Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
Vom Netzwerk:
Landschaft. Die Temperatur lag hier ungewöhnlich niedrig, weil eisige Winde von den Bergen herunter in Richtung Meer wehten. Als sie von Bipih abgeflogen waren, hatten sie diese kalten Luftströmungen vermieden, indem sie sehr niedrig flogen. Jetzt flogen sie rund zwei Kilometer höher – die maximale Höhe, die ein schwer beladener Greif erreichen konnte –, und sie ließen sich von den starken Luftströmungen tragen. Die ersten Umrisse der Bergkette wurden als dunkle Linie sichtbar, von der aus sich einige blau schimmernde Flüsse in die Wälder hinabschlängelten.
    Der Xenist in Clio meldete sich, und sie überlegte, wie diese Landschaft einst entstanden sein mochte. Die Flüsse vereinten sich nicht, lag das vielleicht daran, dass die Gletscher die Oberfläche zu sehr eingeebnet hatten? Oder verhielt es sich eher so, dass die Flüsse unter den Gletschern entstanden waren, und es wegen der niedrigen Gravitation nur wenig Wassererosion gab, sodass sich kein sonderlich tiefes Flussbett bildete? Die generell niedrige Erosion würde auch erklären, wie hier in der relativ kurzen Zeit, die seit der letzten Eiszeit vergangen war, so viel fruchtbarer Boden entstehen konnte. Und dass er sehr fruchtbar war, bewiesen schon allein die üppig wuchernden Wälder unter ihr.
    Clio war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie gar nicht mehr auf den Flug achtete. Deshalb war sie ganz erstaunt, als die ersten Berge direkt vor ihr auftauchten. Die voranfliegenden Geschwader rückten jetzt dichter zusammen und bereiteten sich darauf vor, den ersten Pass zu überqueren. Weit vorne sah Clio die Heliographen in schneller Reihenfolge blinken. Sie versuchte eine ganze Weile, die Mitteilungen zu verstehen, war aber so aufgeregt, dass sie die Hälfte der Signale verpasste.
    »Sie haben eine Befestigungsanlage entdeckt«, sagte sie. »Die Xhu'ghawi haben sich anscheinend am Pass verschanzt.«
    »Das habe ich schon gesehen«, erwiderte Kuf.
    Signale wurden zwischen den Staffelkommandanten hin und her geblinkt. Kuf und Phreg folgten der Hauptformation, die erst ein wenig absank und dann nach links abschwenkte. Die anderen Gruppen flogen einen weiten Bogen und schlossen sich ihnen dann wieder an. Es dauerte eine Weile, bis sich wieder eine geordnete Formation gebildet hatte.
    Der vorausfliegende Verband machte einen Schwenk und schloss sich dem rechten Flügel an. Alle Krieger hatten die Flughöhe verringert, sodass sie nur noch einen halben Kilometer über dem Boden dahinglitten und die Luftströmungen perfekt ausnutzten.
    Noch stand ihnen ein langer, anstrengender Flug bevor, bis sie die Berggipfel erreichen würden. Dort gab es vermutlich keine Möglichkeit, ihre Vorräte zu ergänzen, doch sah Clio ein, dass sie wohl keine andere Wahl hatten. Im Kriegsgebiet mussten sie dort landen, wo sie leicht und vor allem schnell wieder starten konnten. Sie konnten jetzt nicht mehr auf einen Überraschungsangriff hoffen, und außerdem waren ihnen die Befestigungsanlagen im Weg, sodass sie ihre ursprünglichen Pläne drastisch ändern mussten. Hinzu kam noch, dass sie heute durch den spontan gewählten Umweg eine sehr große Strecke zurückgelegt hatten, sodass alle reichlich erschöpft waren. Die Übernachtung im Lager würde bestimmt kalt und ungemütlich werden. Da Clio Kuf ohnehin nicht beim Fliegen helfen konnte, nutzte sie die Zeit, um sich jetzt die Erholung zu gönnen, die ihr später vermutlich verwehrt bliebe.
    Andys Heliograph begann zu blinken. Sie brauchte eine Weile um zu begreifen, dass er eine Nachricht an die Staffelkommandanten weitergab.
    »VERMUTUNG: RÜCKZUG … VERMUTUNG: ZIELORT … VOM FEIND BESETZT …  …  … FRAGE: BESTÄTIGUNG.«
    Sie war froh, dass Andy in ihrer Nähe war. Zwar hatte sie bislang gar nicht daran gedacht, doch waren die einsamen Berggipfel sicher der beste Platz, den Angreifern eine Falle zu stellen. Die Xhu'ghawi waren nicht dumm, und man durfte nicht hoffen, dass ihnen dieser nahe liegende strategische Vorteil entgangen war. Wenn die Staffelkommandanten derselben Ansicht waren wie Andy, würden sie schnell beidrehen müssen, denn die Greife wurden allmählich müde und hätten in einem Kampf kaum eine Chance. Noch sah Clio keinen günstigen Landeplatz, aber vermutlich würden sie ohnehin mit dem vorlieb nehmen müssen, was die Natur ihnen zu bieten hatte.
    Einer der Kommandanten antwortete: »ANTWORT: STIMMEN ZU … FRAGE: BITTEN UM RAT.«
    Plötzlich kam es mitten im

Weitere Kostenlose Bücher