Kreuzstein
mehr als 80 Millionen Jahren über einen Zeitraum von Jahrmillionen Kalke und Sande ablagerten, die heute eine Folge flach liegender Sedimentgesteine bilden. Sie liegen auf viel älteren gefalteten Gesteinseinheiten, die weiter im Süden als Rheinisches Schiefergebirge heraustreten und so zeigen, was in der Tiefe bei Münster zu erwarten ist, falls man gewillt wäre, mehrere Kilometer nach unten zu bohren.
Nach Nordosten hebt sich recht plötzlich ein Streifen eines kleinen Mittelgebirgssystems heraus, das am Südrand des Osning als Teil des Teutoburger Waldes und im Norden vom Wiehengebirge und Teilen des Wesergebirges aufgebaut wird. Die gleichen Schichten, die im Süden flach liegend den Inhalt der Schüssel bilden, sind hier durch Gebirgsbildungskräfte gegeneinander verworfen und verstellt worden. Hinzu kommen noch ältere Gesteinseinheiten, aus der Trias und dem Jura, die bei Münster fehlen.
Allenstein ließ in Gedanken die geologische Karte der Region vor sich auftauchen. Im Südosten ging diese Struktur in die Externsteine über, in der Umbiegungszone vom südlichen Teutoburger Wald in das Egge-Gebirge. Ihm fiel eine der letzten Touren mit Helga ein. Die Schichten der Externsteine stehen senkrecht und bilden eine reizvolle Möglichkeit zu klettern. Damals hatten sie die schwierigsten Stellen im Schnelldurchgang gemeistert. Es hatte solchen Spaß gemacht, mit ihr diese Touren zu unternehmen …
Östlich der Porta Westfalica durchbricht die Weser auf ihrem Lauf nach Norden das Wiehengebirge. Die A2 verlässt den Mittelgebirgsstreifen und geht in eine flachhügelige Landschaft, in die Norddeutsche Tiefebene über.
Allenstein hätte am liebsten geschlafen. Die Fahrt war unerwartet ermüdend. Kronberg las in ihren Unterlagen, und Weller war wie gewohnt wenig gesprächig. Die letzten Nächte waren nicht sehr erholsam gewesen. Erst die Erkältung, dann längere Arbeitstage mit neuen Laborversuchen, die er in der Arbeitsgruppe vorgeschlagen hatte. Er dachte an Anja. Natürlich war eine Beziehung in dieser Form problematisch, und er würde mit Katy sicher richtig Ärger bekommen, aber obwohl er es nicht wirklich in Erwägung zog, hatte es einen verdammten Reiz. Vielleicht aber ließ ihn auch nur die Fantasie der Möglichkeiten nicht los.
Als Weller von der Autobahn abfuhr, wurde Allenstein schlagartig wieder hellwach. Alle Müdigkeit fiel von ihm ab.
»Haben Sie eigentlich irgendeine Idee, mit was für einem Täterprofil Sie es zu tun haben?«, wandte er sich nach hinten und sah die Kronberg fragend an.
»Das werden wir vermutlich nicht so schnell herausfinden. Für den Fall, dass es zwischen diesen beiden Ereignissen eine Verbindung gibt, werden wir wohl einen Psychologen hinzuziehen müssen.«
In diesem Moment klingelte ihr Handy. Es war die Kollegin aus dem Büro, die die Sprengstoff-Vertriebswege und gemeldeten Diebstähle der letzten Zeit recherchierte.
»Hallo, Gabi, ich bin in drei Fällen fündig geworden. Ein Einbruch in ein Depot für gelatinöse Sprengstoffe fand vor einiger Zeit in der Nähe von Tauberbischofsheim statt. Wann genau, kann nicht mehr festgestellt werden. Ein zweiter bei Westerburg im Westerwald, und jetzt halt dich fest, direkt in der Nähe von Arnsberg im Sauerland vor etwa einer Woche.«
»Mist, das hätte ich eher wissen sollen. Ich war gerade bei meinem Vater und hätte doch vorbeifahren können.« Die Kommissarin blickte auf die Uhr. »Vielleicht schaffe ich es ja heute noch.«
»Es soll aber von Nordwesten ein kräftiges Schneegebiet hereinziehen«, warnte die Kollegin sie.
»Egal, versuchen werde ich es. Schick mir auf jeden Fall die Adresse per SMS für mein GPS. Und informier bitte die Spurensicherung, die sollen noch einmal genau nachsehen. Vielleicht finden sie eher etwas, wenn sie die Zusammenhänge erfahren. Ach, und noch etwas. Warum sind die Zeitpunkte der Diebstähle so ungenau?«
»Der oder die Täter haben von hinten weggenommen und die Kisten stehen gelassen. Das ist erst später aufgefallen.«
»Okay, danke. Halt mich auf dem Laufenden, wenn sich etwas Neues ergibt.« Die Kommissarin legte auf.
»Das müssen Profis sein«, sagte sie nachdenklich zu Weller, nachdem sie ihn über die neue Situation informiert hatte.
Als sie in den Weg zum Steinbruch einbogen, kam ihnen der Kollege aus Hannover schon entgegen.
»Mannheimer, guten Tag. Ich leite die Ermittlungen hier«, stellte er sich vor und gab ihnen mit wenigen Sätzen einen ersten Überblick über die
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