Kreuzstich Bienenstich Herzstich
ich das Staubsaugen ab sofort einstelle, haben wir nächste Woche um diese Zeit kein Parkett mehr, sondern einen Teppichboden.«
Im sogenannten Fernsehzimmer trafen sich Seifferheld und seine Frauen, so sie abends keine auswärtigen Aktivitäten verfolgten. Meistens saß Seifferheld hier allein mit dem Hund, doch an diesem Abend war full house angesagt. Seifferheld verabschiedete sich innerlich von einem friedlichen Ausklang des Tages.
Und prompt ging es auch schon los.
»Wieso zahle ich Frau Pfleiderer eigentlich ein Vermögen, wenn du immer noch selbst den Staubsauger durch die Gegend schiebst?«, ereiferte sich Susanne.
»Reg dich nicht auf, Cousinchen«, rief Karina vom Sofa, auf dem sie odaliskengleich hingestreckt in einem Hochglanzfrauenmagazin blätterte. »Kraul einfach den Hund. Du brauchst das. Ich kann deine Verspannung bis hierher spüren.«
»Ich bin keineswegs verspannt!«, echauffierte sich Susanne und richtete sich auf.
»Doch, total. Du brauchst einen Mann. Dringend.«
»Karina, das hier ist ein anständiges Haus!«, empörte sich Irmgard.
»Versaute Göre!«, wetterte Susanne.
»Susanne! Ich muss doch sehr bitten. Nicht in diesem Ton«, herrschte Irmgard.
Seifferheld seufzte und tauschte mit Onis einen Blick aus. Es war nicht leicht, allein unter Frauen zu leben. Oder allein unter Menschen.
»Ich verstehe kein Wort vom Film. Streitet euch in der Küche weiter«, befahl Seifferheld mit autoritärer Stentorstimme.
Das war ein Fehler.
Er hatte sich bemerkbar gemacht.
Böser Fehler!
»Weißt du, Siegfried, du solltest wirklich mehr unter Menschen gehen«, dozierte Irmgard.
»Ja, Vater. Du brauchst dringend eine Beschäftigung«, gab Susanne ihr recht.
»Onkel Siggi braucht eine Frau«, krähte Karina.
»Sex ist nicht die Antwort auf alles«, herrschte Susanne, die definitiv zu wenig davon hatte, sie an.
»Doch, ist es«, erklärte Karina mit der absoluten Sicherheit eines jungen Menschen.
»Warum wirst du nicht Mitglied in einem Skatclub?«, schlug Irmgard vor.
Seifferheld rollte mit den Augen.
»Da ist doch noch die alte Märklin-Bahn im Keller. Die könntest du doch wieder aufbauen«, meinte Susanne.
»In dem Altenheim beim Bahnhof gibt es einen Seniorentanzkurs. Die brauchen noch Männer. Das habe ich in einem Aushang in der Fachhochschule gesehen. Das wäredoch toll, auch für deine Hüfte. Und für deine Libido«, freute sich Karina.
Seifferheld fand es an der Zeit, ein Machtwort zu sprechen.
»Ich kann sehr gut allein über mein Leben entscheiden. Danke für eure Anregungen, aber danke nein.«
Nichts eint verfeindete Frauen schneller und nachhaltiger als der Widerspruch eines Mannes.
Alle drei redeten gleichzeitig.
»Du schiebst die Entscheidung über deine Zukunft schon viel zu lange auf …«
»Du hast das Leben noch vor dir …«
»Sex macht glücklich …«
»Mädels!«, rief Seifferheld so laut und so bestimmt, dass Onis sich erhob und an der Seite seines Herrchens Aufstellung nahm. Offenbar musste hier Grundsätzliches geklärt werden und Onis wollte deutlich machen, dass er auf der Seite seines Oberhundes stand. »Mädels, ich habe bereits ein Hobby. Ich habe euch nur noch nicht davon erzählt.«
»Was für ein Hobby denn?«, fragte Irmgard ungläubig.
Auch Susanne und Karina hoben zweifelnd die gezupften Augenbrauen.
»Ich koche!«, erklärte Seifferheld mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete. »Ich habe einen Männerkochkurs belegt. Mein Ziel ist es, der neue Tim Mälzer zu werden.«
Drei weibliche Unterkiefer klappten nach unten.
Seifferheld stand auf. »Wenn die Damen mich jetzt entschuldigen würden …«
Dann humpelte er würdevoll aus dem Fernsehzimmer,um auf dem Handy Klaus anzurufen und ihm mitzuteilen, dass er nun doch an dem VHS-Kurs teilnehmen würde.
Was für ein Tag.
Während Onis schon einmal vorauslief, machte Seifferheld noch einen Schlenker in die Küche und plünderte die Biervorräte im Kühlschrank.
Er brauchte dringend eine Aufheiterung, und nichts bereitete ihm eine so diebische Freude wie das Verfassen subversiv rotziger Polizeiberichte, die die Polizeichefin sukzessive ergrauen ließen.
Seifferheld setzte sich an seinen Schreibtisch und klappte den Laptop auf. In einer Mischung aus illuminierter Übermüdung plus einem Verzweiflungsbier würde er sich den Frust auf seine keifenden Weiber von der Seele schreiben und den Polizeibericht für übermorgen verfassen. Natürlich mit der ihm eigenen Note.
Aus dem
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