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Kreuzzüge

Titel: Kreuzzüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barnes John
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aufzuwecken.
    Danke. Fangen wir an.
    Diesmal kam der Kontakt schnell zustande. Sie sah die verstümmelten, bruchstückhaften Gedanken. Sie sortierte diejenigen aus, die den Befehl zum Aufwachen gaben und nicht überlagert werden konnten. Schließlich fand sie etwas, tief in anderen Gedanken versteckt. Vorsichtig holte sie die Botschaften hervor und fand … Aha, der Name war jedenfalls Hmi'dro … doch hatte sie noch etwas gefunden, etwas völlig Absurdes.
    Kth'ree hatte den Gedanken mit Erinnerungen an ihren Vater und den Großvater überlagert, sodass Wildarankaragu Hmi'dros Gesicht nicht klar erkennen konnte. Sie verband offensichtlich magische Kräfte mit diesem Namen und dem Gesicht – da gab es Botschaften, die besagten, er sei die Welt, er allein habe zu bestimmen. Schließlich fand sie noch unzählige Botschaften, die alle gleich waren und vermittelten, dass es für Kth'ree am wichtigsten war, mit Hmi'dro eine Einheit zu bilden – keine geistige oder körperliche Einheit, sondern eine gemeinsame Identität. Für Wildarankaragu ergab das wenig Sinn, sie würde Qoj danach fragen.
    Als sie die Botschaft verinnerlicht hatte, drang sie weiter zu ihrem Ursprung vor. Sie musste einigen Widerstand überwinden, doch schließlich fand sie, was sie gesucht hatte.
    Wildarankaragu spürte den Schmerz. Jenes Gesicht, das sie vorher nur undeutlich gesehen hatte, hing nun über ihr, die Fangzähne entblößt, wahnsinnig laut kreischend. Die Hände rissen an ihrem Haar und verletzten ihr Gesicht; Kth'ree wurde geschüttelt und unten zwischen den Beinen fühlte sie einen heißen, fürchterlichen Schmerz, als die knöcherne Spitze des erigierten Penis die Membran durchstieß, um dort das Sperma zu hinterlassen.
    Trotz der Raserei spiegelte das verzerrte Gesicht über ihr auch Angst und Schmerz wieder. Wildarankaragu dachte an Qojs zärtliche, amüsante Erinnerungen an ihre verschiedenen Gatten und konnte keine Gemeinsamkeiten entdecken. Sie wusste jetzt alles, was sie im Moment herausfinden wollte, und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Umgebung zu. Die Informationen gab sie an Qoj weiter; schnell hatte die Flügelperson gelernt, Mitteilungen auf diesem Weg zu empfangen. Dann setzten sich die beiden zusammen und diskutierten über Kth'rees Erinnerungen.
    »Wenn sie die ganze Zeit solche Gedanken mit sich herumträgt, kann sie ja nicht gesund werden! Wer hätte gedacht, dass sich ein Männchen so verhalten kann? Und was können wir jetzt für sie tun?«
    Ich glaube, wir müssen diesen Hmi'dro zu ihr bringen. Wenn sie nicht begreift, wie er wirklich ist, wird sie nie wieder in die Realität zurückkehren.
    »Wie wollen wir das anstellen?«
    Du wirst dich um sie kümmern. In dieser Phase der Schwangerschaft kannst du nicht fliegen. Außerdem bin ich eher dazu imstande, mit ihm vernünftig zu kommunizieren, wenn ich ihn erst gefunden habe.
    Bevor Qoj etwas erwidern konnte, senkte Wildarankaragu schon ihre Vordergliedmaßen und verschwand blitzschnell aus der Höhle.
    Der Schnee wurde jeden Tag höher, und damit wurde es auch immer schwieriger, Feuerholz zu finden. Hmi'dro fühlte keinen Hunger mehr und ahnte, wohin ihn das letztlich führen würde. Inzwischen vermochte er an einem Tag kaum ein Viertel des Gebietes abzusuchen, das er sonst bewältigt hatte. Sein Verlangen, sich wie ein waidwundes Tier in einer Höhle zu verkriechen, wurde immer stärker.
    An diesem Morgen saß er nach dem Training auf einem Baumstamm und ließ sich das Sonnenlicht ins Gesicht scheinen, während er seinen Rücken am Feuer wärmte. Am Abend zuvor hatte er das Glück gehabt, einen großen, umgestürzten Baum zu finden; es war das erste Mal nach langer Zeit, dass er das Feuer die Nacht hindurch brennen lassen konnte. Er schloss die Augen und genoss die Wärme, die seinen Körper durchflutete.
    Als er die Berührung der Traumschlange spürte, war er seltsamerweise gar nicht überrascht.
    Du bist der, den man Hmi'dro nennt.
    »Ja.«
    Er fühlte ihren Schmerz.
    Du brauchst nicht laut zu sprechen. Deine Gedanken sind ungewöhnlich klar. Wenn du sprichst, klingt das in meinen Ohren wie an Schrei.
    Es tut mir Leid. So ist es schon besser, aber du bist immer noch sehr laut. Du bist also Hmi'dro und bist auf der Suche nach einer, die ihr Kth'ree nennt?
    Ja.
    Ich bin gekommen, um dich zu ihr zu bringen. Körperlich ist sie gesund, doch brauche ich dich, um ihren Geist zu heilen.
    Er sagte und dachte nichts, stand einfach auf und schaufelte Schnee auf

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