Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kreuzstich Bienenstich Herzstich

Titel: Kreuzstich Bienenstich Herzstich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
Vom Netzwerk:
1991. 1995. 2002. 2006. 2008.
    Die Fotos auf dem Sideboard zeigten Sigrid Wegener im Kostüm mit Blumenstrauß, im Abendkleid mit Sektkelch, im Bikini am Strand. Es gab auch noch ein Foto von der getigerten Katze.
    Von Herrn Wegener gab es nichts.
    Bis auf die geklöppelten Zierdeckchen.
    Seifferheld nahm sich vor, sie ausnehmend vorsichtig zu behandeln.
    »Hier.« Frau Wegener drückte ihm einen Becher in die Hand, auf dem »Als Gott die Welt erschuf, hat sie nur geübt« stand. »Milch und zwei Stück Zucker. So in Ordnung?«
    Seifferheld trank seinen Kaffee am liebsten schwarz, aber er war ja gut erzogen und nickte deshalb nur.
    »Könnten Sie mir vielleicht doch ganz kurz einige Fragen allgemeiner Natur beantworten?«, bat Seifferheld.
    Sie seufzte, sah auf ihre Uhr und nickte. Setzen wollte sie sich allerdings nicht. Also blieb auch Seifferheld stehen, obwohl ihm seine Hüfte an diesem Tag ordentlich zu schaffen machte. Aber das Höhengefälle zwischen Verhörendem und Verhörtem durfte nicht zuungunsten des Verhörenden ausfallen. Grundkurs Polizeimethoden.
    »Herr Prenzlau war Ihr Mieter?«
    Frau Wegener nickte. »Seit über zehn Jahren. Hinten im Gartenhaus. Man wird solche Leute ja irgendwann nicht mehr los. Nisten sich ein wie Filzläuse. Dabei machte er so einen soliden Eindruck, als er damals einzog.«
    »Gartenhaus?«, sagte Seifferheld nur.
    »Oben, am Hang. Das Grundstück zieht sich bis hoch zum Friedensberg.«
    »Sie pflegten keinen Umgang mit Herrn Prenzlau?«
    »Na,
ich
ganz bestimmt nicht. Man hat ja Niveau. Aber für meinen Mann würde ich nicht die Hand ins Feuer legen. Ich hatte ihn immer im Verdacht, hin und wieder für diesen Prenzlau zu kochen.«
    »Ihr Mann ist …«
    »Hausmann.« Frau Wegener senkte den Blick. Gleich darauf hob sie ihn wieder und guckte trotzig. Es war trotz allem ihr Mann. »Er war einmal im Management. Aber der Überlebenskampf war nichts für ihn. Tja, mit der Eheschließung geht man immer auch ein Risiko ein.«
    So, so. Ein Risiko. Das gilt aber für beide Seiten, dachte Seifferheld und sah zum Sideboard. Die junge Sigrid Wegener wirkte rosig, wie das blühende Leben. Dass aus ihr ein vertrockneter Hagestolz werden würde, hätte ihr Mann sicher auch nicht gedacht.
    »Hatte Herr Prenzlau hin und wieder Besuch?«
    Frau Wegener lachte höhnisch auf. »Ha! Keine Frau von Anstand hätte sich mit ihm abgegeben. Manchmal kam in den frühen Morgenstunden ein ähnlich unsäglicher Mensch mit Gummihose vorbei. Wohl ein Anglerfreund. Ich muss allerdings zugeben, dass er hin und wieder abends in aufgerüschtem Zustand aus dem Haus huschte. Gott weiß, was er dann getan hat.« Sie verschränkte die Arme. »Hören Sie, dieser Mensch war mir völlig fremd. Er hat Hartz IV bekommen und das reichte für die Miete. Mehr muss ich nicht wissen. Wie er sein Leben gestaltete, war mir egal. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden …«
    Sie stakste hagerbeinig davon.
    Die Katze huschte hinterher.
    Seifferheld zweifelte keine Sekunde lang daran, dass es die Mieze weitaus besser bei Frau Wegener hatte als der Ehemann.
    Seine Aufgabe hier war erledigt. Im Grunde hatte sie ihm seine Fragen beantwortet und er musste nicht auf ihren Mann warten. Außerdem empfand er die Atmosphäre in ihrem Dunstkreis als dermaßen eisig, dass ihm schon Frostbeulen an den Gliedmaßen sprossen.
    »Auf Wiedersehen, Frau Wegener«, rief er im Flur, bekam aber keine Antwort.
    Ein wirklich sehr gepflegtes kleines Häuschen. Der Mann von Frau Wegener schien seiner Hausmanntätigkeit mit Freude und Effizienz nachzugehen.
    Seifferheld öffnete die Tür.
    Und stand – Tusch! – Bocuse gegenüber.
    Seinem Kochlehrer aus dem Volkshochschulkurs.
Sobald Kühe Kondensmilch geben und Hühner Rühreier legen, wird man auch glücklich verheiratete Männer finden
    Nachdem Seifferheld erklärt hatte, in offizieller Mission unterwegs zu sein, ließ François den Akzent bleiben.
    »Im Kurs kommt es besser an«, meinte er, als sie sich in der Weinstube Gräter bei einem Trollinger gegenübersaßen.
    Um diese Uhrzeit war es leer. Die Leute, die nach der Arbeit rasch auf ein Glas vorbeikamen, waren schon weg und die Abendgäste waren noch nicht eingetroffen. Und so nett es in der wegenerschen Puppenstube auch gewesen sein mochte, die Präsenz von Frau Wegener lag wie ein dunkler Pesthauch über allem, weshalb die Männer sich darauf geeinigt hatten, die wenigen Meter in die Gelbinger Gasse zu laufen und sich in der Weinstube zu

Weitere Kostenlose Bücher