Kreuzzüge
ihm und segelte langsam und in geringer Höhe über den mit Moos überzogenen Hang. Clio sprang mit einem Salto ab und landete unversehens in einer Pfütze. Es dauerte eine Weile, bis sie tropfnass und schmutzig schließlich auf festem Boden stand und sich den Schlamm vom Gesicht wischte, um wieder etwas sehen zu können.
Mit kräftigen Flügelschlägen landete Vwat ganz in ihrer Nähe.
Um sie herum reihten sich die Tripel auf, und Clio bemerkte, dass sie eine Ehrenformation bildeten – also hatte man ihr doch Glauben geschenkt!
Vwat stand oben auf der Spitze des Hügels und stieß einen schrillen Ruf aus. Kuf machte die üblichen Ehrenbezeugungen, und Clio beeilte sich, es ihm gleichzutun.
»Hört mich an, und folgt meinem Befehl«, rief Vwat mit lauter Stimme. »Ich werde in zwei Stunden hier von diesem Hügel aus meine Befehle bekannt geben. Bis dahin wünsche ich, nicht gestört zu werden. In meiner Nähe soll Ruhe herrschen. Meine Begleiter sind komfortabel unterzubringen. Und vergesst nicht, ihnen etwas zu essen vorzusetzen.«
Hinter Clio ertönte die Stimme eines Randallaners, die übliche, formelle Antwort auf den königlichen Befehl. Aus den Augenwinkeln heraus sah sie, dass Kuf aufstand, also richtete sie sich ebenfalls auf. Sie hörte jemanden mit der Zunge schnalzen und drehte sich zu dem Tripel um, das hinter ihnen stand.
»Ihr wollt ein Bad nehmen und etwas essen? Dann folgt uns«, sagte der Randallaner.
Sie liefen hinter dem Tripel her, die langen Reihen der Zelte entlang. Ihre Füße versanken im Schlamm, und sie beobachtete, dass sich bereits einige Tripel auf den Weg zum Hügel machten, auf dem die Versammlung stattfinden sollte. Nach und nach wurde das Gedränge so stark, dass sie kaum noch vorwärts kamen.
Bald erreichten sie einen kleinen Pavillon, und Clio säuberte sich die Schuhe auf einer Plattform und trat ein. Auf einer am Boden ausgebreiteten Matte saßen Andy Kanegawa und Phreg.
Andy hob überrascht den Blick. Clio schoss der Gedanke durch den Kopf, dass er plötzlich wieder Hoffnung schöpfte, nachdem er bislang anscheinend nicht viel Erfolg bei seinen Verhandlungen gehabt hatte. Er schloss sie trotz ihrer nassen, schmutzigen Kleidung in die Arme, und sie überlegte krampfhaft, wie sie ihm möglichst schonend die traurigen Nachrichten beibringen konnte.
Ein Tripel brachte Essen für Kuf und Clio, während sie den beiden erzählten, was geschehen war. Clio war an das Versprechen gebunden, das sie der Hochkrone gegeben hatte. Doch beschloss sie, Andy die ganze Wahrheit zu sagen, sobald sie allein wären.
Als sie ihre Mahlzeit beendet hatten, bombardierten Andy und Phreg Clio mit Fragen, bis einige Soldaten erschienen, die sie baten, ihnen zu dem Hügel zu folgen, auf dem Vwat seine Rede halten wollte.
Die Wege durch das Lager waren nicht mehr so überfüllt, da sich die meisten Tripel schon auf dem Hügel eingefunden hatten. Als sie den Versammlungsplatz erreichten, sahen sie Vwat mit gesenktem Kopf auf dem Boden sitzen, genauso wie Clio und Kuf ihn verlassen hatten. Vor ihm saßen und standen in gebührendem Abstand die Tripel und warteten still ab.
Es roch streng nach Schweiß und Morast. Die Greife hatten sich zum Teil hingekauert, andere standen im olivgrünen Moos, zu dem ihre grau schimmernden Körper einen interessanten Kontrast boten. Oberhalb von ihnen, wo der Boden etwas trockener war, saßen die Randallaner und Handschlangen still auf dem Boden. Abgesehen von den leise gemurmelten Entschuldigungen gelegentlich eintreffender Nachzügler, war es völlig still. Alle Blicke waren auf die Spitze des Hügels gerichtet.
Als alle versammelt waren, begann Vwat zu sprechen. »Ich danke euch, dass ihr alle hier erschienen seid. Dazu wart ihr nicht verpflichtet. Ich bin Xhu'gha – ich war ein Teil der Hochkrone und überbringe euch deren letzte Befehle!
Ich weiß, dass ich euch eine Erklärung schuldig bin, warum ich euch hier versammelt habe. Also hört mir zu: Schon vor längerer Zeit hat sich die Handperson der Hochkrone, Krish'pha, den Jesusanhängern angeschlossen. Dies hat Dintanderoderam sehr geschmerzt, doch wir haben darüber geschwiegen. Wir erfuhren, dass Krish'pha mit den Mod'hrunwi sympathisierte und noch mehr mit den Xhu'ghawi, und wieder haben wir geschwiegen, um den Frieden nicht zu stören. Ja, wir wollten Frieden, um jeden Preis!« Die Ironie in seiner Stimme war nicht zu überhören.
»Aber als wir dann von den unverantwortlichen und nicht mehr zu
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