Kreuzzüge
an der Leine zu gehen. Irgendwie hatte er es geschafft, die Begrüßungszeremonien durchzustehen, doch Hauskyld glaubte, dass sogar Rha'ngri, Kuf und Thingachganderook bemerkt hatten, was mit dem alten Mann los war.
Jetzt hing er zusammengesunken auf seinem Stuhl und hörte sich Hauskylds Bericht an, wenn er nicht gerade einnickte und schlief. Kanegawa lauschte gebannt, stellte immer wieder Zwischenfragen und machte sich Notizen, um ganz sicherzugehen, dass er auch alles richtig verstanden hatte. Die jungen Aquinier kümmerten sich ausschließlich um Sherman, der Bericht schien sie nicht zu interessieren.
Clio erstattete als Zweite Bericht; was sie sagte, stimmte völlig mit Hauskylds Aussagen überein, vor allem in Bezug auf das Angebot der Hochkrone. Hauskyld bemerkte, dass der Templerritter immer heftig nickte, wenn Clio eine Sprechpause einlegte. Ob er wohl von Clios Ausführungen so begeistert war oder von ihr selbst? Sie schien auf jeden Fall einen starken Eindruck bei ihm zu hinterlassen.
Hauskyld hatte während ihres Vortrages ein wenig Zeit, seinen eigenen Gedanken nachzugehen. Er hatte bemerkt, dass sich unter Shermans Adjutanten nur zwei Offiziere befanden, die etwas Gefechtserfahrung gesammelt hatten. Die anderen waren alle kaum über das Teenageralter hinaus. Kanegawa hatte anscheinend die Wahrheit gesagt – Sherman hatte wohl wirklich alle einsperren lassen, die nicht seiner Meinung waren.
Als Clio ihren Bericht beendete, richtete sich Sherman plötzlich auf, als wäre er durch irgendetwas alarmiert worden. »Wiederholen Sie noch einmal, was Sie über die … äh … Reproduktion gesagt haben«, verlangte er.
Clio hatte gar nicht darüber gesprochen, vielmehr war dieses Thema Teil von Hauskylds Bericht gewesen. Also wiederholte er ihn. Sherman schien sehr aufgeregt zu sein und fragte Hauskyld immer wieder nach Details. Der fühlte sich gar nicht wohl dabei, denn es war ihm sehr peinlich, dies alles vor der randallanischen Delegation ausbreiten zu müssen. Als er versuchte, das Thema auf die kulturellen Aspekte der Reproduktion zu bringen, bedeutete Sherman ihm mit einer unmissverständlichen Geste, dass er schweigen solle.
»Gentlemen, jetzt hat sich endlich bestätigt, was ich immer schon vermutet habe! Der ganze Planet befindet sich in der Hand Satans! Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass er wieder christlich wird – Komtur, Ihre Templer haben freie Hand, Sie können mit dem beginnen, was Sie schon lange geplant haben.«
Kanegawa schluckte, blickte Hauskyld an und meinte schließlich: »Pater, ich sehe keine Notwendigkeit für eine Domestizierung. Die Bevölkerung hat sich den Gesetzen der Kirche gebeugt. Meine Templer sind außerdem reine Infanteristen, wir haben keine Nuklearwaffen, die Geräte zur Wettermanipulation fehlen ebenso wie die Fabriken zur Bakterienproduktion.«
In der Stimme des alten Priesters war eine gewisse Schärfe zu spüren, als er erwiderte: »Das hört sich für mich verdächtig nach Insubordination an.«
»Es liegt in meinem eigenen Interesse, Ihnen die Wahrheit zu sagen«, antwortete Kanegawa. »Außerdem ist es meine Aufgabe, die militärischen Interessen des Papstes zu vertreten – und dem liegt sicher mehr an einer weiteren befreundeten Welt in diesem Teil des Raumes. Es ist schon richtig, dass uns einiges an dem Paarungsverhalten der einheimischen Bevölkerung abstoßend erscheinen mag – aber sie hat keinen bewussten Einfluss auf dieses Verhalten, daher kann es nicht gegen die Doktrin der Kirche verstoßen. Wie uns Bruder Hauskyld berichtet hat, ist auch schon ein Weiterentwicklungsprozess abzusehen. Hören Sie mir in Ihrem eigenen Interesse zu …«
Sherman sprang auf, das Gesicht puterrot und zu einer Grimasse verzerrt, schlug mit der Faust auf den Tisch und brüllte: »Ich weiß ganz genau, wo meine Interessen liegen! Das Problem ist nur, dass wir offensichtlich Verräter unter uns haben. Die Templer haben es verstanden, viele meiner eigenen Offiziere auf ihre Seite zu ziehen. Ich weiß ganz genau, dass der Erzbischof hinter meinem Rücken die Templer hierher geschickt hat, um diesen Planeten in die Hand des Satans zu geben. Sie sind nämlich völlig unfähig, diesen Planeten zu domestizieren! Ich weiß wohl, dass ich von denselben Leuten auf einen Planeten geschickt wurde, der vom Satan beherrscht wird. Es passt alles zusammen, wenn man erst einmal weiß, wer dahinter steckt!« Er starrte sie an, kaute auf der Lippe und schien kurz davor zu
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