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Kreuzstein

Kreuzstein

Titel: Kreuzstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Schreiber
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wurden lange Zeit für Ministranten-Freizeiten und katholische Jugendgruppen genutzt.«
    Im Raum wurde es plötzlich laut. Baumann bat erneut um Ruhe und kam zur Verteilung der Aufgaben. Mit Hilfe eines Beamers warf er eine Liste an die Wand, in die er einzelne Gruppen für die Bearbeitung der nächsten Schritte eintrug. Am dringlichsten war die Liste des Dompropstes mit Namen und Beschäftigungszeiten der Ministranten sowie der betreuenden Priester. Weiter die Recherche über Studienabbrecher, Vorfälle der letzten Jahre bei Sprengstoffdiebstählen, Auswertung verwandter Fälle und spezielle kriminologische Untersuchungen sowie eine Anfrage im Priesterseminar von Makurdi in Nigeria. Im Anschluss an die Sitzung hatte sich Baumann zu einer Pressekonferenz verpflichten lassen, die er aus zeitlichen Gründen allerdings auf ein Minimum beschränkte.
    Die Besprechung der Sonderkommission war noch nicht lange zu Ende, da klingelte in Kronbergs Büro das Telefon. Kommissar Ramsauer aus Würzburg begrüßte sie überschwänglich, bevor er zur Sache kam.
    »Frau Kollegin, ich muss Ihnen ein Lob aussprechen.«
    Kronberg setzte die Tasse mit dem heißen Kaffee ab, aus der sie beim letzten Klingelton noch hastig einen Schluck getrunken hatte. »Was ist passiert?«
    »Ihr Krötenhinterteil, äh, Entschuldigung, der intakte Teil der Kröte, Sie entsinnen sich, auf den Sie aufmerksam gemacht haben, also, in diesem Krötenteil haben wir tatsächlich DNA-Spuren von einem unbekannten Dritten nachgewiesen. Unglaublich.«
    »Oh, dann habe ich richtig gelegen? Und, gibt es weitere Hinweise?«
    »Freilich, wir haben die DNA zuordnen können. Wegen einer länger zurückliegenden Straftat in einem Pädophilen-Fall.«
    »Jetzt machen Sie es doch nicht so spannend. Wer war der Täter?«
    »Er heißt Carlos Albertos Luengo, ein glühender Verehrer von unserem Legionellen-Cavallo. Wir haben ihn heute in München einkassiert. Er wollte sich gerade nach Nigeria absetzen.«
    Die Kommissarin sprang aus ihrem Sessel auf.
    »Das heißt, das Motiv war Eifersucht?«
    »Sie sind schnell, Frau Kollegin. Der gute Luengo ist am Boden zerstört. Er hat bereits alles gestanden. Statt seinen eigenen Freund ins Jenseits zu befördern, wollte er allerdings den Priester Hauser treffen. Er wusste nicht, dass Cavallo dort zu Besuch war. Mit Schweiger hat er vermutlich nichts zu tun. Der ist wohl doch an einer normalen Lungenentzündung gestorben.«
    »Eine Bitte, wir benötigen so schnell wie möglich Ihren Bericht. Schicken Sie ihn am besten gleich an Baumann, den Leiter der Sonderkommission.« Kronberg gab Ramsauer die E-Mail-Adresse durch.
    »Eine Frage noch. Wissen Sie, was dieser Luengo für einen Wagen fuhr?«
    »Das kann ich Ihnen noch nicht mit Bestimmtheit sagen. Er ist ein Kollege von Cavallo aus dem Priesterseminar in Nigeria und war nur sporadisch hier in Deutschland. Er hat sich wohl mehrfach ein Auto von Freunden geliehen. Sobald ich etwas Genaueres weiß, informiere ich Sie.«  
    Kronberg forderte Weller auf, ihr zu folgen. Ohne Erklärung spurtete sie zu Baumann und berichtete von den neuesten Ergebnissen.
    Plötzlich war wieder vieles offen. Die Verbindung über die Priester nach Köln war eindeutig Zufall. Trotzdem entschied Baumann, die Erstellung der angeforderten Liste beim Dompropst nicht zu stornieren.
    Ob der Brand in der Tuchfabrik etwas mit dem Tod von Cavallo zu tun hatte, war nicht klar. Das einzige Indiz war das Kaugummipapier, ein Motiv war nicht erkennbar. Baumann beauftragte umgehend zwei SOKO-Mitglieder, nach München zu fahren, um mit den Kollegen die finanzielle Situation der Firma zu hinterfragen. Vielleicht gab es Hinweise auf einen vorgetäuschten Anschlag. Zwei weitere Kollegen wurden nach Würzburg beordert, um die Vernehmung Luengos zu verfolgen.

| 18 |
    Die Wetterverhältnisse hatten sich in der zweiten Dezemberwoche etwas verbessert. Die Temperaturen lagen über dem Gefrierpunkt, einzelne Regenschauer trugen dazu bei, dass die letzten Schneeflächen auch in den höheren Lagen des Siebengebirges abtauten. Den Piloten der Polizeihubschrauber, die das Gebiet aus der Luft überwachten, bot sich ein bedrückendes Bild. Der bekannteste und beliebteste Berg des Siebengebirges ragte mit seiner Burg wie der klägliche Rest eines geborstenen Backenzahns in den Himmel. Von oben hatte sich ein breiter Schuttfächer aus hellen Gesteinsbruchstücken bis hinunter zum Rhein ergossen. Bagger und schwere LKW hatten eine Schneise

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