Kreuzstein
Ansatz«, erklärte Gabriele Kronberg. »Aber dann erfolgten die anderen Sprengungen, die eindeutig auf den oder die gleichen Täter schließen lassen. Allerdings können wir hinsichtlich der Motive für Oberkirchen und den Drachenfels im Moment noch nicht allzu viel sagen.«
»Ich darf an diesem Punkt fortfahren«, übernahm Baumann wieder seinen Part. »In Oberkirchen hat es einen Todesfall gegeben, der vor der eigentlichen Sprengung lag. Es war ein Unfall, wie die Ermittlungen unserer Kollegen aus Hannover ergaben. Die Sprengung selbst ist eigentlich ohne Bedeutung, sie wäre in Kürze ohnehin von der Firma durchgeführt worden. Vielleicht diente sie nur zur Demonstration der Möglichkeiten des Täters. Es ist durchaus möglich, dass in nächster Zeit eine Forderung kommt und der Täter es mit Erpressung versucht. Ja, und jetzt der Drachenfels.« Baumann machte eine rhetorische Pause, als wolle er die Verbundenheit mit seinem Lieblingsberg im Siebengebirge betonen. Den Beamten hatte sich nach der Sprengung ein Bild der Verwüstung dargeboten, und allen saß noch der Schreck in den Gliedern bei dem Gedanken daran, was passiert wäre, wenn der beliebte Ausflugsort vorher nicht geräumt und großräumig abgesperrt worden wäre. Solche Katastrophen gab es schließlich nicht alle Tage, und es war schwer, sie aus dem Kopf zu bekommen. Baumann holte tief Luft und fuhr fort:
»Die Vorgehensweise am Drachenfels unterscheidet sich von den bisherigen Sprengungen. Hier gab es mehr Publikumsverkehr, sodass die Vorbereitung riskanter und die Gefahr, entdeckt zu werden, größer war. Außerdem war anscheinend nicht gewollt, dass alles in einer gewaltigen Katastrophe mündet. Wir müssen davon ausgehen, dass zumindest einer der Täter in der Nähe war und sowohl die Warnsprengungen als auch die Hauptsprengungen mit Sichtkontakt scharfgestellt hat.«
Eine jüngere Mitarbeiterin der Sonderkommission meldete sich mit einer Frage: »Besteht die Möglichkeit, dass einer der Täter eine Sprengausbildung bei den Pionieren der Bundeswehr erhalten hat?«
»Auszuschließen ist das nicht. Die Kenntnisse in der regionalen Geologie sprechen aber eher für einen anderen Ausbildungsweg. Allerdings kann es sich ja hierbei um einen zweiten Täter handeln.«
Im Versammlungsraum setzte lautes Getuschel ein.
»Ich fahre mit meinen Ausführungen fort«, sagte Baumann mit scharfem Unterton.
»Wir gehen davon aus, dass es dem Täter im Gegensatz zu terroristischen Tätern nicht um möglichst viele Opfer geht. Im Gegenteil. Die Sprengfallen an den Bäumen vor dem Drachenfels waren vermutlich als Warnung gedacht. Die Opfer im Steinbruch bei Bad Honnef waren möglicherweise gar nicht einkalkuliert.«
»Wurde denn am Drachenfels ein weiterer Hinweis gefunden auf die nächste Tat?«, fragte ein Ermittlungsbeamter.
»Da haben wir im Moment schlechte Karten. Der Schnee verhindert eine vernünftige Spurensuche, vielleicht auch ein Beweis für die Intelligenz des Täters, die Rahmenbedingungen optimal für sich zu nutzen. Wir müssen leider auf die nächste Warmfront warten, und es wird wohl noch eine ganze Weile dauern, bis wir hier weiterarbeiten können. Aber lassen Sie mich erst einmal die weiteren Fakten vortragen.
Wir haben verschiedene Meldungen aus ganz Deutschland über Diebstähle sensibler Materialien zusammengetragen. Hierzu gehören Entwendungen von Chemikalien, die möglicherweise für Sprengungen genutzt werden können, Feuerwerkskörper, Munition und Sprengstoffe aus Steinbruchbetrieben. Besonders auffällig sind in diesem Zusammenhang die Diebstähle von Sprengstoffen aus dem Sauerland, dem Westerwald und Tauberbischofsheim, die von der Vorgehensweise alle ein ähnliches Muster aufweisen.«
Baumann berichtete weiter über die Ergebnisse der DNA-Analysen und die bewusst gelegten Spuren.
»Zu den DNA-Spuren kann ich noch sagen, dass die, die wir zuordnen konnten, und das sind nicht sehr viele, aus ganz Deutschland stammen. In dieser Beziehung stecken wir in einer Sackgasse. Die bisher verwendeten Sprengstoffe stimmen übrigens mit den Chargen, wie sie im Westerwald und Sauerland entwendet wurden, überein.«
»Was ist mit dem Material aus Tauberbischofsheim?«, fragte einer der Kollegen.
»Hierfür liegt uns nichts vor. Möglicherweise hat es gar nichts mit diesem Fall zu tun.«
»Ich lese in den Unterlagen, dass es sich hierbei um Eurodyn-2000 handelt. Das wird doch für Gebäude oder Brücken eingesetzt. Wenn es sich hier um
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