Kreuzstein
Kommissarin.
»Und wie sollen wir den Stein bei dieser Schneehöhe finden?«, fragte Henno.
»Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, als die nächste Warmfront abzuwarten. Erfahrungsgemäß wird jetzt eine Sonderkommission eingerichtet, die ich dann vermutlich leiten darf. Wir haben damit einige Spezialisten mehr im Team. Unter anderem einen Psychologen, den ich schon seit einiger Zeit einbinden wollte. Er kann uns wichtige Aufschlüsse über das Täterprofil geben.«
Gabriele Kronberg saß vor Weidinger, dem Staatsanwalt, und verteidigte ihren Bericht über die Vorfälle der letzten Tage. Neben verhaltenem Lob für die Entscheidung, den Bereich des Drachenfels sperren zu lassen, musste sie sich anhören, dass für die weiteren Untersuchungen ihre Kompetenzen nicht ausreichend seien. Sie sprang aus ihrem Sessel auf, als Weidinger ihr mitteilte, dass er eine Sonderkommission für die weiteren Ermittlungen einsetzen werde, die Baumann, ein gleichaltriger Kollege von Kronberg, leiten sollte.
»Sind meine Kompetenzen deshalb nicht ausreichend, weil ich eine Frau bin?«, fauchte sie ihn an. »Baumann hat sich schon bei den Ermittlungen zum Einsturz des Stadtarchivs keine Lorbeeren verdient. Sie wissen, dass ich ihn vor einer ziemlichen Blamage bewahrt habe.«
»Ich weiß, dass er in einer Sache Pech hatte. Aber er ist ein guter Mann mit dem notwendigen Organisationstalent, und er kann vor allem die Kollegen vom LKA vernünftig einbinden, mit denen Sie immer Ihre Schwierigkeiten haben. Fünf von ihnen werden in der SOKO mitarbeiten.«
Kronberg kochte vor Wut. Im Stillen vermutete sie etwas ganz anderes hinter der Entscheidung. Mit Sicherheit hatte sich ihre Beziehung zu Henno Allenstein bereits herumgesprochen. Ein Staatsanwalt wie Weidinger konstruierte daraus gleich ein Risikopotenzial. Sie an der Spitze einer SOKO und dann frisch mit einer Person liiert, die außerhalb der Polizei stand, aber trotzdem mit in den Fall eingebunden war.
Frustriert fuhr sie zurück ins Büro und ging die letzten Ermittlungsergebnisse durch, die Weller ihr auf den Tisch gelegt hatte. Nach der ersten Akte stellte Elke ihr ein Gespräch durch.
»Ramsauer hier, Kripo Würzburg. Hören Sie Frau Kollegin, ich rufe an wegen einiger seltsamer Vorfälle, die sich in letzter Zeit hier in Unterfranken zugetragen haben.«
»Und Sie meinen, ich kann Ihnen helfen?«
»Ja, es geht um eine Recherche. Wir haben in dieser Sache eine Verbindung nach Köln. Aber lassen Sie mich erklären: Vor einigen Wochen hatten wir einen merkwürdigen Todesfall. Ein Priester ist auf bisher ungeklärte Weise umgekommen.«
»Und was ist daran merkwürdig?«
»Der gute Mann, Herbert Schweiger hat er geheißen, ist an einer Lungenentzündung gestorben. Erst hinterher hat sich die Frage gestellt, ob es sich primär um Legionellen gehandelt haben könnte. Leider hatte das Pfarramt den Krankenhausaufenthalt genutzt, um die längst fällige Renovierung des Bades durchzuführen. Wir wissen also nichts Genaues. Vor zwei Wochen nun gab es in der Nähe von Schweinfurt einen gesicherten Todesfall durch Legionellen, ein junger ausländischer Priester, Ricardo Cavallo, der bei dem hiesigen Pfarrer, Gabriel Hauser, zu Besuch war.«
Kronberg hatte sich ihren Block gegriffen und die wichtigsten Stichworte notiert.
»Vielleicht hat der Verstorbene sich vorher im Ausland die Legionellen geholt. Soweit ich weiß, gibt es eine Inkubationszeit von einigen Tagen.«
»Haben wir auch gedacht. Aber er war schon mindestens vierzehn Tage vor seinem Tod dort im Haus und muss auch geduscht haben, genau wie der Hauser. Es war alles okay, keinem ist etwas passiert. Und dann plötzlich diese vermutlich geballte Ladung an Legionellen. Wenn wir mit unseren Vermutungen richtig liegen, hat jemand den Schlauch kontaminiert.«
»Haben Sie denn überhaupt Legionellen gefunden?«
»In diesem Fall ja. Damit hatten wir zuerst gar nicht gerechnet, weil normalerweise das fließende Wasser alles wegspült.«
»Ja, man soll ja ab und zu das Brauchwasser über 70°C hochheizen.«
»Richtig. Aber wir haben festgestellt, dass der Schlauch manipuliert war. Zumindest ist er vorher einmal abgeschraubt worden. Und dann gibt es etwas, was ich mir noch nicht ganz erklären kann.«
»Jetzt machen Sie es aber spannend.«
»Schauen Sie, das Badezimmer liegt, weil das Haus halb in den Hang gebaut wurde, zum Teil unterhalb der Oberfläche des Gartens. Das Fenster hat deshalb einen vorgebauten Lichtschacht
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