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Kreuzstich Bienenstich Herzstich

Titel: Kreuzstich Bienenstich Herzstich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Kruse
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mausetot wieder aufgetaucht. Die Gerichtsmedizin hat signifikante Verwesungsähnlichkeiten zur Klier-Leiche festgestellt, was eigentümlich ist und auf körperfremde Substanzen zurückzuführen sein könnte. Sie brauchen noch eine Weile, bis sie sich zur Todesursache äußern, aber man geht jetzt nicht mehr länger von Zufällen aus.« Biggi seufzte. »Ach Siggi, endlich wirst du wieder ernst genommen.«
    »Danke, Biggi.« Seifferheld wäre es lieber gewesen, wenn dafür nicht noch ein Toter nötig gewesen wäre.
    Aber wenigstens war es nicht Klaus.
Klausimaus hat erneut zugeschlagen und wie es nicht anders zu erwarten war, endete es mit einem K. O. in der ersten Runde
    »Deine Tante Gerda? Was soll denn das heißen? Deine Tante Gerda!«
    Nach drei schlaflosen Nächten standen in Seifferhelds Gefühlsrepertoire die Optionen »Langmut« und »Geduld« nicht mehr zur Verfügung.
    »Die Schwester meiner Mutter. Gerda. Tante Gerda. Meine Patentante«, wiederholte Klaus. »Wir haben einen lustigen Ausflug nach Weimar gemacht. Zum Zwiebelfest. Da war was los, kann ich dir sagen. Toll.«
    »Und dir ist keine Sekunde lang der Verdacht gekommen, dass ich mir Sorgen machen könnte?«
    Sie standen sich vor Klausens Loft gegenüber, Klaus mit den Füßen in seiner Wohnung, Seifferheld mit den Füßen im Hausflur.
    Als Ringrichter fungierte Frau Podolski – »Monika, Herr Kommissar, nennen Sie mich doch Monika«. Sie hatte Seifferheld am frühen Morgen angerufen und ihn davon in Kenntnis gesetzt, dass in der Küche von Klaus Licht brannte. Seifferheld hatte sich Onis geschnappt und war sofort losgelaufen.
    Der Hund war um Klaus herumgelaufen und schnupperte nun – leinen- und maulkorblos – über die Bodenfliesen rund um Klausens Küchenzeile. Sein Schwanz wedeltebegeistert. Wurstaroma! Mit einem Hauch Käse! Die Zunge wurde ausgefahren und über die Fliesenzwischenräume gezogen.
    Frau Podolski stand mit einem Tablett unter der Flurleuchte. Was auf dem Tablett lag, war nicht auszumachen, weil sie ein kariertes Küchenhandtuch darübergelegt hatte.
    Klaus war sich keiner Schuld bewusst. »Mensch, Siggi, warum bist du denn auf 180? Ich habe mir ein Wochenende mit meiner Tante gegönnt. Und dazu Zwiebeln in allen der Menschheit bekannten Darreichungsformen probiert. So ein bisschen Urlaub muss doch erlaubt sein.« Klaus schmollte.
    »Aber doch nicht mitten in einer Lockvogelaktion!« Seifferheld hatte das Gefühl, Schaum vor dem Mund zu haben, der ihm aus den Mundwinkeln tropfte. So musste es sich also für Onis anfühlen. »Selbstverständlich musste ich davon ausgehen, dass die Mörderin dich enttarnt und kaltgemacht hat!«
    Klaus lächelte geschmeichelt. »Ach, wie nett. Du hast dir Sorgen gemacht.«
    »Du bist ein Idiot«, wetterte Seifferheld außer sich. Sein Kopf fing wieder an zu pochen.
    »Schon gut, ich verstehe. Deine Angst um mich manifestiert sich gerade in einem Wutausbruch.« Vor dem Kochen-für-Kerle-Kurs hatte Klaus den VHS-Kurs »Einführung in die Psychologie des Mannes« belegt.
    Seifferheld atmete tief aus, schüttelte den pochenden Kopf und machte eine Kehrtwende. Erst mal Abstand gewinnen.
    »Aber nicht doch so schnell, Herr Kommissar«, rief Frau Podolski ihm hinterher. »Wie wäre es mit einemStück Kuchen? Selbstgebacken.« Sie hob das Küchenhandtuch an und sehr sandig aussehender Sandkuchen war auf dem Tablett auszumachen.
    Seifferheld humpelte eiligst die Stufen hinunter. »Bin leider sehr in Eile«, rief er über seine Schulter. Er hörte Klaus noch sagen: »Ich nehme gern ein Stück, Frau Podolski. Oder auch zwei.«
    Seifferheld war schon auf der Holzbrücke zum Unterwöhrd, als ihm einfiel, dass er Onis bei Klaus vergessen hatte.
Mami, Mami, er hat überhaupt nicht gebohrt
    Bisweilen verschafft sich unausgelebte Wut im Körper Ausdruck. Man bekommt Eiterpusteln oder einen Herzinfarkt. Oder Zahnschmerzen.
    Seifferheld saß neben einem Cordsamtanzugträger im Wartezimmer von Dr. Beinholt, seinem Zahnarzt.
    Das Pochen in seinem Kopf hatte anatomisch seinen Sitz im linken Backenzahn, psychologisch konnte es sich jedoch nur um die Wut handeln, die er auf seine Ex-Kollegen empfand. Erst hatten sie ihn ausgelacht, ihn nicht ernst genommen. Und jetzt grenzten sie ihn aus.
    »Sorry, Siggi, du weißt, dass ich dir nichts sagen darf. Du bist jetzt außen vor. Mensch, genieß doch einfach den Ruhestand.«
    Ha!
    Und dann war da die Wut auf Klaus und seinen Unernst, seinen mangelnden Einsatz bei der Ermittlung.

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