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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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sie den weiblichen Greifer nicht einfach hier liegen lassen.
    Aber wie sollte sie sie ins Freie schaffen?
    Qoj konnte sie nicht einfach mit dem Schnabel packen, da sie ihr dabei zwangsläufig weitere Verletzungen zufügen würde. Natürlich konnte sie auch ihre Vorderpfoten benutzen, doch bot die Höhle nicht genug Platz, als dass sie hätte ins Freie fliegen können, und mit so einer schweren Last konnte sie nicht weit laufen. Qoj überlegte, die Schlafende aus der Höhle zu rollen, doch dann würde sie vielleicht den Berg herunterfallen und sterben. Der Gedanke, dass die königlichen Streitkräfte sie bei der blutigen Leiche einer Prinzessin fänden, behagte ihr gar nicht.
    Vielleicht war es das Beste, sie hier liegen zu lassen? Wenn sie aufwachte, konnte Qoj ja versuchen, mit ihr zu sprechen. Die Höhle war trocken und bot Schutz, selbst mit dem Traumbringer in der Nähe. Nach eineinhalb Tagen ohne Schlaf – sie war direkt von der Wohnung des Arztes losgeflogen, der ihr gesagt hatte, wie es um sie stand – kam ihr das elende Loch hier schon fast urgemütlich vor. Der weiche Sand neben dem Greifer sah sehr einladend aus. Sie könnte sich hier ein wenig ausruhen, während sie daraufwartete, dass der Greifer aufwachte.
    Für jemanden, der früher einmal Soldat, ja vielleicht sogar Offizier werden sollte, ist es ausgesprochen peinlich, während der Wache einzuschlafen, dachte Qoj noch, bevor sie in Schlaf fiel.
    Die Lage wird nicht einfacher, dachte Wildarankaragu. Eine Flügelperson – das Geschrei musste sie angelockt haben. Sei's drum, immerhin hatte es keinen Kampf gegeben! Normalerweise hätte die Flügelperson die Handperson sofort getötet. Doch entlang dieser relativ friedlichen Grenze war das zum Glück nicht immer so.
    Sie glitt über den weichen Sand, vorsichtig, um niemanden aufzuwecken. Das hätte die ganze Situation verkompliziert. Sie berührte die Flügelperson, die sich zwar bewegte, doch sofort wieder einschlief. Erst bei ihrem zweiten Versuch gelang es ihr, den Kontakt herzustellen.
    Diese Person hier war geistig normal, und es dauerte nicht lange, bis Wildarankaragu ihre Geschichte in Erfahrung gebracht hatte. Sie empfand eine gewisse Sympathie für Qoj. Vielleicht würde Qoj ihr sogar bei der Handperson helfen … vorausgesetzt, sie konnte einen Kampf verhindern, wenn Kth'ree erwachte. Wildarankaragu berührte beide und schickte einige der wirren Gedanken und Eindrücke von Kth'ree an Qoj. Das würde ihr eine böse Überraschung ersparen, wenn Kth'ree sich merkwürdig benahm.
    Die Schlange war so auf die Übertragung konzentriert, dass sie nicht bemerkte, wie Qoj aufwachte. Schließlich lenkte Wildarankaragu ihre Sinne wieder auf die Umgebung, doch zu spät … Qoj sah sie an und ließ den Kopf kreisen.
    »Hallo«, sagte Qoj. »Du hast das also gemacht! Ich bin froh, dass ich dich nicht erwischt habe, bevor du es erklären konntest. Was machen wir jetzt mit Kth'ree?«
    Du vertraust mir?
    »Wir wissen, dass es gute und schlechte Traumbringer gibt. Ich wusste nur nicht, zu welcher Sorte du gehörst.«
    Ich wusste gar nicht, dass es auch böse gibt.
    Qojs Körper bebte leicht, ihre Flügel bauschten sich auf. »Lass uns jetzt nicht von ihnen sprechen, ich bin sehr nervös. Du bist schrecklich groß.«
    Es dauert nur noch einen halben Mond, dann werden meine Jungen kommen.
    Qoj bewegte den Kopf auf und ab, ihre telepathisches Gelächter schwoll an und multiplizierte sich in ihrem Geist. »Ich weiß nicht, wer als Nächstes diese Höhle betreten wird, doch könnte es durchaus sein, dass die Person ebenfalls schwanger sein wird!«
    Wildarankaragu fiel in ihr Lachen ein, und nur mühsam gewannen sie die Fassung wieder. Dann fühlten sie, dass Kth'ree sie anstarrte, und drehten sich zu ihr um. Als Kth'ree vollauf wach war, hielt Qoj ihr die Hände, während Wildarankaragu beruhigende Gedanken zu ihr aussandte.
    Nach einer Weile streckte Kth'ree alle vier Arme aus und umarmte Qoj. Schmerz und Einsamkeit durchfuhren sie, doch weinte sie nicht. Offenbar war die Botschaft ›Ich bin ich‹ diesmal zu ihr durchgedrungen.
    Hmi'dro war sich nicht ganz sicher, ob er sich verlaufen hatte. Wenn er nach unten kletterte, würde er zur Straße gelangen. Und wenn er die erst mal erreicht hatte, konnte er sich noch immer überlegen, ob er zur Festung oder zur Hauptstadt zurückgehen wollte. Seit er die Verfolgung aufgenommen hatte, waren bereits drei Monde vergangen. Er war dünner geworden, doch sein Fell wurde

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