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Kreuzstich Bienenstich Herzstich

Titel: Kreuzstich Bienenstich Herzstich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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Nächstenliebe, unterwegs im Großraum Stuttgart, möchten sich bitte mit ihren Lieben zu Hause in Verbindung setzen
    Wie immer, wenn er nachdenken wollte, saß Seifferheld in seinem Ohrensessel am Fenster und stickte.
    Genauer gesagt, er stickte noch nicht, sondern teilte die Vorlage horizontal und vertikal mit einem Marker ein, bevor er dann die Mitte des feinen, weißen Leinenstoffes markierte. Die Mittellinie kennzeichnete er mit Nähseide in Kontrastfarbe. So würde er sich bei dem aufwendigenMuster, das er für die Weiß-Stickerei geplant hatte, leichter zurechtfinden.
    Die Kissen à la »I love Germany« hatte er über. Er brauchte Abwechslung. Um auf neue Gedanken zu kommen.
    Vernünftige Gedanken.
    So faszinierend die Vorstellung auch für ihn war, aber ein Rudel mordender Vermieterinnen schloss Seifferheld mittlerweile aus. Schwesterliche Solidarität gab es unter Frauen nicht, wenn es um Geld oder Männer ging. Sorry, Alice, diesbezüglich hast du umsonst gekämpft.
    Trotzdem, irgendwo musste es sein – das alles verbindende Element!
    Seifferheld fädelte noch mehr Nähseide ein.
    Alle Männer waren mehrere Tage verschwunden, bevor sie tot aufgefunden wurden. Aber offenbar waren sie nicht gekidnappt und in irgendeinem schmierigen Kellerloch gefangen gehalten oder gar gefoltert worden. Keiner der Toten wies äußere Verletzungen auf. Anscheinend verabreichte ihnen der Mörder ein Gift, dessen Wirksamkeit erst zeitverzögert einsetzte. Wenn die Männer merkten, wie schlecht es ihnen ging, war es a) schon zu spät und b) der Mörder längst an einem Alibi-gestützten Ort. Also musste der Mörder Zugang zu solch diffizilen Medikamenten haben. Ein Arzt. Ein Apotheker. Waren alle Opfer Kunden derselben Apotheke? Sollte er, Seifferheld, alle Innenstadtapotheken abklappern – Löwen, Mohren, Dreikönig, Brücken?
    Nein, nicht auf Seitengleise führen lassen. Es musste etwas anderes geben, was die Opfer miteinander verband. Etwas, das nicht sofort auf den Täter wies. So dumm mordeteheute keiner mehr. Außerdem brauchten die Apotheken jeden Kunden.
    Also noch mal neu nachgedacht.
    Es handelte sich bei den Opfern durchweg um Männer. Massenmörder tobten sich meistens an Frauen aus, dieser nicht. Ein schwuler Serientäter mit einer Aversion gegen Heteromänner?
    Alle Opfer waren alleinstehend ohne Anhang. Männer, die nicht so schnell vermisst wurden. Wie hatte der Mörder das herausgefunden? Eine solche Recherche erforderte Wochen, wenn nicht gar Monate, und doch wurden die Abstände zwischen den Morden immer kürzer. Saß der Mörder an der Quelle der Information? Arbeitete er für das Einwohnermeldeamt?
    Was verband die Opfer noch?
    Denk nach, Siggi, denk nach.
    Und da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. So abrupt, dass sich die Nähnadel in seinen fingerhutlosen linken Zeigefinger bohrte.
    Alle hatten sie Sport getrieben.
    Sport war das verbindende Element.
    Sport ist Mord, wie schon Churchill sagte. Und im Sinne brüderlicher Nächstenliebe half der Mörder dieser Parole ein wenig nach.
    Seifferheld lutschte sich den Blutstropfen vom Zeigefinger und nickte sich innerlich zu. Er würde seine Nachforschungen ab sofort auf die Sportschiene konzentrieren.
    Die einfachste Antwort war meistens auch die richtige.

4. Kapitel
Flipper lebt!
    »Mein Gott, wie entsetzlich! Dagegen muss es doch ein Gesetz geben!«
    Die Passantin, aschfahl im Mittsechzigergesicht, wandte sich rasch ab und hastete weiter in Richtung Marktstraße.
    »Verschließen Sie nicht die Augen vor der Wahrheit!«, rief Karina ihr hinterher. »Versetzen Sie sich doch mal in die Lage der Tiere!«
    Woraufhin die Frau noch schneller hastete. Ihrem Rücken meinte Karina anzusehen, dass sie in wenigen Minuten zwei Pfund Schweinehack im Laden der Bäuerlichen Erzeugergenossenschaft kaufen würde.
    »Würden Sie auch Flipper essen? Oder Lassie? Oder Black Beauty? Nein? Dann lassen Sie gefälligst auch Schweinchen Babe am Leben!«, brüllte Karina dem entschwindenden Rücken nach.
    Karina schmollte.
    Und fröstelte.
    Es war Viertel vor neun. Zusammen mit ihren Freundinnen Julia und Tiffi von Peta lag sie im Bikini auf dem Milchmarkt.
    Mit Kunstblut überschüttet.
    Unter einem Transparent mit der Aufschrift:
Wir sind alle aus Fleisch!
    Nur Sarah-Marie war vollständig bekleidet und wachte am Stand über die Peta-Flyer und diverse Schau-Schalen mit Zellophanhüllen. »So könnte im Supermarkt verkauftesMenschenfleisch aussehen!«, rief sie in

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