassenden Gelegenheiten zu singen anfangen, sondern vielmehr an ihrem entsetzlichen Musikgeschmack:
weihevolle Hymnen und Lobgesänge, in denen farbenprächtig ausgemalt wird, wie herrlich es doch sei, den Tod im Kampf gegen die Jann zu finden. Na wenn schon‹, dachte Alex. ›Wenn ich mich an meine eigene Stammesgeschichte erinnere, darf ich eigentlich nicht meckern.‹
»Noch siebzig Sekunden«, sagte einer von Ffillips’ Lieutenants. Egan und seine eifrigen Computerkids hörten nicht einmal zu.
Die zwölf Jungs hatten unter dem Schutz zweier Züge von Ffillips’ Spezialisten einen der Beobachtungssatelliten der Jann gekapert. Nachdem das Personal – drei Jann – beseitigt war, hatten sich Egan und seine Leute sogleich an die Arbeit gemacht.
Überall im elektronischen Überwachungsraum des Satelliten lagen jetzt Drähte, Relais, Lasertransmitter und Glasfaserkabel verstreut; die Oberschüler warteten nur noch auf Egan, der die Tastatur im Arm hielt, die er gerade an den Satelliten angeschlossen hatte. Er drückte auf eine letzte Taste und trennte die Tastatur wieder vom System. »Sehr schön«, sagte er. »Jagen wir ihn in die Luft.«
Ffillips’ Lieutenant salutierte, und seine Leute fingen damit an, überall Sprengladungen zu verteilen.
Die Bande von Oberschülern hatte sich über das Bordterminal des Satelliten direkt in den Kampf Computer der Jann eingehackt. Dort hatten sie alle Eintragungen über die Aktivitäten der Söldner aus den Speichern gelöscht.
Auf diese Weise würde es den Schurken schwer fallen, so hatte Egan gedacht, eine nur annähernd wirkungsvolle Taktik auszutüfteln. Er war mit dem Arbeitsergebnis mehr als zufrieden, als er sich auf den Rückweg zum Raumschiff der Bhor machte, das direkt an der Schleuse wartete.
Dabei hatte er niemandem erzählt, dass er in einem Aufwasch sämtliche Einträge hinsichtlich der Schülergruppe und seiner eigenen Person entfernt und außerdem einen Befehl eingegeben hatte, der auch alle zukünftigen Einträge mit diesen Namen automatisch und sofort löschte.
»Schließlich muss sich jeder Soldat um eine anständige Rückendeckung kümmern«, sagte er sich. Und wer konnte ihm schon garantieren, dass in diesem Krieg unbedingt die Guten gewinnen würden?
So wurden die Überfälle auf Einrichtungen der Jann fortgesetzt. Einmal verschwand hier ein Patrouillenschiff, dann funkte dort ein Außenposten verzweifelt um Verstärkung, bevor die Signale abrissen. Immer wieder hörte man von Frachtschiffen, die ihre Zielplaneten nie erreichten. In der Verwaltung der Jann rollten die ersten Köpfe.
Ein Mensch ist viel größer als ein Moskito – und Stens gesamte Armee war weniger als ein Millionstel so groß wie die Kampftruppe der Jann. Aber ein Moskito kann einen Menschen zur Verzweiflung treiben und – vorausgesetzt, ihm steht ausreichend Zeit zur Verfügung – bis auf den letzten Blutstropfen aussaugen.
Sten ließ die Jann langsam ausbluten.
»Bist du sicher?« fragte Sten.
»Ja«, antwortete Alex. »Diese Gefährten sind so gut ausgebildet, wie es nur irgend geht. Wir sind bereit, in die Schlacht zu ziehen, mein Freund.«
›Hervorragend‹, dachte Sten. ›Jetzt muss ich mir nur noch überlegen, wo und wann.‹
Kapitel 27
Sten betrachtete Sofia mit gesteigertem Interesse. Das Ding, das sie in der Hand hielt, inspizierte er eher mit Argwohn, und das, wo sie sich gerade hineinstürzen wollte, mit ausgeprägtem
Weitere Kostenlose Bücher