Kreuzfeuer
Theodomirs Gesicht wie weggewischt. Der Prophet sah nachdenklich aus.
»Dieser Mann«, sagte er versonnen zu seinem Sohn, »könnte uns sehr gefährlich werden.«
»Ich versichere dir«, protestierte Mathias, »dass er voll und ganz hinter unserer Sache steht.«
»Trotzdem«, entgegnete der Prophet, »wenn sich im Eifer des Gefechts die Möglichkeit ergeben sollte, könntest du ebenso gut …«
Mathias war entsetzt: »Was redest du da, Vater?«
Der Blick des Propheten bohrte sich in seine Augen und verwies ihn auf seinen Platz. Mathias wurde etwas nervös, doch sein Gesicht behielt den Ausdruck von Entschlossenheit. Schließlich schnaubte der Prophet verächtlich und füllte mehr Wein in den Kelch. »War nur ein Gedanke. Was Colonel Stens Ergebenheit angeht, verlasse ich mich voll und ganz auf dein Wort.«
Dann entließ er seinen Sohn mit der gleichen Handbewegung. Als Mathias gegangen war, lachte der Prophet wieder laut auf, leerte den Kelch und goss noch einmal nach.
»Du musst noch viel lernen, mein Sohn, noch sehr viel.«
Kapitel 33
Die Fertigungsanlagen auf Urich waren so vorbildlich entworfen und angelegt worden wie die Depots einer Division der Imperialen Garde. Andere Einrichtungen gab es auf diesem ansonsten unbewohnten Planeten nicht. Aus einer Höhe von 200 Kilometern sah der Gebäudekomplex wie ein riesiges U aus. Am offenen Ende des U, das auf den flachen Ozean zeigte, auf dem die Tests der neuentwickelten Antriebe durchgeführt wurden, befand sich eine feste Zufahrt und, natürlich, eine »weiche« Stelle für Bruchlandungen.
In der Krümmung des U war die eigentliche Werft angesiedelt, über deren Mittelteil sich die gigantische Kuppel der Endfertigungshalle wölbte. An die Fertigungshalle schlossen sich andere Werkhallen, geschützte und zum Teil unterirdische Entsorgungsbehälter für Chemotreibstoff, Stahlwerke und ähnliches an.
An einer Längsseite des U lagen die Hauptstreitkräfte der Jann-Raumflotte angedockt: eine Handvoll ehemaliger Imperialer Kreuzer, einige umgebaute leichte Zerstörer und eine ganze Reihe kleiner Atmosphäre- und Patrouillenschiffe.
Außerdem die dazugehörige Flotte an Tankern, Versorgungsschiffen, mit Elektronik voll gestopften Spezialschiffen und so weiter.
An der anderen Seite des U erstreckten sich über endlose Kilometer hinweg die Unterkünfte derjenigen Jann-Truppen, die gerade nicht auf den Schiffen Dienst taten. Als das Überfallkommando Urich anflog, befanden sich ungefähr neuntausend Jann auf dem Planeten, eine etwa gleich große Anzahl von Werftarbeitern und Sicherheitsleuten sowie General Suitan Khorea, der Befehlshabende General.
Kapitel 34
Otho beobachtete den Bildschirm, der die Sekunden bis zum Abwurf herunterzählte, nur mit halber Aufmerksamkeit.
Die andere Hälfte lauschte der Geschichte, die jemand mit dröhnender Stimme hinter seinem Rücken vortrug. Es war der Humanoide, von dem sich Otho manchmal wünschte, er wäre ein echter Bhor.
»Also«, fuhr Alex fort, »der Britengeneral gab also Befehl, dass ihm die Gruppe von oben vom Berg den Kopf vom Roten Rory bringen soll. Also machte sich eine Gruppe, die man extra dafür zusammengestellt hatte, mit lautem Geschrei auf den Weg, immer hübsch den Hügel hinauf.
Und dann ein Gebrüll und schauerliches Geheul und Geschepper, und holterdiepolter und holterdiepolter kommen die Köpfe von der ganzen Gruppe einer nach dem anderen wieder heruntergerollt.
Der Britengeneral schaut nach oben, und dort steht immer noch dieser Riese.
Und der schreit aus Leibeskräften: ›Ich bin der Rote Rory aus dem Tal. Schickte eure beste Kompanie herauf!‹ Und der Britengeneral wird noch eine Spur dunkelroter im Gesicht und ruft: ›Adjutant!‹ Und der Adjutant sagt: ›Jawohl, Sir!‹ Und der Britengeneral sagt: ›Adjutant, schicken Sie Ihre beste Kompanie hinauf! Ich will den Kopf dieses Mannes haben!‹ Der Adjutant sagt: ›Jawohl, Sir!‹ Und er schickt die beste Kompanie des ganzen Regiments den Berg hinauf!«
Die Zeitanzeige klickte auf Null und Otho drückte auf den Knopf. Als der Bhorkapitän in Aktion trat, unterbrach Alex seine Geschichte.
»Bei Sarla, Laraz und … und allen anderen Göttern«, murmelte Otho. Dann riss er den zottigen Kopf herum und blickte Sten an.
»Colonel, weißt du, was passieren wird? Sobald wir in die Atmosphäre von Urich eintauchen, machen sich diese Saftsäcke, die uns hierhergebracht haben, wahrscheinlich sofort aus dem Staub.«
»Das bezweifle
Weitere Kostenlose Bücher