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Kreuzstein

Kreuzstein

Titel: Kreuzstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Schreiber
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Weller. Er legte den ersten Gang ein und gab wieder Vollgas.
    Drei Minuten später bogen sie in eine Schotterstraße ein, die am Fuß der Bergkuppe in den Bruch führte. Der Weg war gesäumt von Fahrzeugen des THW, der Feuerwehr und anderer Rettungsorganisationen. Hier war der Regen schon früher in Schnee übergegangen und teilweise liegen geblieben. Nach kurzem Stopp an der Absperrung konnten sie bis zur höchstmöglichen Position durchfahren.
    Auf den letzten Metern versuchte Allenstein die Kommissarin aus der Gruppe der Helfer und Polizisten ausfindig zu machen. Für den Umgang mit ihr hätte er gern schon einmal einen ersten Eindruck aus der Distanz gehabt. Aber sie war in dem starken Schneefall nicht zu entdecken.
    »Kommen Sie«, meinte Weller, zog wie Allenstein die Kapuze über den Kopf und stapfte durch den zerstampften Schneematsch in Richtung Steinbrucheinfahrt.
    Gerade als sich Allenstein erstaunt über das Mietklo äußern wollte, das er hinter dem letzten Fahrzeug entdeckt hatte, rumorte es drinnen, die Plastiktür ging auf, und eine Frau kam heraus, die sich mit einem Taschentuch die Hände abtrocknete.
    »Hallo, Frau Kronberg«, sagte Weller. »Ich bringe Ihnen den Professor.«
    Allenstein klappte den Mund zu. »Wenn Sie die Tür offen lassen, haben Sie von dort eine fantastische Aussicht«, platzte er heraus.
    Die Kommissarin verzog keine Miene. »Sie vermutlich auch. Kronberg, Kripo Köln«, sagte sie und zog sich eine dicke Strickmütze über die krausen, rötlichen Haare.
    Allenstein grinste ein wenig verlegen. Er stellte fest, dass sie müde aussah, allerdings hatte er das von einer leitenden Kriminalbeamtin auch nicht anders erwartet. Aber sie war nicht unattraktiv, vielleicht Ende dreißig. Eigentlich viel zu hübsch für ihren Job, dachte er, als sie vor ihm stand und ihm die Hand entgegenstreckte. Allensteins kurzes Zögern reichte ihr, um die Hand gleich wieder zurückzuziehen.
    »Ist vielleicht besser so, ist noch nicht trocken.«
    Allenstein stutzte. Bevor ihm eine schlagfertige Antwort einfiel, half sie ihm aus der Situation.
    »Schön, dass Sie gleich vorbeikommen konnten, wir brauchen fachliche Unterstützung.«
    Allenstein schluckte.
    »Wann ist das passiert?«, fragte er und zeigte mit dem Arm durch das Schneetreiben in Richtung Steinbruchwand.
    »Heute Morgen, so gegen 6.30 Uhr. Es muss ein ziemlicher Rumms gewesen sein.«
    »Sieht aus wie nach einer Sprengung im Steinbruch. Die Massen haben anscheinend das Wasser aus dem Loch davor komplett verdrängt.«
    »Verdrängt? Der Begriff ist noch viel zu harmlos. Kommen Sie mal mit.«
    Gemeinsam gingen sie auf die andere Seite des Weges. Von dort konnte man eine Schneise der Verwüstung erahnen, die bis weit hinunter ins Tal reichte.
    »Sehen Sie? Eine gewaltige Flutwelle ist den Hang nach unten gerauscht, mit Schlamm, Geröll und Baumstämmen. Das haben die beiden Häuser da unten nicht ausgehalten.«
    »Sie sagten, es hat einen Toten gegeben?«
    Allenstein deutete mit seinem Arm den Hang hinunter, dorthin, wo ein Heer von Helfern mit technischen Geräten in den Schuttmassen grub.
    »Ein älterer Mann, der Hausmeister. Er hat in dem kleinen Haus gewohnt. An das große Gebäude sind wir noch nicht rangekommen. Das war eine Art Gästehaus oder Jugendheim der Kommune. Zum Glück wird es seit längerer Zeit nicht genutzt. Aber von Ihnen möchte ich vorab gern wissen, wie so etwas überhaupt passieren kann.«
    »Dazu müssen wir am besten dort hinauf.« Allenstein deutete auf die obere Steinbruchkante. »Schaffen Sie das?«
    Sein Blick fiel auf ihre leichten Halbschuhe im modischen Turnschuhdesign.
    »Damit«, er zeigte auf ihre Schuhe, »wahrscheinlich nicht«, beantwortete er seine Frage selbst.
    »Ach was, das geht schon.«
    Mittlerweile hatte der Schneefall deutlich nachgelassen, und wie auf Kommando klopften sie sich beide den Schnee von den Jacken.
    »Ist das wenigstens eine alte Hose? Es wird bestimmt rutschig.«
    »Ist schon okay. Ich war als Teenager eine begeisterte Bergsteigerin.«
    Das Schuhwerk der Kommissarin war wirklich nicht geländetauglich. Auf halber Höhe gab es eine steilere Strecke, die ausgetreten und in Kombination mit dem nassen Schnee extrem rutschig geworden war. Allenstein turnte in gewohnter Weise vorweg, mit Schwung an den rutschigsten Stellen. Immer wieder schlug er den Hammer zur Unterstützung in die Erde und nutzte jeden Zweig der kleinen Büsche, um sich weiter nach oben zu ziehen. Keuchend drehte er

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