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Kreuzigers Tod

Kreuzigers Tod

Titel: Kreuzigers Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Oberdorfer
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langsamer Zeichner, haben Sie gesagt. Wenn ich davon ausgehe, dass die Entdeckung der Leiche mit einiger Aufregung verbunden war, dann muss es wohl einige Zeit gedauert haben, bis Sie sich beruhigt haben und mit der Arbeit beginnen konnten. Um Viertel nach elf war ich am Tatort, und da waren Sie mit Ihrer Zeichnung fast fertig.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Dass Sie am Tatort viel früher eingetroffen sind, als Sie zugeben wollen, vielleicht sogar zu einer Zeit, als -«, ich zögerte, es schien mir falsch, ihn zu provozieren.
    »Sie rechnen zu viel«, sagte er nur. »Das bringt Sie nicht weiter.«
    »Aber wollen Sie bestreiten, dass hier einige Widersprüche vorliegen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Widersprüche sind doch ganz normal. Die treten überall auf.«
    »Herr Mannlechner, Sie erstaunen mich. Wenn ich ehrlich sein soll, dann muss ich sagen, dass ich immer einen Vorbehalt gegen Sie gehabt habe.« »Ja?«
    »Ich hatte bei Ihnen stets das Gefühl, dass Sie mit niemandem ganz offen sein können. Dass man bei Ihnen nie weiß, woran man ist.«
    »Ja?«, fragte er und verzog sein Gesicht dabei. Es war ihm peinlich, dass ich so geradeheraus redete.
    »Ich habe mich getäuscht. Wenn Sie ein unaufrichtiger Mensch wären, dann wüssten Sie, wie man lügt. In der Sache Kreuziger aber lügen Sie so schlecht, dass Sie mit dem Lügen nicht viel Erfahrung haben können und eigentlich ein ehrlicher Mensch sein müssen.«
    »Was?«
    »Sie haben mich richtig verstanden. Sie lügen und ich weiß, dass Sie lügen.«
    »Jetzt gehen Sie zu weit.« Er verschränkte die Arme, als sei für ihn das Gespräch beendet.
    »Wissen Sie, bei wem ich gerade war?«
    »Wie soll ich das wissen? Was Sie für Fragen stellen, Herr Wachmann.«
    »Ich war bei der Mühlbacherin. Ich und der Engel haben sie ins Kreuzverhör genommen.«
    »Ins Kreuzverhör? Sie und der Engel? Wissen Sie, der Engel hat die Physiognomie eines Teufels. Warum haben Sie ihn denn nicht mitgebracht? Ich möchte ihn malen, Sie und ihn zusammen auf einem Bild.«
    »Darüber können wir uns ein andermal unterhalten, Mannlechner, jetzt bin ich dienstlich hier. Die Mühlbacherin jedenfalls hat gestanden.«
    »Sie hat was?«
    »Sie hat gestanden, dass sie mich angelogen hat. Dass sie es gar nicht war, die die Leiche gefunden hat.«
    »Es ist unmöglich, dass sie Ihnen das gesagt hat. Unmöglich.«
    »Sie hat es gesagt, sie hat gesagt, dass Sie vor ihr am Tatort waren und von ihr verlangt hätten, falsch auszusagen, damit Sie in Ruhe die Leiche zeichnen können und nicht von Fragen behelligt würden.«
    Er starrte bitter auf die Tischplatte. »Wie haben Siesie dazu gebracht, so auszusagen? Wurde sie gequält? Hier heroben würde niemand einen Freund an die Polizei verraten«, sagte er mit einem verächtlichen Gesichtsausdruck, »außer man zwingt ihn dazu. Glauben Sie mir, sobald Sie aus dem Haus sind, werde ich dem nachgehen, was Sie und der Engel mit der Mühlbacherin angestellt haben, um zu dieser Aussage zu kommen. Und wenn ein Unrecht geschehen sein sollte«, er ballte die Faust in der Luft, »wenn ein Unrecht geschehen sein sollte, dann werde ich dafür sorgen, dass Ihre Tage als Polizist in diesem Dorf gezählt sind.«
    »Mannlechner, Sie beginnen mir Sorgen zu machen. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass Sie sich der Staatsgewalt entgegenstellen können, noch dazu, wenn sie in einem Mordfall ermittelt, also wenn es - rein technisch - um die Verteidigung des Gewaltmonopols geht. Sie haben nicht den Hauch einer Chance gegen mich.«
    Noch bevor ich den Satz zu Ende gesprochen hatte, wusste ich, dass es ein gewaltiger Fehler war, ihn so unverblümt zur Kapitulation aufzufordern, anstatt ihm eine Brücke zu bauen. Er nickte und maß mich mit einem sehr verächtlichen Blick.
    »Wissen Sie, wie der Mann hieß, jener Gestapo-Offizier, der die kleine Tochter der Mühlbacherin geholt hat? Falkenbarth.«
    Ich war verblüfft.
    »Ja, Falkenbarth, Ihr Vorgänger, der sich nach dem Krieg hier heraus versetzen ließ, wo er sich sicher fühlte. Er hat sich dieses Teleskop angeschafft, um den Leuten überall nachzuspionieren und sich dabei einen runterzuholen! So viel zur Staatsgewalt!«
    »Mannlechner!«, rief ich und haute mit der Faust aufden Tisch, aber er - lachte nur. Er lachte frei heraus und furchtlos.
    »Wollen Sie mir drohen, Sie Feigling? Glauben Sie, ich hab nicht gesehen, wie Sie auf allen vieren zu mir heraufgekrochen sind? Ich sehe doch, seit ich Sie kenne, an Ihrer

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